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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0063
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Dr. Albert Dg.

die als Schlussvignette dieser Abhandlung dienende Reproduction darstellt, aus einer kreisrunden Dreh-
scheibe, von welcher zwei Bänder ausgehen. Diese sind ornamental gehalten, reich mit plastischem Laub-
werk geziert, und enden in Masken mit Widderhörnern. Der Typus der höchst geschmackvollen Metall-
arbeit, welche sorgfältig in Ciselierung ausgeführt ist, nähert sich den ornamentalen Entwürfen auf den
kleinen Blättern Aldegrevers, zum Beispiel der Gürtelschnalle (B. 2 58), welche mit derselben Jahreszahl, 1537,
wie unser Spielbrett bezeichnet ist. Die Längendimension eines Bandes beträgt 12 Cm.

Nur die beiden Innenflächen der Tafeln dienen für das Spiel, indem auf denselben das Feld für das
Tric-Trac, langer Puff oder Toccatiiispiel, entworfen erscheint. Die Aussenseiten, bei anderen Spielbrettern
in der Regel für das Feld des Schachs, des Damen- oder anderer Spiele eingerichtet, tragen hier durchaus
den reichsten plastischen Schmuck, und zwar in folgendem Arrangement, welches, was die Eintheilung be-
trifft, auf beiden Tafeln übereinstimmt.

Das Quadrat umsäumt ein von gekehlten glatten Leisten umrandeter Rahmen, 7-2 Cm. breit. Die
Innenfläche dieser Bordüre füllt auf dem dunkelbraunen Sandelgrunde ein in gelblichem Buchs kräftig ge-
schnittenes Rankenwerk von Dornenzweigen, an denen herzförmige, feingezahnte Blätter und grosse,
quittenartige Aepfel hängen. Die Anordnung entspricht noch leise der Spätgothik, ihrer Naturalistik und
ihrer Ueppigkeit. Auf dieses Rankenwerk sind in den vier Ecken Medaillons von 5-3 Cm. Durchmesser
aufgelegt, ausserdem aber auf jeder Tafel 24 Wappen, in der Vertheilung, dass je sechs, und zwar wieder
in je drei Paaren, zwischen je zweien der Medaillons zu stehen kommen.

Das innere Hauptfeld jeder Aussenseite misst 41 "3 Cm. im Quadrat. Es enthält fünf kreisrunde Me-
daillons, nämlich vier kleinere in den Ecken und ein grösseres im Centrum. Jedes derselben ist von zwei-
fachen profilirten Rahmenleisten aus Lignum sanctum eingefasst, so dass das Bild separat und ebenso die
Legende umrandet erscheint; äusserster Durchmesser der kleineren Medaillons: 16 Cm., der grösseren:
23-8 Cm. Die bei solcher Anordnung entstehenden Zwischenfelder sind ebenfalls mit Buchsschnitzwerk
auf Sandelgrund gefüllt, und zwar die kleineren Zwickeln in den Ecken mit stilisirten Mascarons, welche
in Ornamente auslaufen, auf der einen Tafel (ein Stück fehlt); ferner blos aus Ornamenten, welche je-
doch, so wie die Köpfe, stets abwechselnd gestaltet sind, auf der anderen Tafel. Die vier im Kreuz stehen-
den Felder mit geschweiften Rändern haben verschiedenartige plastische Decoration, auf welche wir zu
sprechen kommen.

Linke Hälfte der Aussenseite.

Von oben rechts (heraldisch) angefangen, begegnen wir zunächst im äussern Rahmen auf dem Grunde
des Quittengerankes folgende Darstellungen (Tafel V):

1. Medaillon. Jugendlicher männlicher Kopf nach links, von fast frauenartigem Charakter, Paluda-
mentum, das lange Haar am Hinterhaupt in Locken geordnet. Ohne jede Uebereinstimmung mit Ori-
ginalporträten des Dargestellten. Umschrift:

DIVVS IVLIVS CAESAR PRIMV. ROMAE IMPERATOR MAIE STATE M TENVIT.

Wappenpaare: Castilien — Leon; Arragon — Sicilien; Granada — Navarra. Sämmtliche Schilde
mit Kronen.

2. Medaillon. Männlicher Kopf nach rechts, nackter Hals, keine Draperie, kurzes flockiges Haar bis
in den Nacken. Nicht ohne oberflächliche Anklänge an antike Bildnisse des Dargestellten. Der Abschluss
des Halses scheint auch, im Gegensatz zu der Drapirung bei den übrigen Bildnissen in diesen Medaillons,
auf die Vorlage einer antiken Büste oder eines Stiches nach einer solchen hinzudeuten. Umschrift:

DIVVS OCTAVIANVS AVGVSTVS IM PER CAES FOELICISSIMVS.

Wappenpaare: Dalmatien — Croatien; Majorca—Corsica; Nurcia — Giens. Sämmtliche Schilde
mit Kronen.
 
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