Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0054
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Römische Medaillons.

45

Erworben von Eckhel (f 1798) und von ihm handschriftlich im Catalogus Mus. Caes., III, 357
unter Nr. 41b eingetragen. — Arneth, Synopsis, p. 160, 16.

Vgl. Cohen, IV, 268, 2. — British Museum, p. 57,2. — Froehner, p. 208 (Vorderseite abweichend).

Volusianus.

139. Taf. IV, Fig. 139.

IMP CAES VIB VOLVSIANO AVG Brustbild von rechts, mit Lorbeerkranz und Mantel, darunter die
Klappen des Panzers.

Rev. FELICITAS PVBLICA Felicitas stehend, von vorne, an einen Cippus gelehnt, in der Rechten den
Caduceus, im linken Arme das Scepter.

Perlenrand auf beiden Seiten. Silber, 2 5 Mm. Durchmesser, fast 2 Mm. dick, g-535 Gr.

Aus der Sammlung des k. k. General-Feldmarschall-Lieutenants Joseph Grafen von Ariosti.'

Von Eckhel handschriftlich in den Catalogus Mus. Caes., III, 35g unter Nr. 23b eingetragen. —
Arneth, Synopsis, p. 161, 12; erst nachträglich aus der Reihe der Münzen ausgehoben und in jene der
Medaillons eingelegt.

Vgl. Cohen, IV, 288, 1. — Grueber und Froehner führen dieses Stück nicht auf.

Wie die Abbildung zeigt, welche Khell in seine unten erwähnte Publication (p. 173) aufgenommen
hat, ist für unseren Medaillon der Stempel einer Mittelbronze benützt worden. Das Gewicht ist das drei-
fache des Antoninian, das Silber enthält, nach der Farbe zu schliessen, die gleiche Legirung wie die
courante Silbermünze, es muss also unser Medaillon als Ternio des gewöhnlichen Antoninianus angesehen
werden.2

Sowohl auf dem couranten Gelde des Volusianus in Silber und Bronze (Cohen, 17, 96,97), als
auch auf jenem seines Vaters Trebonianus Gallus in Gold, Silber und Bronze (Cohen, 19, 91 f.) erscheint
dasselbe Münzbild wie auf unserem Ternio; nach Analogie anderer Fälle, in welchen die Felicitas publica
gefeiert wird, war ein Regierungsfest der Anlass, die genannten Münzen mit diesem Bilde auszustatten.
Am nächsten möchte es liegen, an die ersten Vota beim Regierungsantritte des Kaisers Gallus zu denken,
die ja auf seinen Courantmünzen als Vota decennalia vorkommen. Allein auf diesen wird Volusianus
noch Caesar genannt (Cohen, 120), während unser Stück ihn bereits als Augustus bezeichnet. Letzteres
stammt also aus einer späteren Zeit, es wurde hergestellt, als Hostilian bereits gestorben und die Augustus-
Lade auf Volusian übergegangen war. Dies hat vor Neujahr 252 stattgefunden,3 und da von dieser Zeit an
bis zum Tode beider Kaiser gegen Ende 253 kein anderes das kaiserliche Haus näher betreffendes Er-
eigniss bekannt ist, wird wohl eben die Ernennung des Volusianus zum Augustus die Gelegenheit ge-
boten haben, Medaillons und Münzen des Sohnes wie des Vaters mit der Felicitas publica zu schmücken.

140. Taf. IV, Fig. 140.

IMP CAES CVIB VO LVSIANO AVG Brustbild von rechts, mit Lorbeerkranz und Mantel, darunter die
Achselklappen des Panzers; an Wange und Kinn Bartflaum.

Rev. FORTVNAE R E DVCI Opfer vor einem sechssäuligen Tempel korinthischen Styles. In der
Mitte des Letzteren sieht man das Cultbild der Fortuna, wie es scheint, thronend, mit Füllhorn und
Scepter, im Giebel liegende (?) und knieende Figuren, die um eine stehende Mittelfigur gruppirt sind;

' Aus dieser Sammlung wurden vor 1767 mehrere Münzen, vorzüglich griechische, für die Sammlung Granelli
(k. k. Theresianische Akademie) eingetauscht und dafür silberne römische abgegeben. Wahrscheinlich auf diesem Wege kam
unser Medaillon in die Sammlung Ariosti, aus welcher ihn im genannten Jahre Jos. Khell (Ad numismata impp. Rom., p. 173)
veröffentlichte. Nach Ariosti's Tode wurde dessen Sammlung von seiner Tochter «Frcule Caroline Gräfin v. Ariosti» Kaiser
Joseph II. dargebracht (1781).

2 Cohen bezeichnet unsern Medaillon unrichtig als «module ordinaire un peu cxc£dant». Die Figur der Felicitas, die
auf den hieher gehörigen Sesterzen 20, auf den Mittelbronzen 18 Mm. misst, ist auf dem silbernen Medaillon 19 Mm. hoch.

3 Eckhel, D. N.V., VII, 367.
 
Annotationen