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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

DOI Artikel:
Ilg, Albert: Francesco Terzio, der Hofmaler Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0249
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Francesco Terzio, der Hofmaler Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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Für ein Werk des Terzio hält Tassi auch das Altarbild der Kirche beim Palaste des Grafen Mosconi
in Trescore; es sei mit dem Namen bezeichnet und stelle die Marter des heil. Bartholomaeus vor. Nach
Carrara soll der Künstler den Dichter Torquato Tasso in S. Anna besucht und sein Porträt gemalt haben.
Ein sicheres Bild desselben von Terzio behauptet Tassi in der Sammlung des Grafen Giacomo Carrara
gesehen zu haben; es befand sich daselbst auch noch das Bildniss eines bärtigen Mannes mit der Inschrift:
Tertius non potuit pingere mentem quia in astris erat.

Von den übrigen italienischen Angelegenheiten des Künstlers wissen wir noch, dass er 1 589 in Florenz
einen heil. Laurentius gemalt hat und anlässlich der feierlichen Vermälung des Grossherzogs Ferdinand
mit Christine von Lothringen unter der Aufsicht des Intendanten Cav. Niccolo Gaddi die Festdecoration
fertigte. Tassi weiss von Kupferstichen des Meisters in einem Buche, nel quäle sono descritte tali magni-
ficenze, wahrscheinlich gehört auch das grosse Blatt mit Allegorien auf den Prinzen Carl Emanuel und
dessen Gemahlin Katharina von Spanien hieher.1

Ob er in Spanien gewesen, wie Hirn behauptet, ergibt sich nicht aus den vorhandenen Quellen, das
Ende seines Lebens verbrachte er in Florenz und in Rom. Im Jahre 1 589 muss er viel auf der Fahrt
gewesen sein, denn wir treffen ihn da mehrmals in Tirol, wo er sich ins Ambraser Trinkbuch schreibt.
Der nach ihm Eingetragene datirt 29. Juni, Terzi arbeitete aber im selben Jahre auch in Florenz und war
noch im April in Rom, wo er am 7. an den genannten Gaddi geschrieben hat. Der Brief, bei Tassi ab-
gedruckt, bezieht sich auf das Bild des heil. Laurentius und auf die Festdecoration in Florenz. Dabei
empfiehlt er seinen Freund und Landsmann Lorenzo Correggio als seinen Correspondenten hieher nach
Rom. In dieser Stadt hatte ihn die Akademie von S. Lucas zu ihrem Mitglied gemacht.2 Er lebte daselbst,
zuletzt von Krankheit heimgesucht, noch einige Jahre, alle Autoren geben seinen Hintritt um 1600 an.
Sein Sohn, Cornelio, priesterlichen Standes, spricht in einem Document erst i6o3 die Kirche San Francesco
von den Kosten für die von seinem Vater vor so vielen Jahren gelieferten Gemälde in Bergamo frei.
Bertolotti drückt seinen Zweifel darüber aus, ob Terzio wohl mit dem mailändischen Maler Pier Francesco
identisch sei, welcher um 1597 erscheint, gewiss aber ohne Begründung.

Ueber den Beginn der Thätigkeit Terzio's für das Erzhaus sind in der Literatur ebenfalls nicht
richtige Angaben verbreitet. Gandellini,3 bei dem er Tersi heisst, hat aber Recht, wenn er behauptet,
dass er um 1 5 5 1 schon in Diensten Erzherzog Ferdinands stand, denn 1 5 54 treffen wir ihn sicher in Wien
und aus dem hier zum ersten Male veröffentlichten Adelsdiplom des Künstlers geht hervor, dass derselbe
seit 1 5 5 1 am Hofe des Erzherzogs Ferdinand weilte. Dass ihn erst Kaiser Maximilian II. berufen habe,
ist eine zu späte Annahme bei Nagler u. v. A. Auch Andresen lässt ihn ganz gedankenlos i5 5o durch
Maximilian II. berufen und mit einer »Pension« ausgestattet werden. Hirn behauptet, er wäre seit 1 554
»im Dienste des Kaisers« gestanden,+ die betreffende Urkunde nennt ihn jedoch blos Maler Erzherzogs
Ferdinands. Die Hofzahlamtsrechnungen des k. k. Reichs-Finanzministeriums berichten uns ddo. Prag,
10. September 15 54, dass Francesco de Tertio Pergamasco, Maler Erzherzogs Ferdinands, 100 Thaler
erhalten habe, so ime die Römisch khgl. maj. etc. aus gnaden verordent haben.5 Wir kennen die Leistung
nicht, wofür diese Ausbezahlung geschah, es scheint aber, dass eine Besoldung des Künstlers gemeint ist,
der damals also bereits in Prag weilte, wo der Erzherzog als Statthalter von Böhmen sich aufhielt und
auch dessen Vater, der römische König, oft sich befand. Terzio erhielt die 100 Thaler, jeden zu 70 kr.
gerechnet, die machen gülden Rheinisch zu i5 Paczen oder 60 kr. — 116 fl. 40 kr.6 In demselben Jahre
begann auch schon die Arbeit für den Springbrunnen im Lustgarten des Schlosses auf dem Hradschin, worauf
noch zurückzukommen sein wird. Zwei Jahre später, 15 56, kommt Terzio wieder mit einem Bezug von

1 Nagler, K. L., XVIII. p. 255.

2 Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma nei secoli XV—XVII. Milano 1881, I. p. 127.

3 Notizie istoriche degl' Intagliatori, Siena 1771.

4 Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Geschichte seiner Regierung und seiner Länder. Innsbruck, 1885, I. p. 380.

5 Siehe dieses Jahrbuch, VII, Urkundentheil, Nr. 4910.

" Schlager, Materialien zur österr. Kunstgeschichte, im Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, II. 1850, Separat-
ausgabe, p. 104.

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