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J. Preset, Die Ausgrabungen von Ratac

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Ersteres war mit einem Tonnengewölbe überwölbt,
welches durch Quergurten, die auf Pilastern ruhen,
verstärkt war. Die eleganten Verhältnisse des Baues
zeugen von gewähltem Geschmack, wie er bei allen
anderen Bauten des Klosters vermißt wird. Es war
möglich, eine genaue Rekonstruktion der Kapelle
herzustellen, da die eingestürzten Konstruktionsteile
alle Anhaltspunkte dafür boten. Die Umfassungs-
mauern waren außen sehr solid, aus gut behauenen
würfelförmigen Kalksteinen hergestellt. Während der
äußere Mauerverband aus Würfeln von ungleichen
Dimensionen bestand, war die Innenfläche desselben
aus Steinen, welche die Gestalt von vierseitigen ab-
gestumpften Pyramiden oder von Keilen haben, zu-
sammengesetzt, so daß der Mörtel und kleinere Steine

Öffnung an der Apsiswand. Außer den Kapitalen, den
Pilastern und dem Hauptgesimse, welches um das ganze
Gebäude geführt war, findet man keine anderen ge-
meißelten Formen. Auch diese zwei Profile, die ein-
ander sehr ähnlich sind, verraten keine besonders
geübte Hand.

2. Die Basilika B

Laut der oben angeführten Aufschrift am Nord-
fenster der charakteristischen, viereckigen Apsis ist
die Basilika am 21. Sept. 1347 durch den Abt Paul
Rugerius gegründet worden. Von dieser Basilika sind
zurzeit nur die Grundmauern und ein Teil der Krypta,
die vom Sockel der Umfassungsmauern bis zu einer
Hohe von 5 m noch in gutem Zustande befindliche

Fig. 21 Situation der Anlage von Ratac

zwischen den beiden Flächen möglichst viel Raum
fanden. Die Fugenbreite der äußeren Flächen ist
dementsprechend sehr gering, die der inneren
größer.

Die innere Fläche war mit einem Anwurf aus
Kalkmörtel versehen, an welchem man noch kleine
Reste von Farbe findet, so daß daraus zu schließen
ist, daß das Innere bemalt war.

Die Wölbung der Tonne bestand aus keilför-
migen Steinen. Das Dach bestand aus einer unmittel-
bar über dem Gewölbe ruhenden Steinplattendeckung.
Die Pflasterung des Obergeschosses lag abermals
unmittelbar auf einem aus Steinen gemauerten Ton-
nengewölbe, welches den untern, als Krypta ge-
dachten Raum abschloß. Der Zugang zur Krypta
erfolgte durch eine halbkreisförmige Öffnung in der
Pflasterung der Apsis, welche genügte, um einen
Mann durchzulassen.

Die Lichtzufuhr zur Krypta war sehr spärlich,
wie bei allen Krypten, und erfolgte durch eine kleine

Mauern aufweist, erhalten. Die oberste Steinschichte
der ursprünglichen Umfassungsmauer der Krypta
reicht bis zur Höhe der Apsiswölbung. Die Stein-
schichten sind sorgfältig aus glatt behauenen Steinen
aneinandergefügt, und zwar wechseln je eine weiße
und eine rote Steinschichte ab. Die weißen besitzen
eine Stärke von 20—22 cm, die roten eine solche
von 13 — 15 cm. Das Material für die roten Schichten
ist ein zinnoberhaltiges rotes Gestein, das auf der
gegen Westen gelegenen Landzunge in Menge ge-
funden wird.

Die Fundamente, die sehr solid aus Bruchsteinen
errichtet sind, reichen bis zu einer Tiefe von 2 m.
Für die Konstruktion der Krypta war vielleicht ein
natürlicher Niveauunterschied des Bauplatzes sehr
von Vorteil und wurde zur Anlage der Krypta gut
ausgenutzt, so daß das Pflasterniveau der Krypta
ohne schwierige Erdarbeiten auf die entsprechende
Tiefe im Verhältnis zu dem der Basilika selbst gelegt
werden konnte.
 
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