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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0090
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72

Dr. Albert Hg.

Aufschrift: Aetatis suae XXXX, 1540. Die rothgrundirte Rückseite des auf Holz gemalten Bildes zeigt das
Hörmann'sche Wappen, den goldenen sechsstrahligen Stern über dem goldenen Halbmond in Schwarz,
darüber eine Bandrolle mit: Die genadt gottes Sei mit vns allen, darunter aber in einem zweiten Streifen:
Hanns Mädl. Letzteres ist räthselhaft; der Dargestellte kann diesen Namen nicht führen, weil er unter dem
zweifellos Hörmann'schen Schilde vorkommt, der Name des Malers steht nie in solcher Weise an solcher Stelle,
überdies ist das vorne angebrachte Monogramm, sowie die Malweise ganz sicher Mielich's. Es wäre nicht
undenkbar, dass Mädl eine spätere Aufschrift wäre, die Partie ist erneuert. Wie dem immer sein möge, ein
Hörmann als Dargestellter und Mielich als Künstler stehen fest. Uebrigens bekenne ich gerne, dass mir
obige Beziehungen auf den Maler Milich keineswegs zwingend erscheinen und mir die Bedenken gegen
die Annahme, dass jene Stelle des Briefes der Fulvia ihn bezeichne, nicht verborgen sind. Die verfolgte
Protestantin könnte wohl ihre Correspondenzen auch jenem Jacob Milich anvertraut haben, Doctor der
Medicin in Wittenberg, dessen Porträt Lucas Cranach (Heller, 1. c. p. 227, Nr. 540) geliefert hat. Vgl. auch
Epicedion scriptum clarissimo domino Jacobo Milichio per Theodorum Plateanum Witebergae i56o.

Kaufbeuren, die Reichsstadt im Allgäu, welche der Meister unseres herrlichen Schnitzwerkes als seinen
Aufenthalt im Jahre 1537 bezeichnet, erfreute sich zu jener Zeit, trotz mancher Störungen, welche ins-
besondere die religiösen Streitigkeiten jener Tage zur Folge hatten, ziemlichen Wohlstandes. Einige Textil-
industrien, so die Erzeugung von Leinwand- und Barchentstoffen, sowie der Ackerbau bildeten die Haupt-
nahrungszweige der Einwohnerschaft, die der einheimische Chronist Hörmann für 15^.5 auf 651, im Jahre
1600 auf 701 Familien ansetzt.1

Die Zünfte waren auch in diesem auf mittelalterlicher Einrichtung beruhenden Gemeinwesen die
Factoren des Regiments. Die « herren von der stuben, so burger genannt werden, die weber, chramer,
becken, mezger, schmid und schuechmacher» regierten durch ihre Ausschüsse, die Elfer.2

Kaufbeuren erfreute sich häufig des Aufenthaltes der habsburgischen Fürsten in seinen Mauern; be-
sonders Kaiser Maximilian I. verweilte gern und oft daselbst, auch Ferdinand I. war der Gast der alten
Stadt an der Wertach und verkehrte mit hervorragenden Persönlichkeiten der Einwohnerschaft.

Zum ersten Mal treffen wir Maximilian I. daselbst den 23.-25. Mai 1497, dann i5o2, i5o3, 1507,
i5o8, i5og, i5io, i5ii, i5i3, i5i5, i5i6, zuletzt i5i8, den 4.—25. Juni und nochmals dasselbe Jahr
den 3o. September bis 8. October. Besonders wichtig ist unter diesen Daten das Jahr 1507. Der Auf-
enthalt des Kaisers fand dazumal statt den 7.—10. November und wieder den 4. December.3 Wir besitzen

für den Kaiser mehrere Arbeiten geliefert hatte. Die Urkunde, deren Namensfertigung hier im Facsimile
beigegeben wird, ist im k. k. Statthalterei-Archiv zu Innsbruck aufbewahrt und in dem Jahrbuche bereits
publicirt.* Dieselbe lautet:

Ich hans kels beken das ich von kh mst zalschreywer Dyoniss Braun enpfangen haw aus handen
veyten hoffer nämlich feinff gl 2 (?) so mir von kh mst verschaff send worden vm ettlich bild der kh

den Dargestellten zuerst A. Krafft in seinem Katalog vom Jahre 1853. (Mitth. derDirection der III. Gruppe der kunsthistorischen
Sammlungen.) Es gibt zwar auch ausser Kaufbeuren Hörmann's, so hat Sibmacher, I, p.217 augsburgische und III, p. 124
«bayrische», aber ihre Embleme sind ganz verschieden. Das «Augsburger Erbare Geschlecht» I, 214 hat zwar Mond und Stern,
jedoch in abweichender Anordnung, dagegen aber wohl den Federstutz im Zimier.

1 Die Kaufbeur'sche Chronik Wolfg. Ludw. Hörmann's, in der Art der Stetten'schen Werke über Augsburg abgefasst,
existirte niemals gedruckt. Manuscripte sind vorhanden, ebenso ein Theil der dazu benützten Urkunden, Auszüge, Regesten,
welche Herr A. Rehle für die Zwecke unserer Untersuchung zu durchforschen die Güte hatte.

2 Vgl. Felix Stieve, Die Reichsstadt Kaufbeuren und die bairische Restaurationspolitik. Ein Beitrag zur Vorgeschichte
des dreissigjährigen Krieges, München 1870, p. 5 ff.

3 Le Glay, Correspondance de l'empereur Maximilian I. et de Marguerite d'Autriche, Paris 183g, I, 16, 19, 21, 24; Der-
selbe, Negociations diplomatiques entre la France et l'Autriche, Paris 1845,1, 20g; Stalin, Aufenthaltsorte Kaiser Maximilians I.
seit seiner Alleinherrschaft 1493 bis zu seinem Tode 1519, Stuttgart 1861, p. 367.

nämlich aus demselben Jahre eine Quittung eines kauf-
beurischen Bildhauers, der sich Hans Kels nennt und
den Empfang eines Honorars bestätigt, nachdem er

4 A. VII, 124, Jahrbuch II. Bd., p. XXXVI, Urk. Nr. 888.
 
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