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J. Prf.sei, Die Ausgrabungen von Ratac
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Es ist eine bis jetzt noch ungelöste Frage, wie die
Krypta gedeckt war, denn es war noch nicht möglich,
irgend welche Anhaltspunkte zu finden, die auf eine
dreischiffige Teilung der Krypta sowohl als auch
der ganzen Basilika schließen lassen; man fand keiner-
lei Anzeichen eines Fundaments für Mittelpfeiler,
obschon zu diesem Zwecke das Pflaster der Krypta
an den entsprechenden Stellen aufgerissen wurde.
Auch konnte man an den seitlichen Pilastern keine
Gewölbefüssel, die eine Wölbung verraten würden,
entdecken.
Wäre die Basilika einschiffig gewesen, was an
und für sich wenig wahrscheinlich ist, so hätte das
Tonnengewölbe mit dem Gewölbescheitel sehr hoch
reichen, demzufolge auch das Niveau des Pflasters
der Basilika bedeutend höher liegen müssen, als aus
den erstandenen Anzeichen zu erkennen ist. Für eine
dreischiffige Anlage spricht der Umstand, daß die
zwischen den Nischen und der Apsis auf der Höhe
des Kordongesimses erscheinenden pfeilerartigen
Streben wahrscheinlich die Aufgabe hatten, die Gurten
der in einzelne Felder geteilten drei Schiffe zu stützen.
Jedenfalls müssen noch mehr Anhaltspunkte gefunden
werden, um die eine oder die andere Möglichkeit zu
unterstützen.
Es ist überhaupt fraglich, ob diese Basilika
jemals fertiggestellt worden ist. Ein Zweifel daran
ist mit Rücksicht auf die geringe Menge des auf-
gefundenen mit dem Meißel bearbeiteten Materials
sehr berechtigt, da eine mit solchen Dimensionen
und in so sorgfältiger Art gebaute Kirche doch viel
mehr davon aufweisen müßte. Die aus den Trümmern
der eingestürzten Kirche gesammelten Stücke, Archi-
trave, Gesimse, Kapitale, Säulen müßten doch irgend-
wo, entweder in der neu erbauten Kirche oder im
Kloster, wiederverwendet worden sein.
An gemeißelten Formen hat man bis jetzt nichts
anderes gefunden als einen mit der Inschrift „Ave
Maria gracia plena dominus tecum“ versehenen Archi-
trav in vier einzelnen Stücken, von denen eines
schon vor vielen Jahren ins Museum nach Spalato1)
gebracht worden war. Ferner wurden romanische
Säulenbasen zu je drei zusammen in zwei Exemplaren
gefunden.
Man kann in den Mauern des eigentlichen Klosters
eine größere Menge des zinnoberhaltigen Steines,
welcher beim Baue der Apsis verwendet wurde, vor-
finden, namentlich an Bauteilen, die im Laufe der
Zeit einem Umbau unterzogen wurden. Daraus nun,
daß die Mauern des eigentlichen Klosters sonst sämt-
lich aus grauem Steinmaterial bestehen und man
das rote Gestein nur an einigen wichtigeren Kon-
struktionsteilen oder an Stellen vorfindet, die aus einer
späteren Bauperiode stammen, kann man schließen,
daß dieses rote Steinmaterial aus den Überresten
der Basilika entnommen wurde.
*) cf. Bull. Dalm. 1893 p. 67, n. 1840 A.
Fig. 24 Kapelle A in Ratac
J. Prf.sei, Die Ausgrabungen von Ratac
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Es ist eine bis jetzt noch ungelöste Frage, wie die
Krypta gedeckt war, denn es war noch nicht möglich,
irgend welche Anhaltspunkte zu finden, die auf eine
dreischiffige Teilung der Krypta sowohl als auch
der ganzen Basilika schließen lassen; man fand keiner-
lei Anzeichen eines Fundaments für Mittelpfeiler,
obschon zu diesem Zwecke das Pflaster der Krypta
an den entsprechenden Stellen aufgerissen wurde.
Auch konnte man an den seitlichen Pilastern keine
Gewölbefüssel, die eine Wölbung verraten würden,
entdecken.
Wäre die Basilika einschiffig gewesen, was an
und für sich wenig wahrscheinlich ist, so hätte das
Tonnengewölbe mit dem Gewölbescheitel sehr hoch
reichen, demzufolge auch das Niveau des Pflasters
der Basilika bedeutend höher liegen müssen, als aus
den erstandenen Anzeichen zu erkennen ist. Für eine
dreischiffige Anlage spricht der Umstand, daß die
zwischen den Nischen und der Apsis auf der Höhe
des Kordongesimses erscheinenden pfeilerartigen
Streben wahrscheinlich die Aufgabe hatten, die Gurten
der in einzelne Felder geteilten drei Schiffe zu stützen.
Jedenfalls müssen noch mehr Anhaltspunkte gefunden
werden, um die eine oder die andere Möglichkeit zu
unterstützen.
Es ist überhaupt fraglich, ob diese Basilika
jemals fertiggestellt worden ist. Ein Zweifel daran
ist mit Rücksicht auf die geringe Menge des auf-
gefundenen mit dem Meißel bearbeiteten Materials
sehr berechtigt, da eine mit solchen Dimensionen
und in so sorgfältiger Art gebaute Kirche doch viel
mehr davon aufweisen müßte. Die aus den Trümmern
der eingestürzten Kirche gesammelten Stücke, Archi-
trave, Gesimse, Kapitale, Säulen müßten doch irgend-
wo, entweder in der neu erbauten Kirche oder im
Kloster, wiederverwendet worden sein.
An gemeißelten Formen hat man bis jetzt nichts
anderes gefunden als einen mit der Inschrift „Ave
Maria gracia plena dominus tecum“ versehenen Archi-
trav in vier einzelnen Stücken, von denen eines
schon vor vielen Jahren ins Museum nach Spalato1)
gebracht worden war. Ferner wurden romanische
Säulenbasen zu je drei zusammen in zwei Exemplaren
gefunden.
Man kann in den Mauern des eigentlichen Klosters
eine größere Menge des zinnoberhaltigen Steines,
welcher beim Baue der Apsis verwendet wurde, vor-
finden, namentlich an Bauteilen, die im Laufe der
Zeit einem Umbau unterzogen wurden. Daraus nun,
daß die Mauern des eigentlichen Klosters sonst sämt-
lich aus grauem Steinmaterial bestehen und man
das rote Gestein nur an einigen wichtigeren Kon-
struktionsteilen oder an Stellen vorfindet, die aus einer
späteren Bauperiode stammen, kann man schließen,
daß dieses rote Steinmaterial aus den Überresten
der Basilika entnommen wurde.
*) cf. Bull. Dalm. 1893 p. 67, n. 1840 A.
Fig. 24 Kapelle A in Ratac