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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0125
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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

Damit erklärt sich auch jene Bestimmung im Vertrage vom i. März 1452, welche dem
Meister Giorgio gestattet, für seinen eigenen Bedarf in dem Steinbruche des Domkapitels
auf Brazza zu brechen.

Die Hauptteilung der Fassade war vermutlich schon durch den älteren Kern des
Gebäudes gegeben, eine zweigeschossige Anlage mit dreiachsiger Vertikalteilung. Die
vertikale Gliederung ist durch vier Strebepfeiler, die in Fialen ausklingen, streng durch-
geführt; der geniale Baugedanke liegt vor allem in der horizontalen Teilung: auch hier
drei Zonen, die Bogen der Loggia mit einem durchgehenden verkröpften Blattkarnies, ein
glattes, breites Band mit Felderteilung, als neutrale Zone und darüber die reichen Maßwerk-
fenster, ein fein gegliedertes Spitzenwerk mit flamboyanten Blätterranken in den Füllungen,

Fig. 70 Fassadenschnitte von der Loggia dei mercanti in Ancona (i : 150)

in scharfem Kontrast zum hohen glatten Parapett (Fig. 68 und 69). Interessant ist die
Gliederung der Strebepfeiler, die sich oberhalb des Blattkarnieses gegenüber der horizontalen
Hauptteilung verschiebt, wodurch eine strengere Bindung der beiden oberen enger zusammen-
gehörigen Zonen bewirkt wird und in kürzeren Rhythmen ein Kontrapunkt zum Hauptthema
angeschlagen wird, der in lebhafter Bewegung über das Hauptgesims in den reichen
Fialen ausklingt. Einige Details sind noch beachtenswert. Bei den Tabernakeln ist eine
Muschel in Rundbogen als Abschluß der Nische hinter den vorspringenden spitzbogigen
Baldachin eingestellt (Fig. 71). Diese etwas seltsame Lösung findet sich bei der Porta
S. Francesco wieder, sowohl bei den Figurennischen als auch bei dem großen mittleren
Baldachin. Ebenso liegt das System der Fialen mit zwei hintereinander gestellten mehrfach
gebrochenen Giebeln auch dem mittleren krönenden Aufbau dieses Portales zugrunde.

Die Loggia ist leider nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Über die
späteren Schicksale erzählt Ferretti, daß einige Jahre nach Ausbau der Fassade von dem
Architekten Antonio Busio das Dach gehoben und an Stelle des Daches eine reiche
 
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