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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0094
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Dr. Albert Ilg.

1469 einen Lehenbrief und nahm auch in ihrem Hause Wohnung, als er 1484 sich in der Stadt aufhielt.
Reicher Besitz von Gütern zeichnete die Familie aus und Kaiser Maximilian bewilligte ihr zu Füssen den
5. April 1494 ihr Wappen. Georg, welcher in Kaufbeuren den 26. Februar 1491 geboren war, erhielt eine
vortreffliche Erziehung im Geiste der erwachten humanistischen Bildung, wurde auf der Tübinger Hoch-
schule des berühmten Bebelius Schüler und trat dann grössere Reisen an, nach deren Beendigung er sich
mit einer Augsburger Patricierin verehelichte und nun in kaufmännischen Unternehmungen grosse Rührigkeit
und Intelligenz entfaltete. Diese Befähigung machte Herrn Jacob Fugger in Augsburg auf ihn aufmerksam,
der ihm seit i52o die Betheiligung an den Geschäften seines grossen Handelshauses antrug. Der materielle
Erfolg war für Hörmann ein glänzender, die Nachfolger Jacobs, Raimund und Anton Fugger, blieben seine
Geschäftsfreunde und ermöglichten ihm die Erbauung eines schönen Hauses, sowie die Erwerbung des
Gutes Gutenberg. Seine Gattin Barbara Reyhing war die Tochter der Veronica Imhof, deren Schwester
Anton Fugger zum Sohne hatte; der einflussreiche Augsburger Handelsherr wusste daher «seinen lieben
Schwager Jörg» der kaiserlichen Majestät und deren Wohlwollen näherzubringen. Wie mir Herr Emil von
Rätky im Archive des k. k. Finanzministeriums freundlichst mittheilt, kommt Georg Hörmann in den
dortigen Urkunden aus den dreissiger Jahren wiederholt in Fugger'schen Creditangelegenheiten erwähnt
vor, auch bezeichnet er sich in einer aus Schwaz datirten Eingabe an den Kaiser als Fugger'scher Diener.
Ferner gedenken zwei Regeste des Mannes; das eine, vom Februar i5/\.5, enthält den Rathschlag der
Regierung und Kammer in Tirol, dem Georg Hörmann die Burg Waldeckh auf Sohn und Tochter zu ver-
leihen, was auch bewilligt wurde, ebenso heisst es in dem zweiten aus derselben Zeit: Georg Hermann
etlich Lehen Orth in der Grafschaft Kirchperg zu verleihen.

Auch zu dem Bruder des Kaisers, dem römischen König Ferdinand, sollte er bald in Beziehungen
treten; es geschah, als Hörmann die Fugger'schen Bergwerke in Hall und Schwaz als Factor verwaltete.
Eine Reihe Rattenberger Hüttenwerks-Abraitungen mit den Fuggern von 1540—1542, aus denen über die
Darlehen derselben an Kaiser Karl und die ihnen dafür gemachten Verpfändungen des Bergbaues interessantes
Material zu gewinnen ist, sind auf Papier mit dem Wasserzeichen des Wappens von Kauf beuren geschrieben,
was sicher auf die Geschäftsführung durch Hörmann zurückzuführen ist. (Mitth. des Herrn A. Rehle.)
Bald folgte eine Glücksgunst auf die andere, welche aber der treffliche, hochbegabte Mann durch seine
Tüchtigkeit und Umsicht wohl verdiente. Seine Bemühungen bei der oberösterreichischen Regierung, seine
Thätigkeit in Innsbruck, Linz und Wien, sowie beim Reichskammergericht veranlasste den König, ihn den
23. Mai 1536 zum Rath zu ernennen, 1 527 erhob ihn der Kaiser in den Reichsadel, welche Gnade mit vielen
Freiheiten i53o auf dem Augsburger Reichstage bestätigt wurde. Herzog Wilhelm IV. von Baiern stand
in persönlich freundlichem Verhältniss zu dem hochangesehenen Manne, und als der heimische Stadtrath
ihm 1 5 3 1 seinen vom Kaiser gegebenen Freisitz streitig machen wollte, da legten sich der höchste Herr
selbst, sowie der Cardinal von Trient und der kaiserliche Rath, Vicedom und Erbkämmerer Hans Fern-
berger von Egenberg für seine Interessen ins Mittel. Auch Granvella stand auf seiner Seite und schliesslich
gelang es, wiewohl mit mancherlei Einschränkungen von Seiten der Stadt, durchzudringen. Er nannte sich
und sein Geschlecht nach einem seiner Besitzthümer von und zu Gutenberg, vergalt grossmüthig und
patriotisch genug des Rathes Schwierigkeiten durch seine Verwendung bei König Ferdinand, stiftete Gelder
für das Hospital und that viel zum Armenwesen der Stadt. Einmal schreibt er aus Schwaz an den Rath,
jetzt sei gute Gelegenheit, bei kaiserlicher Majestät etwas zu erlangen, was vordem ohne grosse Mühe und
Kosten nicht möglich gewesen wäre. Wenn seine günstigen Herren etwas bedürften, sollten sie es ihm
unverzüglich zu wissen machen. (Mitth. des Herrn A. Rehle.)

Zugleich zeichnet den verdienten Patricier seine hohe Begeisterung für die Pflege der classischen
Studien aus, denen er seit früher Jugend oblag. Schon durch die Fugger wusste er gelehrte Männer zu
fördern. Der Augsburger Rector Hieronymus Wolf besang ihn in einem lateinischen Gedichte, ebenso
preist ihn Georg von Logau in einem Briefe an Anton Fugger aus Venedig 1 5 34. Hörmann selbst schrieb
Gedichte in der Sprache Roms, verfasste für sein Haus eine panegyrische Inschrift auf die Fugger, stand
in Correspondenz mit Erasmus von Rotterdam, Melanchthon, Peutinger, Mariangelo Accursio und dem
Juristen Viglius, beide am kaiserlichen Hofe, Oecolampadius, der gelehrten Olympia Fulvia Morata aus
 
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