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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Chmelarz, Eduard: Ein Verwandter des Breviarium Grimani in der k. k. Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0483
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Ein Verwandter des Breviarium Grimani in der k. k. Hofbibliothek.

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in Denkmale deutscher Baukunst, Bildnerei und Malerei, Band XI, annimmt, noch so spät, wie Harzen
meint, indem er den Codex direct vom Künstler, circa i52o, durch den Händler Antonio Siciliano in die
Hände des Cardinais Grimani gelangen lässt. Uebrigens lässt sich nach rückwärts hin die Entstehungszeit
des Breviars schärfer abgrenzen, als dies Harzen gethan hat, indem er die Wappen, welche im Breviar
vorkommen, unrichtig datirte. Wenn in Letzterem das österreichische und burgundische Hauswappen
neben dem einköpfigen und zweiköpfigen Adler erscheinen (nach Harzen auf fol. 781, von Perini leider
nicht reproducirt), so begrenzt dies die Entstehung des Codex nicht auf das Jahr 1493, in welchem Maxi-
milian I., schon seit i486 zum deutschen Könige gewählt, nach dem Tode seines Vaters thatsächlich die
Regierung in Deutschland übernahm. Als deutschen Kaiser benennt er sich erst seit 1 5o8 und führt erst
seither den Doppeladler im Wappen. Mithin ist das Breviarium erst nach dem Jahre i5o8 und
vor 1 5 19, dem Todesjahre des Kaisers, entstanden und steht vielleicht überhaupt in innigeren Be-
ziehungen zu dem genannten Herrscher, als man bisher zu glauben geneigt ist. Die Ansicht, dass dasselbe
etwa im Auftrage des Papstes Sixtus IV. gemacht worden sei, fällt nach dem Vorstehenden in sich selbst
zusammen.

Auf ziemlich gleiche Zeitspanne lässt sich nun auch die Entstehung unseres Hortulus bestimmen.
Die gedruckte Vorlage für den Schreiber stammt, wie wir gesehen haben, aus Strassburg aus dem Jahre
i5io. Ziehen wir nun in Betracht: die damaligen Verkehrsverhältnisse, nicht sofortigen Entschluss der
Erzherzogin, das Buch copiren und illuminiren zu lassen, die nothwendige Zeit für die mühsame Aus-
führung des späteren Auftrages, die bereits mögliche Benützung des Breviars Grimani für manche Dar-
stellungen, und schliesslich die Jahre, in welchen laut den Rechnungen Gerhart Horebout vielfach für die
Erzherzogin beschäftigt war, so ergeben sich mit Zuversicht als Zeitgrenze für die Vollendung unseres
Hortulus die Jahre von circa 1 5 1 5—1 521. Wenn wir die Inventare vom Besitze Margarethens be-
achten, jenes von 15 16, in welchem das Werk noch nicht vorkommt, und jenes von 1 523, in welchem ich
es zu finden glaube, so verrückt sich jene Zeitgrenze um ein Geringes von 1517—1 523. Bald
darauf, wenn nicht bereits i522, übersiedelte Horebout nach England, wo er Hofmaler Heinrichs VIII.
wurde und 1540 starb. Seine Gattin war ihm daselbst i52g im Tode vorangegangen,1 und seine von
Dürer so hoch gerühmte Tochter Susanne hatte den königlichen Schatzmeister Johannes Parcker geheiratet.

Ziehen wir nun die Summe all' des Gesagten, so ergeben sich immerhin Resultate, welche der Er-
forschung werth waren: Unser Hortulus animae stammt aus dem Besitze der Erzherzogin Margarethe und
ist in deren Auftrage von Gerhart Horebout und dessen Gehilfen gearbeitet; seine Entstehungszeit fällt
spätestens zwischen 1517—1523 und er ist in künstlerischer Beziehung ein Verwandter des Breviariums
Grimani, der köstlichsten Schöpfung niederländischer Miniaturmalerei — Grund genug dafür, dass die
k. k. Hofbibliothek ihren Codex, Ms. 2706, unter ihre Cimelien allerersten Ranges zählt.

1 Die Abbildung ihres Grabsteines mit ihrem und ihres Mannes Wappen siehe bei Busscher, a. a. O., It, p. 325.
 
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