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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0093
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Das Spielbrett von Hans Kel:

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in welcher sie nicht erscheinen. Dass um jenes Jahr Kelse in Kaufbeuren lebten, unterliegt aber keinem
Zweifel, indem wir sie schon früher daselbst antrafen, und erst 1628 Jörg und sein Weib, an der Pest ver-
storben, das Geschlecht beschliessen sollten. Trotzdem scheint es, dass ein anderer Zweig der Familie
weiterblühte. Ich glaube seine Spur noch im 18. Jahrhundert nachweisen zu können. Damals lebte näm-
lich in Salzburg ein Maler, Johann Bapt. Durach, geboren zu Wangen im Allgäu, also in der Nachbar-
schaft Kaufbeurens, den 24. December 1724, wo sein Vater Bürgermeister gewesen war. In Salzburg
heiratete er die Malerin Maria Barbara Kelz, die Tochter des in Salzburg ansässigen Miniaturmalers
Anton Alexander Kelz, dessen Bruder in Augsburg, woher auch Anton gekommen war, ein städtisches
Amt bekleidete. Die Namensform Kelz trafen wir bereits in dem Dorfe Kelzenwank, nach Augsburg mag
sich im Laufe der Zeit sehr leicht ein Zweig der Familie gewendet haben, in der auch, wie es den An-
schein hat, die artistische Tradition erhalten blieb (Salzburger Intelligenzblatt, 1801, p. 788 ff.; Pillwein,
Salzburger Künstler-Lexikon, p. 28 und 111). Die in Sibmacher's Wappenbuch J, 66 angeführten
Schlesischen Keltschen, sowie daselbst IV, 106 die Geadelten Költschen haben wohl keinen Zusammenhang
mit unserem Geschlechte.

Endlich erhalte ich noch durch Herrn Dr. Justus Brinckmann, Director des Hamburgischen
Museums für Kunst und Gewerbe, die interessante Nachricht, dass sich in den dortigen Sammlungen eine
kleine, 63 Mm. im Durchmesser haltende Buchsbaumschnitzerei befindet, welche ein Zifferblatt darstellt,
entweder als Vorbild für Metallguss geschnitzt oder wohl auch ohneweiters als solches zu verwenden be-
stimmt. Von einem als Rosette gebildeten Mittelstück gehen sieben feingeformte, candelaberartige Ständer
aus, zwischen welchen die sieben Planetengötter mit ihren Zeichen. Das Mittelstück, sowie den äussersten
Rand umgibt ein Lorbeerkranz. Der Künstler dieses Werkes, den Dr. Brinckmann «in die erste Reihe der
deutschen Kunsthandwerker des 16. Jahrhunderts» setzt (siehe das Hamburgische Museum für Kunst und
Gewerbe, Bericht 1882, p. 84 f., woselbst eine Abbildung des Zifferblattes), nennt sich:

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VITVS KELTZ v-

Er ist also ein Zeitgenosse unseres Hans des Jüngeren, vielleicht sein Bruder? vielleicht sein Sohn? Die
stilistische und technische Behandlung der Figuren hat mit jenen des Brettspieles vielfache Verwandtschaft,
ganz besonders aber stimmt die Modellirung des Blattwerkes an der Rosette überein.

Ich bin, auch bei der umsichtigen Unterstützung Herrn Rehles', nicht im Stande, genauere Mit-
theilungen über die Kels zu bieten. Ursache davon ist hauptsächlich der bedauernswerthe Umstand, dass
die Rathsprotocolle der Stadt erst mit 1 5 5 3 beginnen, die Kirchenbücher noch viel später. Das Stadtarchiv
war schon vor einem Jahrhundert in so vernachlässigtem Zustande, dass der erwähnte Chronist Wolfg.
Ludw. Hörmann — dessen Ahne, wie noch bemerkt werden soll, mit dem Künstler des Spielbrettes
ohne Zweifel in Verbindung gestanden sein muss — seinen Stoff vielfach aus späteren, oft ungenügenden
Quellen zusammentragen musste, was er allerdings durch 3o Jahre mit äusserstem Fleisse bewerkstelligte.
Seine Chronik, ebenso Crusius und Dresserus Thesaurus, bieten nichts über den Meister.

Was nun diesen selbst und die Entstehung seines herrlichen Werkes anlangt, so erübrigt, bei dem
Mangel urkundlicher Beweise nur eine Muthmassung, eine Hypothese, die jedoch, der Hauptsache nach,
wohl über allen Zweifel erhaben stehen dürfte. Unser Spielbrett hängt gewiss mit dem Walten eines in
Kaufbeurens Geschichte hervorragenden Mannes zusammen, des Vorfahren des oben gedachten Chronisten
Hörmann nämlich, über welche Persönlichkeit daher eine kleine Digression unerlässlich ist.

Georg Hörmann von und zu Gutenberg1 stammte aus einer seit dem Anfang des 1 5. Jahrhunderts in
Kaufbeuren blühenden Patricierfamilie, deren Häupter als Bürgermeister und in anderen Stellungen stets
grossen Einfluss im dortigen Gemeinwesen gehabt hatten. Schon Kaiser Friedrich IV. bestätigte ihnen

1 Siehe «Georg Hörmann von und zu Gutenberg» historische Studie von Joseph Troll, Lehrer zu Kaufbeuren, in
dem Unterhaltungsblatte des Kaufbeurer Anzeigeblattes, 1877, Nr. 75, 76, und ferner: Köhler, Münzbelust., XVII, p. 283 ff.

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