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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Zweig, Marianne: Das Harrachsche Gartengebäude in der Ungargasse
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https://doi.org/10.11588/diglit.27699#0171
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9

Marianne Zweig Das Harrachsche Gartengebäude in der Ungargasse.

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Abb. 2 Grundriß des Harraclischen Gartengebäudes.

seinen Auftraggebern verbanden. Nicht bloß die bau-
lichen Angelegenheiten des Wiener Stadtpalais der
Harrach15), der Schlösser Kunewald und Bruck a. d.
Leitha, sondern auch allerlei Familienangelegenheiten
Hildebrandts werden ausführlich besprochen. In
vielen Fällen werden die Grafen um ihre hochmögende
Protektion für den Künstler selbst oder für seine
Angehörigen gebeten. Die Briefe sind meist in
italienischer Sprache geschrieben. Hildebrandts
Mutter war Italienerin, er selbst hatte seine Studien-
jahre gleich Fischer von Erlach dem Vater als
Schüler Carlo Fontanas16) in Rom zugebracht. Auch
war ja damals die romanische, in Wien, vor allem die
italienische Kultur, vorherrschend.

An dem Sommerpalast in der Ungargasse wurde
bis 1735 unter Hildebrandts Aufsicht gearbeitet.
Immer wieder findet man auf den Baurechnungen
und Konsignationen kurze Bemerkungen von seiner
Hand oder auch nur seine Unterschrift17). Unter den
Namen der beteiligten Handwerker ragt an erster

15) Derujac, Das Harracbscbe Majoratshaus auf der
Freiung, Kunst und Kunsthandwerk 1903.

16) Dreger, Die Baugeschichte der Hofburg, Wien 1914.

17) Harrachsches Familienarchiv in Wien.

Stelle der des Santino Bussi hervor, mit dem der
Meister gemeinsam, schon ein Jahrzehnt früher,
gleichfalls für einen Harrach18) am Schlosse Mirabell19)
gearbeitet hatte. Noch heute entzücken dort des
Italieners Stuckornamente, die in ihren zarten Formen
bereits die spielerische Grazie des Rokoko ahnen
lassen.

Ein Grundriß (Abb. 2) zu dem Gartenpalast, im
Harraclischen Archiv verwahrt, ist weder signiert
noch datiert. Von einer 28achsigen langgestreckten
Front, die den Garten völlig von der Ungargasse
abschließt, springen drei Flügel weit vor. Dazwischen
entstehen geräumige Vorhöfe, die durch Mauern von
der Straße getrennt werden. Die Anordnung der
Zimmer und deren Verbindungen durch die erst
damals aus Frankreich überkommenen Korridore ent-
spricht weit mehr heutigen Begriffen von zweck-
mäßiger Einteilung, als dies bei vielen der prächtigen,

18) Franz Anton Harrach, 1709 — 1727, Erzbischof uni
regierender Fürst von Salzburg war ein Bruder des Aloys
Thomas Raimund.

19) H. Tietze, Die profanen Denkmale de.r Stadt Salz-
burg. Österr. Kunsttopographie Bd. XIII, Wien 1914, S. 161,
170, 176, 185.
 
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