Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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Der Torbogen wird im Kontrakt nicht erwähnt. Die zwischen Bogen und Kämpfer-
gesims eingeschobene Bank mit Palmettenmuster zur Überhöhung des Bogens ist sicher
eine spätere Zutat. Es liegt die Vermutung nahe, daß auch der Rundbogen eine spätere
Veränderung bedeutet und ursprünglich ein Spitzbogen geplant war. Um die durch andere
Architekturteile bereits fixierte Scheitelhöhe zu erreichen, scheint man sich obigen Aus-
weges bedient zu haben.
Eine wesentliche Abweichung vom Plane
Giorgios bedeuten die Pilaster mit Renais-
sancefüllungen, welche schattenhaft die Pfei-
ler seitlich begleiten. Sicherlich war ein
plastischer seitlicher Abschluß vielleicht mit
Diensten ähnlich dem Franziskanertor ge-
plant. Der Kontrakt beschreibt in höchst
unklarer Weise einen plastischen Aufbau,
von dem nichts ausgeführt erscheint und
der vielleicht seitlich der Säulen gedacht
war: Löwen nach Art des Portals der Do-
minikaner in Riccanati, darauf ein Engel,
weiter folgt eine Vase (vas?) mit einer Wein-
ranke (vite?), die bis zum Kämpfergesims
reicht, darüber ein Blätterstab (folea?), der
in einer Fiale endet (piler). Das erwähnte
Portal in Riccanati ist erhalten und zeigt
kauernde Greife und nicht Löwen (!) als
Träger der Säulen, über deren verkröpftem
Gesims ein Rundbogen sich wölbt, mit Eck-
rosetten und einer Büste Gott-Vaters am
Scheitel (Fig. 78)117). Den gleichen Aufbau
zeigt das Portal von S. Agostino in Riccanati,
bei dem tatsächlich die Säulen von liegenden
Löwen getragen werden (Fig. 79)118). Die hier
fehlende Büste befindet sich jetzt in der Sakri-
stei. Die stilistische Behandlung des Bartes,
die tiefeingeschnittenen Falten an Stirn und
Augen, der Kopftypus mit den stark vor-
stehenden Backenknochen verraten deutlich den Einfluß Giorgios (Fig. 80). Folgt die Be-
schreibung jenes unklaren Aufbaues in Ancona dem Plane des Meisters Giorgio, wie nach
Fig. 81
Weiblicher Kopf in der Krypta des Domes in Ancona
117) Das Portal wurde, wie einem Kontrakt vom
26. September des Jahres 1481 zu entnehmen ist, von den
magistri Baldasar, Thadeus und Gaspar marmorarii
ausgeführt. Das Dokument enthält die Bestätigung eines
gewissen Matheus Pauli de Rechanoto „ducatos 32
monete et bolonenos 20“ zur Aufbewahrung erhalten zu
haben „quod ipse Matheus erat obligatus dictis magistris
pro residuo ducatorum nonaginta ... (quattuor).. . auri ve-
netorum, quos ipse Matheus erat obligotus predictis magistris
pro fabricha porte ecclesie S. Dominici prout patet manu
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Komraission 1913
ser Ser Georgi Antonii notarii. Die Ergänzung der Lücke
nach nonaginta ergibt sich aus einem zweiten Dokument
vom 3. Oktober 1481, der QuittungBaldasaros und seiner
Genossen über die volle Summe von 94 Dukaten.
118) Das Portal wurde laut Kontrakt vom 19. Juni
1484 von magister Jacobus Joannes de partibus flandere
ausgeführt. Dieser übernimmt die Arbeit Omnibus sumptibus
dicti conventus (S. Agostini) für 20 Dukaten und verpflichtet
sich, per totum mensem Septembris daran zu arbeiten.
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Der Torbogen wird im Kontrakt nicht erwähnt. Die zwischen Bogen und Kämpfer-
gesims eingeschobene Bank mit Palmettenmuster zur Überhöhung des Bogens ist sicher
eine spätere Zutat. Es liegt die Vermutung nahe, daß auch der Rundbogen eine spätere
Veränderung bedeutet und ursprünglich ein Spitzbogen geplant war. Um die durch andere
Architekturteile bereits fixierte Scheitelhöhe zu erreichen, scheint man sich obigen Aus-
weges bedient zu haben.
Eine wesentliche Abweichung vom Plane
Giorgios bedeuten die Pilaster mit Renais-
sancefüllungen, welche schattenhaft die Pfei-
ler seitlich begleiten. Sicherlich war ein
plastischer seitlicher Abschluß vielleicht mit
Diensten ähnlich dem Franziskanertor ge-
plant. Der Kontrakt beschreibt in höchst
unklarer Weise einen plastischen Aufbau,
von dem nichts ausgeführt erscheint und
der vielleicht seitlich der Säulen gedacht
war: Löwen nach Art des Portals der Do-
minikaner in Riccanati, darauf ein Engel,
weiter folgt eine Vase (vas?) mit einer Wein-
ranke (vite?), die bis zum Kämpfergesims
reicht, darüber ein Blätterstab (folea?), der
in einer Fiale endet (piler). Das erwähnte
Portal in Riccanati ist erhalten und zeigt
kauernde Greife und nicht Löwen (!) als
Träger der Säulen, über deren verkröpftem
Gesims ein Rundbogen sich wölbt, mit Eck-
rosetten und einer Büste Gott-Vaters am
Scheitel (Fig. 78)117). Den gleichen Aufbau
zeigt das Portal von S. Agostino in Riccanati,
bei dem tatsächlich die Säulen von liegenden
Löwen getragen werden (Fig. 79)118). Die hier
fehlende Büste befindet sich jetzt in der Sakri-
stei. Die stilistische Behandlung des Bartes,
die tiefeingeschnittenen Falten an Stirn und
Augen, der Kopftypus mit den stark vor-
stehenden Backenknochen verraten deutlich den Einfluß Giorgios (Fig. 80). Folgt die Be-
schreibung jenes unklaren Aufbaues in Ancona dem Plane des Meisters Giorgio, wie nach
Fig. 81
Weiblicher Kopf in der Krypta des Domes in Ancona
117) Das Portal wurde, wie einem Kontrakt vom
26. September des Jahres 1481 zu entnehmen ist, von den
magistri Baldasar, Thadeus und Gaspar marmorarii
ausgeführt. Das Dokument enthält die Bestätigung eines
gewissen Matheus Pauli de Rechanoto „ducatos 32
monete et bolonenos 20“ zur Aufbewahrung erhalten zu
haben „quod ipse Matheus erat obligatus dictis magistris
pro residuo ducatorum nonaginta ... (quattuor).. . auri ve-
netorum, quos ipse Matheus erat obligotus predictis magistris
pro fabricha porte ecclesie S. Dominici prout patet manu
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Komraission 1913
ser Ser Georgi Antonii notarii. Die Ergänzung der Lücke
nach nonaginta ergibt sich aus einem zweiten Dokument
vom 3. Oktober 1481, der QuittungBaldasaros und seiner
Genossen über die volle Summe von 94 Dukaten.
118) Das Portal wurde laut Kontrakt vom 19. Juni
1484 von magister Jacobus Joannes de partibus flandere
ausgeführt. Dieser übernimmt die Arbeit Omnibus sumptibus
dicti conventus (S. Agostini) für 20 Dukaten und verpflichtet
sich, per totum mensem Septembris daran zu arbeiten.
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