Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0057
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Friedrich Kenner.

In eigenthümlicher Weise ist das Triumphbild älterer Zeit auf den Medaillons des Kaisers Philippus
und auf unserem verändert. Sonst pflegte man eine Scene des Triumphzuges selbst wiederzugeben, meist
den Triumphwagen, bald mit einer figurenreichen Begleitung, wie auf dem Medaillon des Kaisers Marc
Aurel,1 bald unter Beigabe von nur wenigen Figuren, welche keinen anderen Zweck haben, als die Triumph-
auffahrt vom Processus consularis zu unterscheiden; diese unterscheidenden Figuren sind Victoria oder
Gefangene.2

Unser Bild nun geht von diesem herkömmlichen Schema ab; es gibt kein Detail des Triumphzuges
selbst, sondern eine Allegorie auf einen solchen oder vielmehr eine Allegorie auf die Zuerkennung des
Triumphes, indirect auf die Anerkennung der kriegerischen Verdienste beider Kaiser, welche den
Anspruch auf die Ehre des Triumphes begründen.3 Dies ist deutlich ausgedrückt, indem beide Kaiser von
Victoria und Mars aufgefordert werden, den Wagen zu besteigen, den sie also noch nicht bestiegen
haben, d. h. nicht die Abhaltung des Triumphes, sondern die Aufforderung dazu bildet den Schwerpunkt
der Darstellung.

Ohne Zweifel hat eine so beträchtliche Abweichung vom Herkommen einen bestimmten Grund ge-
habt. Ich suche ihn in der Stellung, die jene Kaiser, auf deren Medaillons das neue Bild erscheint, zum
Senate einnahmen. Beide waren von der Partei des Senates; Philippus suchte in ihm, als er einmal von
den Soldaten proclamirt war, eine Stütze seiner ausgesprochenen dynastischen Politik zu gewinnen,
während Valerian schon als Censor, als Inhaber dieser dem Senat günstigen Institution, für denselben
gesinnt gewesen zu sein scheint. + Beide setzten die ihnen vom Senate zuerkannte Ehre des Triumphes,
während sie noch im Felde verblieben, auf die Medaillons, wodurch sie sich den Anschein gaben, mehr
Gewicht auf die Zuerkennung, als auf die wirkliche Abhaltung des Triumphes zu legen; augenscheinlich
wurde damit auch dem Senate eine gewisse Rücksicht erwiesen. Das Eine gewannen sie, dass das Andenken
an die verliehene Ehre erhalten blieb, wenngleich sie — wenigstens Valerian und Gallienus — den
gemeinsamen Triumph in Wirklichkeit nicht halten konnten, da ja Valerian bekanntlich gar nicht mehr
nach Rom zurückkehrte. Schlimmer war es in dieser Beziehung vor einem Decennium dem Kaiser Gor-
dianus ergangen, dem zwar die Ehre eines Triumphes zuerkannt war, ohne dass er ihn aber — wie wir
gesehen haben — wirklich abzuhalten in die Lage gekommen wäre; er erlebte ihn nicht mehr. Vielleicht
hat sein Beispiel auf seine Nachfolger eingewirkt, dass sie die Zuerkennung des Triumphes auf den
Medaillons bildlich darstellten, ohne die wirkliche Abhaltung abzuwarten.

Die einzelnen Theile unseres Münzbildes sind sicher aus einer älteren Tradition hervorgegangen und
im Geschmacke der Zeit des Gallienus zusammengestellt worden. Es darf an jenen Denar des Monetars
C-Farsuleius Mensor erinnert werden, der ein Zweigespann zeigt, in welchem ein Krieger steht; dieser
zieht einen Mann zu sich in den Wagenstuhl.5 Die Deutung ist unsicher,6 aber das Motiv für die Victoria
unseres Medaillons war damit gegeben. Nicht minder bekannt sind die Darstellungen des aus den Lüften
zu Rhea Silvia sich herniederlassenden Mars, auf welchen der Mars unseres Münzbildes zurückzuführen
sein dürfte. Die Gefangenen haben, wie schon bemerkt, die Bestimmung des Viergespannes erkennen zu
lassen; durch sie ist klar gemacht, dass eine Triumphal-Quadriga, nicht jene des processus consularis
gemeint sei.

143. Taf. IV, Fig. 143 (Vorderseite).

IMP C P L1C VALERIANVS P F AVG Aehnliches Brustbild von rechts.

Rev. MONE TA AVGG Die drei Münzgöttinnen in der herkömmlichen Darstellung, alle in die gleiche
Richtung über die rechte Achsel hinsehend.

1 Siehe im I. Bande dieses Jahrbuchs, Nr. 34.

2 Vgl. Froehner, p. 100, 114, 115, 116.

3 «Imaginem principis honores triumphales seu promeriti, seu aspirantis.» Eckhel, VII, 386.

4 Vgl. H. Schiller, Gesch. der römischen Kaiser, I, 801, 807 und 811.

5 Eckhel, V, 212; Mommsen, R. M., 614, 248; Cohen, p. 137, pl. XVIII.

6 Man vermuthet bald den Mars, der den Romulus zu sich nimmt, bald die Roma (?), welche den Senat zu sich ladet.
 
Annotationen