Hans Ttetze Ein Passionszyklus im Stifte Schlägl
183
Fig. 95 Beschneidung Christi. Nürnberg, Germanisches Museum
Unterteilung der Augenblick noch nicht gekommen sein dürfte. Im Strahlungsgebiet der
altwestfälischen Malerei11) steht auch Meister Francke, dessen überragende Persönlichkeit
der Herd neuer und auch zurückgerichteter Wirkungen geworden ist; er kann den Ausgangs-
punkt bilden, wenn wir die uns beschäftigende Folge nun positiv zu orientieren versuchen.
Zweifellos ist der „Hamburger Meister von 1435“10), dessen Hauptwerk 1424 bestellt
worden ist, älter, aber in vielen Dingen ist ihm der Schlägler Maler doch vergleichbar.
Die schmale Bühne, die der Schauplatz der Begebenheiten ist, setzt sich gegen den neu-
tralen Goldgrund des Himmels ab, in den die scharfgezackten Silhouetten überragender
Gestalten und die Baummassen hineinreichen, von deren zusammengeballter Grundform
einzelne Blättchen abstehen und belichtete Zweige sich abheben. Ganz vorn sind Margue-
riten und runde Blätter büschelförmig ausgebreitet, durch die Aufsicht, in der sie gezeigt
sind, fast auffallend zur Schau gestellt. Aus demselben Grunde nehmen auch in den mehr
angedeuteten als ausgeführten Räumen die schön gepflasterten Fußböden einen so breiten
9) Nordhoff, Studien zur altwestf. Malerei in Jahr- 10) Friedrich Schlie, Der Hamburger Meister vom
bücher des Vereines von Altertumsfreunden des Rhein- Jahre 1435, Lübeck 1897.
landes LXVIII, S. 96 ff.
183
Fig. 95 Beschneidung Christi. Nürnberg, Germanisches Museum
Unterteilung der Augenblick noch nicht gekommen sein dürfte. Im Strahlungsgebiet der
altwestfälischen Malerei11) steht auch Meister Francke, dessen überragende Persönlichkeit
der Herd neuer und auch zurückgerichteter Wirkungen geworden ist; er kann den Ausgangs-
punkt bilden, wenn wir die uns beschäftigende Folge nun positiv zu orientieren versuchen.
Zweifellos ist der „Hamburger Meister von 1435“10), dessen Hauptwerk 1424 bestellt
worden ist, älter, aber in vielen Dingen ist ihm der Schlägler Maler doch vergleichbar.
Die schmale Bühne, die der Schauplatz der Begebenheiten ist, setzt sich gegen den neu-
tralen Goldgrund des Himmels ab, in den die scharfgezackten Silhouetten überragender
Gestalten und die Baummassen hineinreichen, von deren zusammengeballter Grundform
einzelne Blättchen abstehen und belichtete Zweige sich abheben. Ganz vorn sind Margue-
riten und runde Blätter büschelförmig ausgebreitet, durch die Aufsicht, in der sie gezeigt
sind, fast auffallend zur Schau gestellt. Aus demselben Grunde nehmen auch in den mehr
angedeuteten als ausgeführten Räumen die schön gepflasterten Fußböden einen so breiten
9) Nordhoff, Studien zur altwestf. Malerei in Jahr- 10) Friedrich Schlie, Der Hamburger Meister vom
bücher des Vereines von Altertumsfreunden des Rhein- Jahre 1435, Lübeck 1897.
landes LXVIII, S. 96 ff.