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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0056
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Römische Medaillons.

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Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 87, II. — Eckhel, Gatalogus Mus. Caes., III, 36o, 35,
wo es irrig ^EMM statt yRMM heisst. — Arneth, Synopsis, p. 161, 21, wo der Zusatz MM weggeblieben ist.
Vgl. British Museum, p. 60, 1, pl. XLVII, 1.

Valerianus.

142. Taf. IV, Fig. 142.

IMP C P LIC VALERIANVS P F AVG Büste mit Lorbeer von rechts, im Panzer, an der linken Achsel
Mantelfalten.

Rev. PONT1F F MAX . . im Abschnitt: TRI P PP Viergespann mit feierlich einhersteigenden Rossen
von links, der Wagenstuhl mit Gewinden geschmückt, an der Brüstung die kleine Figur des Wagenlenkers
(von links), neben dieser Victoria (von rechts), sich gegen den ausserhalb des Wagens stehenden Kaiser
herabneigend und die Rechte gegen ihn ausstreckend; der Kaiser, in der Toga und eine Rolle in der linken
Hand, erhebt die Rechte gegen Victoria. Ungeachtet des sehr kleinen Massstabes und der Verwetzung der
höheren Theile der Figur erkennt man die charakteristischen Züge des Kaisers. Neben ihm, zu seiner
Rechten, steht eine zweite Figur, augenscheinlich Gallienus. Hinter den Köpfen beider ragt Mars (von
links) empor, den grossen Schild am linken Arme und den Helm auf dem Haupte; schwebend deutet er
mit der Rechten auf den Wagenstuhl, als wollte er den Gallienus ebenso auffordern, den Triumphwagen
zu besteigen, wie Victoria den Valerianus. Neben dem Wagenrade sitzen zwei Gefangene, Rücken an
Rücken gekehrt, die Hände rückwärts gebunden. Die Figur des Mars ist mit Ausnahme des Schildes fast
ganz zerstört, nur vom Helme und vom linken Arme sind einige Reste übrig. Die richtige Ergänzung und
Beschreibung hat bekanntlich zuerst Eckhel (D. N. V., VII, 385, 386) auf Grundlage eines guterhaltenen
Medaillons des Museums Albani (vgl. Cohen, IV, 202, 5, pl. IX) geliefert, welcher die beiden Philippe
betrifft und dessen Rückseite auf unserem Medaillon copirt wurde.

Perlenrand auf der Vorderseite; auf der Rückseite nun fehlend. Gelbe Bronze; 3o Mm. Durchmesser,
3 Mm. dick, 2o-34 Gr.

Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 72.
— Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 89, I. —- Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 362, 1. —
Arneth, Synopsis, p. 163, 42.

Vgl. Cohen, IV, 333, 176, nach dem Wiener Exemplar. — Bei Grueber und Froehner nicht
vorhanden.

Wie das Vorbild der hier dargestellten Scene auf einen Triumphzug des Kaisers Philippus und seines
Sohnes hindeutet,1 so ist es nahegelegt, auch für unseren Fall den glücklichen Fortschritt der römischen
Waffen als Motiv des Münzbildes vorauszusetzen. Es gab jedoch keinen Krieg, an welchem sich beide
Kaiser zusammen betheiligt hätten, da Valerian vom Jahre 255 ab bis zur Gefangennehmung im Oriente
thätig war, während Kaiser Gallienus am Rheine Einfälle germanischer Völker zu bekämpfen hatte; beide
keineswegs mit gleichem Erfolg, da im allgemeinen Gallienus glücklicher war als sein Vater.

Am günstigsten standen die Unternehmungen beider Kaiser auf den verschiedenen Schauplätzen in
den Jahren 256 und 257. Damals hatte Valerian Cappadocien und Syrien mit Antiochia wieder besetzt2
und Gallienus unterstützt von Postumus und Aurelianus, über Alemannen und Franken mehrfache Siege
errungen;3 Gallienus führt auf Münzen vom Jahre 256 ab in der That den Triumphaltitel GERMANICVS,4
was auf beträchtliche Vortheile im Felde hinweist. Diesen Jahren nun möchte wohl auch unser Medaillon
mit der grössten Wahrscheinlichkeit zuzutheilen sein.

1 Mus. Alban!, tab. LXXIII, III, p. 28.

2 v. Wietersheim, Gesch. der Völkerwanderung, II, 287; Schiller, Gesch. der römischen Kaiserzeit, II, 820.

3 Ebenda 293; Schiller, Gesch. der römischen Kaiserzeit, II, 814.

4 Eckhel, VII, 390.
 
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