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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Cameen und Modelle des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0006
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CAMEEN UND MODELLE DES XVI. JAHRHUNDERTS.

Von

Dr. Friedrich Kenner.

ie im Nachfolgenden besprochenen Cameen hat schon Director Josef Ritter von
Arneth in einem Werke veröffentlicht, zu welchem von dem k. k. Cabinetszeichner
Albert Schindler (f 1861) die Tafeln gearbeitet wurden.1 Die grossen Fortschritte,
4j i^nPä|flf$ « die s^ith^1" die Reproduction mit Hilfe der Photographie gemacht hat, Hessen es
wünschenswerth erscheinen, einige der wichtigsten und berühmtesten dieser kleinen
Kunstwerke, soweit sie dem XVI. Jahrhunderte angehören, in Heliogravüre vorzu-
führen, um manche Charaktermerkmale der künstlerischen und technischen Be-
arbeitung schärfer zum Ausdrucke zu bringen, als es der Nadel jenes ehrlichen und gewissenhaften Meisters
gelungen war. Die beigefügten Bemerkungen beziehen sich in der Hauptsache auf die Entstehung der
Objecte und suchen neue Gesichtspunkte für die Zutheilung an bestimmte Meister zu gewinnen.

Kaiser Maximilian I.

(Taf. I.)

Brustbild des Kaisers, von der rechten Seite gesehen, auf dem Kopfe einen niederen Hut, dessen
Ränder aufgestellt sind, das Haar schlicht über Schläfe, Ohr und Nacken herabfallend, die Schaube mit
Pelzkragen um die Schultern gelegt, unter ihr ein glatter Rock. Die Augensterne sind gemalt, auch die
Lippen scheinen leicht gefärbt gewesen zu sein. Das Pelzwerk ist vergoldet. Die Arbeit verräth Geist und
Leben, der freie sichere Schnitt sucht die bedeutenden Züge des Angesichtes in wenigen grossen Formen
festzuhalten. Dagegen ist die Ausführung skizzenhaft, fast derb und sorglos. Die tiefen Falten an Nasen-
und Mundwinkeln sind nicht ausgearbeitet, das Pelzwerk wird mit wenigen geraden und im Zickzack ein-
geschnittenen Linien angezeigt.

Mit der späteren Fassung 9-6 Cm. Durchmesser. Aus der Schatzkammer 171 3 übertragen. Abge-
gebildet bei Josef Arneth, Cinquecento-Cameen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, Taf. V, 82.

Die Untersuchung des Schnitzwerkes veranlasste die zeitweilige Entfernung der Fassung und führte zu
folgendem Ergebniss. Die Büste selbst, 7 Cm. hoch und 5-5 Cm. breit, ist aus grünlichem Solenhofener
Stein geschnitten, der ursprünglich eine viereckige Platte gebildet hat; darauf deuten der geradlinige
Abschnitt nach unten, die schmalen, in einen gegebenen engen Raum componirten Brust- und Schulter-
theile, sowie die in den Rand vorragenden Ecken von Aermcl und Hut. In der That kannte noch Herr-
gott eine ähnliche Darstellung des Kaiserbildnisses, in eine viereckige Holzplatte geschnitten, aus der
Ambraser-Sammlung; nach seiner Abbildung2 ist es im Gegensinne von unserem Steine gearbeitet, stimmt

1 Die Cinquecento-Cameen und die Arbeiten des Benvenuto Cellini und seiner Zeitgenossen im k. k. Münz- und
Antiken-Cabinete in Wien. Wien 1858. Fol.

2 Pinacotheca, I, Tab. XXXVII, Text in II, 154-

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