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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0091
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Das Spielbrett von Hans Kels.

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mst gewen vnd ettlich noch zu machen send, hie mit sag ich gedachten braun gemelter summe quit vnd
ledig zu vrkünd mein handzaichen actum zu kauffbeyren auf den zwenvndzwaintzgisten tag decembri
anno im süvenden.

hans kels bildhauwer

•9-v. guld. R. am 22. decembris 1507.

Hans Kels hat also den 22. December iboj für etliche Bildnisse, von denen ein Theil noch nicht
abgeliefert war, und zwar Porträte des Kaisers, fünf Gulden durch den kaiserlichen Zahlschreiber Dionysius
Braun — einen Beamten, der auch in sonstigen Urkunden der Zeit vorkommt1 — aus den Händen des
offenbar in Kaufbeuren ansässigen Veit Hoffer2 erhalten, eine Bestellung, die ohne Zweifel durch den
kurz vorhergegangenen Aufenthalt des Kaisers in der Stadt veranlasst worden ist. Dass Maximilian mit
Bürgern und Künstlern daselbst leutselig verkehrte, ist anzunehmen; die Nachricht, welche wir von seinem
Verweilen 15 11 haben, zeugt davon, wie wohl sich der Fürst an dem Orte fühlen mochte. Aus Urkunden
des dortigen Frauenklosters, der Franziskanerinnen, genannt Schwestern im Maierhof, wissen wir,3 dass
Maximilian, welcher bereits i5o4 das Haus des Sigmund von Freyberg zum Eisenberg gekauft hatte,^ zur
Zeit der in Urkunden bis 1 5 19 erwähnten Oberin Anna Lindnerin, den 1 o. Mai 1511 das Kloster besuchte.
Er gebrauchte die Bäder in dem Hause, besichtigte Kirche und Kloster und sprach die Nonnen im Re-
fectorium, denen er allen Schutz versprach und sich «demütiglich» in ihr Gebet empfahl.5 Nach Crusius
hätte der Kaiser ferner aus Innsbruck angeordnet, dass jede Klosterfrau jährlich fünfundzwanzig Goldgulden
zum Geschenke erhalten solle, was aber unerwiesen und unwahrscheinlich ist.

Ueber jenen Bildhauer Hans Kels vom Jahre 1 507 haben wir noch eine ältere Nachricht. Im Jahre 1479
zahlt er zwei Pfennige zur Königssteuer. Er kommt in dem betreffenden Steuerbuch sonst nicht vor und
ist auch bei den sonstigen Bürgerabgaben, Gülten und Steuern nicht vertreten; er participirt blos an der
sogenannten Königssteuer, die Jeder zu zahlen hatte, ist also selbst nicht Stadtbürger in Kauf beuren ge-
wesen. Dass er der Urheber unseres Brettspieles gewesen wäre, ist trotz der Uebereinstimmung des
Namens mit der dortigen Angabe nicht anzunehmen; ich halte vielmehr den Hans Kels der Innsbrucker
Urkunde für einen älteren Verwandten, vielleicht den Vater des Späteren. Die Annahme, dass die Per-
sönlichkeit dieselbe wäre, stösst nämlich auf Schwierigkeiten. Der 1507 vom Kaiser beschäftigte Meister
muss um diese Zeit mindestens als fünfzigjährig gedacht werden, da er schon 1479 als steuerpflichtig er-
scheint, hätte das Brett also im Alter von 80 Jahren vollendet, und liefert drei Jahre später, wie wir gesehen
haben, in dem Medaillon mit den drei Köpfen noch eine hochvollendete Arbeit, welche, gleichwie jene
des Brettspieles, den Künstler allein in der Vollkraft seines Lebens und Schaffens voraussetzen lässt. Da
es ferner, wie gleichfalls noch zu zeigen sein wird, scheint, dass der Meister des Brettes erst um i56o ge-
storben ist, so würde er, falls wir schon den Hans Kels von 1479 und 007 in ihm erblicken wollten, sein
Alter auf 100 oder mehr Jahre gebracht haben, was ohne Urkundenbeweis vorläufig nicht als wahrschein-
lich angenommen werden kann. Das Geschlecht der Kels ist vor dem Jahre 1483 nicht in die Stadt ge-
kommen, denn in einem Steuerbuch derselben, welches von 1479 bis zu jenem Jahre reicht und sämmtliche
steuerpflichtigen Insassen und Bürger aufzählt, kommt der Name nicht vor. So gestaltet es sich denn als
sehr wahrscheinlich, dass Hans Kels, den ich als den Aelteren dieses Namens betrachte, um jene Zeit in Kauf-
beuren in der Lehre stand. Wer sein Lehrherr gewesen, bleibt ebenfalls noch zu erforschen; als bedeuten-
derer Bildhauer wird um die genannte Zeit Conrad Koppel öfters erwähnt, und in einer Urkunde des
Franziskanerinnen-Conventes vom Jahre 1496 finden wir6 auch Jacob Bentelen, Bildhauer in Kaufbeuren.

1 Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen, II, Urk. Nr. 756, 888, 88g, 905.

2 Ein Joseph Hofer erscheint noch 1684 in Kaufbeuren. Vgl. A. Hoeynck, Gesch. des Frauenklosters in Kaufbeuren,
daselbst G. Mayr, 1881, p. 61.

3 Hoeynck, 1. c, p. 97.

4 Eine darauf bezügliche Inschrifttafel ist an demselben noch vorhanden (Hörmann, Chronik, I, 212). Eine Passage
heisst seit jener Zeit das Kaisergässchen.

5 Vgl. auch Kink, Gesch. der kais. Universität zu Wien, daselbst 1854, I, p. 116 und Stalin, 1. c, p. 373-

6 Hoeynck, 1. c, p. 28.

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