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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0218
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206

Friedrich Kenner. Römische Medaillons.

überdies durch manche Analogien in der Abfassung und Anbringung der Aufschriften auf den die Geschichte
Roms betreffenden Medaillons gleicher Zeit eine Stütze findet.

Es kann nun nicht zweifelhaft sein, dass die Composition und die Mache unseres Medaillons und
jene des eben besprochenen der Faustina mit der Kampfscene sehr viel Verwandtes haben; die Aufschrift
Sabinae ist bei unserem sicher, bei jenem der Faustina wahrscheinlich, auch die Grösse beider ist, soweit
es sich um die Bildfläche handelt, gleich (28 Mm.); die Figuren auf letzterem sind reicher an Zahl, daher
sie selbst etwas kleiner als auf unserem Medaillon, dafür hat die Kampfscene eine Mittelgruppe, welche
die seitlichen Gruppen verknüpft, während in der Raubscene die beiden seitlichen Gruppen näher anein-
ander gerückt sind und die Mittelgruppe durch die Zielsäulen in der Mitte des Hintergrundes ersetzt wird.

So viele Analogien führen uns auf die Vermuthung, dass in dem Gyclus der auf die stadtrömische
Vorgeschichte bezüglichen Medaillons des Antoninus Pius auch solche mit dem Raube der Sabinerinnen
sich befanden, welche das Gegenstück zur Kampfscene auf den Medaillons der Diva Faustina gebildet
haben; wenngleich wir heute nicht im Stande sind, Exemplare der ersteren aus einer bestehenden Samm-
lung nachzuweisen, so kann doch eben dieser Umstand allein nicht gegen die innere Wahrscheinlichkeit
der gedachten Vermuthung sprechen.

Der Stempel der Rückseite eines solchen Medaillons ist nun unter Constantius II. für das hier in
Rede stehende Gepräge benützt worden, und zwar zu einer Zeit, als die schmalen hageren Bildnisse des
Kaisers im Gebrauch waren, d. h. in seinen letzten Regierungsjahren. Da Constantius im Frühling des
Jahres 357 etwa dreissig Tage in Rom weilte, mit der Absicht, dort einen Triumphzug zu halten und seine
Vicennalien als Augustus zu feiern, wird man voraussetzen dürfen, dass grössere Stadtfeste vorbereitet wurden.
Vielleicht sollte mit dem Bilde des Raubes der Sabinerinnen, der ja in der Rennbahn vor sich ging, auf Circus-
spiele, namentlich Rennen hingewiesen werden, die eben damals Kaiser Constantius dem Stadtvolke gab;
unterstützt wird diese Vermuthung durch den Umstand, dass die Verwendung desselben alten Stempels
auf Contorniaten eben auch nur durch die Beziehung des Bildes auf die Rennbahn erklärt werden kann.

Die Schlussvignette stellt ein Monogramm Christi dar, welches beim Rigollen der Weingärten in
Monastero nächst Aquileia ausgegraben und von dem früheren Eigenthümer Herrn Hector Freiherrn von
Ritter im Jahre 1874 der Antiken-Sammlung des Allerh. Kaiserhauses als Geschenk dargebracht wurde. Es
ist aus Bronze gearbeitet, 48-5 Cm. hoch, der Querbalken 27 Cm. lang, die Dicke beträgt 1 3 bis i5 Mm.;
unten befindet sich der in der Abbildung weggelassene Bleiverguss, mit welchem das Object in einen Stein
eingelassen war. Die Buchstaben A und OJ, letzteres ähnlich wie auf dem Medaillon Nr. 299 gebildet, hangen
frei beweglich mittelst einzelner Kettenglieder an dem Querbalken. Es darf wohl angenommen werden,
dass das Monogramm die Bekrönung eines Denkmals gebildet hat, welches im Innern eines Gebäudes auf-
gestellt war. Die treffliche Erhaltung, die Schärfe der Ränder, namentlich an den Löchern, in welche die
Buchstaben eingehängt sind, und die Art der Patinirung deuten darauf hin, dass das Object in einem
gedeckten und geschlossenen Räume vor den Einflüssen der Witterung geschützt war.
 
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