Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
Dagobert Frey
gleichem Zusammenhang an keinem andern
Bauwerk des Meisters Giorgio wiederfinden.
Der unterste Teil, von dem in beiden Ver-
trägen keine Erwähnung geschieht, dürfte
damals schon vergeben gewesen sein. Schon
der erste Kontrakt zeigt uns den Bau weit
vorgeschritten und die Arbeit in vollem
Gange, da schon der Baldachin von Giorgio
im Rohen ausgeführt (disgrossata) ist. Figu-
rale Arbeiten werden in den beiden Ver-
trägen nicht erwähnt. Betreff der Person des
Steinmetzmeisters Pribislavlich ist daran zu
erinnern, daß Meister Giorgio durch seinen
Vertrag mit den Domprokuratoren vom i. März
1452 die Rechtsnachfolge eines im Jahre 1447
auf fünf Jahre abgeschlossenen Vertrages mit
dem besagten Scarpellino antritt.
In der Komposition ist die Porta S. Fran-
cesco eine der originellsten und kühnsten
architektonischen Ideen des Meisters Giorgio.
Der mächtige, bewegte, reichgegliederte
Aufbau erhebt sich in scharfem Kontrast auf
der großen glatten Steinfläche der Fassade
(Fig. 74 und 75). Der weitausgespannte Bal-
dachin mit seinen schweren Schatten und
seiner verwirrenden Fialenbekrönung ist die
zentrale Idee. Auf diese impressionistische
Wirkung ist alles hingearbeitet. Da der Aus-
ladung konstruktive Grenzen gesteckt waren,
wird die Plastik durch die Gegenbewegung
der Segmentnische gesteigert (Fig. 76 rechter
Teil) und so das tiefe Dunkel der Nische
erzielt, das noch erhöht wird durch den
Kontrast der vorgeschobenen lichten Fläche
darunter, an der das Flachrelief der Stig-
matisation des hl. Franziskus angebracht ist.
Die Nische ist nur so weit herabgeführt, als
ihr dunkler Fleck dem kräftigen Schlag-
schatten des ideellen voll ausladenden Bal-
dachins entsprechen würde. Auch hier wie
in Sebenico ist somit das Grundmotiv ein
malerisches, das mit raffinierten Mitteln der
Perspektive und der Licht- und Schatten-
wirkung durchgeführt wird. Noch mehr als
beim Dom, ist die Portalarchitektur rein
13*
99
Fig. 76 Horizontalschnitte durch die Porta S. Francesco in Ancona (i : 37*5)
Dagobert Frey
gleichem Zusammenhang an keinem andern
Bauwerk des Meisters Giorgio wiederfinden.
Der unterste Teil, von dem in beiden Ver-
trägen keine Erwähnung geschieht, dürfte
damals schon vergeben gewesen sein. Schon
der erste Kontrakt zeigt uns den Bau weit
vorgeschritten und die Arbeit in vollem
Gange, da schon der Baldachin von Giorgio
im Rohen ausgeführt (disgrossata) ist. Figu-
rale Arbeiten werden in den beiden Ver-
trägen nicht erwähnt. Betreff der Person des
Steinmetzmeisters Pribislavlich ist daran zu
erinnern, daß Meister Giorgio durch seinen
Vertrag mit den Domprokuratoren vom i. März
1452 die Rechtsnachfolge eines im Jahre 1447
auf fünf Jahre abgeschlossenen Vertrages mit
dem besagten Scarpellino antritt.
In der Komposition ist die Porta S. Fran-
cesco eine der originellsten und kühnsten
architektonischen Ideen des Meisters Giorgio.
Der mächtige, bewegte, reichgegliederte
Aufbau erhebt sich in scharfem Kontrast auf
der großen glatten Steinfläche der Fassade
(Fig. 74 und 75). Der weitausgespannte Bal-
dachin mit seinen schweren Schatten und
seiner verwirrenden Fialenbekrönung ist die
zentrale Idee. Auf diese impressionistische
Wirkung ist alles hingearbeitet. Da der Aus-
ladung konstruktive Grenzen gesteckt waren,
wird die Plastik durch die Gegenbewegung
der Segmentnische gesteigert (Fig. 76 rechter
Teil) und so das tiefe Dunkel der Nische
erzielt, das noch erhöht wird durch den
Kontrast der vorgeschobenen lichten Fläche
darunter, an der das Flachrelief der Stig-
matisation des hl. Franziskus angebracht ist.
Die Nische ist nur so weit herabgeführt, als
ihr dunkler Fleck dem kräftigen Schlag-
schatten des ideellen voll ausladenden Bal-
dachins entsprechen würde. Auch hier wie
in Sebenico ist somit das Grundmotiv ein
malerisches, das mit raffinierten Mitteln der
Perspektive und der Licht- und Schatten-
wirkung durchgeführt wird. Noch mehr als
beim Dom, ist die Portalarchitektur rein
13*
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Fig. 76 Horizontalschnitte durch die Porta S. Francesco in Ancona (i : 37*5)