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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 7.1888

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Laschitzer, Simon: Die Genealogie des Kaisers Maximilian I.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5397#0007
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DIE

GENEALOGIE DES KAISERS

Von

Simon Laschitzer.

MAXIMILIAN I.

Wie der jung weiß kunig die alten gedachtnus insonders lieb het.

Der jung weiß kunig fraget in seiner jugent gar oft von den kunigliclin geschlechten, dann er het
gern gewist, wie ain jedes kuniglich und fürstlich geschlecht von anfang herkumen were, darinnen er in
seiner jugent kain erkundigung erfragen möcht. Darab er dann oft ainen verdrieß trueg, das die menschen
der gedächtnuss so wenig acht nämen. Und als er zu seinen jarn kam, sparet er kainen kosten, sonder
er schicket aus gclert leut, die nichts anders teten, dann das sy sich in allen stiften, klostern, puechern
und bey gelerten leutn erkundigeten alle geschlecht der kunig und fursten und ließ solichs alles in schrift
bringen zu er und lob denen kunigliclin und furstlichn geschlechten. In sölicher erkundigung hat
er erfundn sein mandlich geschlecht von ainem vater auf den andern biß auf den Noe,
das sonst ganz undertruckt und die alten schritten, darauf nichts mer geacht worden ist, verloren weren
worden.

Weißkunig, Ausgabe im Jahrbuche Band VI, p. 66.

Einleitung.

Kaiser Maximilian I. in Beziehung zur Geschichtschreibung seiner Zeit.1

ine charakteristische Eigenschaft, welche das Geschlecht der Habsburger durchgehends
auszeichnet, ist deren Drang nach rastloser Thätigkeit. In ganz aussergewöhnlichem
Masse ausgeprägt begegnet sie uns an Kaiser Maximilian I. Dazu gesellt sich bei
ihm noch eine hervorragend rege Phantasie und Combinationsgabe, welche an Allem
und Jedem Interesse nimmt und Alles und Jedes weiter auszugestalten sucht. Kaiser
Maximilian I. war ein Mann von universeller Vielseitigkeit. Er schenkt seine Auf-
merksamkeit nicht blos der Politik und dem Kriegswesen und allem dem, was damit
zusammenhängt, sondern wendet sein Interesse auch den friedlichen culturellen Arbeiten, insbesondere
den Künsten und Wissenschaften, in ganz ungewöhnlichem Umfange zu. Es entspricht nun ganz dem
natürlichen Gange der Dinge, dass die ersteren ihn in der ersten Periode seiner von fortwährenden Kriegen
erfüllten Regierung fast allein beschäftigten, und dass die letzteren erst in seinen späteren Jahren zur vollen
Geltung gelangten. Einem Theile dieser Kunst- und wissenschaftlichen Bestrebungen des Kaisers soll
nachfolgende Abhandlung gewidmet sein.

i Die Beziehungen des Kaisers Maximilian I. zur Geschichtschreibung seiner Zeit sind bereits wiederholt theils im
Zusammenhange, theils in gelegentlichen Bemerkungen dargestellt worden. Neuestens hat Wegele, Geschichte der deutschen
Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus (München und Leipzig 1885), p. 91 —142, ein besonderes Capitel (3. Capitel.
Kaiser Maximilian I. und die nationale Gcschichtschreibung) dem Gegenstande gewidmet. Man sehe daselbst auch besonders
p. 94, Anm. 1 das Verzeichniss der diesbezüglichen älteren Literatur nach. Die nochmalige Behandlung der Frage mag in
der grundverschiedenen allgemeinen Auffassung derselben einerseits und in der Verwerthung des seither in den Regesten des
Jahrbuches publicirten Quellenmateriales andererseits ihre Berechtigung finden. Ich beschränke mich dabei jedoch ausschliesslich
nur auf die Darlegung der persönlichen Einflussnahme, welche der Kaiser auf die Geschichtschreiber und die Geschichtschreibung
seiner Zeit ausgeübt hat.

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