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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Schönherr, David von: Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0265
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Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hof kirche zu Innsbruck.

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glaubte sie jedoch den ersten Vorschlag zur Annahme empfehlen zu sollen. Doch solle dem Giesser die
Besoldung in monatlichen Raten bis zur Vollendung der Arbeit bezahlt werden.

Inzwischen hatte sie auch bereits Kohlen, Holz, Eisen und Wachs in das Bilderhaus nach Muhlau
bringen lassen.

Anfangs September kam der wälsche Giesser mit dem erzherzoglichen Kammerdiener Petzin auf die
Kammer und erklärte, dass er mit seinen drei Gesellen in das Bilderhaus nach Mühlau ziehen wolle, wo
für ihren Unterhalt gesorgt werden müsse. Wie aus dem hierüber von der tirolischen Kammer an den
Erzherzog erstatteten Berichte hervorgeht, verlangte Duca, dass man ihm und seinen Gesellen für jede
Mahlzeit per Person 10 Kreuzer »und dann auf den maister und den ainen seinen gesellen« jeden Tag
vier Mass Wein gebe.

Auf den Bericht der Kammer vom 26. November theilte Erzherzog Ferdinand derselben seine Ent-
schliessung am 3i. December mit. Sie lautete dahin, dass mit dem Giesser auf eine bestimmte Summe
Geldes, welche demselben nach vollbrachter Arbeit zu bezahlen sei, abgeschlossen werden und dass
de Duca diese Arbeit auf seine Kosten und seine Gefahr vollbringen, im Falle des Misslingens des Gusses
aber diesen auf seine Kosten von Neuem vornehmen solle. Dagegen solle ihm Metall, Kohle, Holz, Wachs
und Eisen beigestellt auch nach und nach etwas Geld zu seinem und seiner Gehilfen Unterhalt als Abschlags-
zahlung auf die vereinbarte Summe von der Kammer gegeben werden. Dem Bedenken gegenüber, dass
man, wenn ihm auf Rechnung und künftigen Abzug Geld, Metall u. s. w. verabfolgt würde, bei ihm als
einem Ausländer ohne Vermögen keine Bürgschaft habe, bemerkt der Erzherzog, er habe ihn bisher »doch
so viel erkannt, dass er in seinem thuen und handien aufrichtig und ime disfals wol zu vertrauen« sei.

Daraufhin schloss die tirolische Kammer nach längerer Verhandlung mit Ludwig de Duca am
i5. Jänner 1583 folgenden Vertrag ab: 1. Verpflichte sich de Duca, das Bild fehlerfrei zu giessen. Dafür
sollten ihm Metall, Kohlen, Holz, Wachs und Eisen beigestellt und für das vollendete Bild 450 Kronen
(675 Gulden rheinisch ä 60 Kreuzer) bezahlt werden. 2. Im Falle des Misslingens des Gusses verpflichte
sich de Duca, das Bild auf eigene Kosten, und zwar durch Alexander Colin, schneiden zu lassen und von
Neuem zu giessen, wozu ihm die Kammer nur Metall, Eisen, Wachs, Kohlen und Holz beizuschaffen habe.
3. Das bisher von der Kammer an de Duca bezahlte Geld solle ihm von den 450 Kronen nicht abgezogen
werden sondern auf Rechnung der von ihm »hievor ausserhalb des pilds gen hof verrichteten arbait«
kommen. 4. Die 450 Kronen sollten ihm nicht vor ganzer Vollendung des Bildes bezahlt werden sondern
zur Versicherung bei der Kammer liegen bleiben und davon nur das abgezogen werden, was de Duca von
jetzt an zu seinem Unterhalte gegeben werden würde.

Der Contract wurde am i3. März 1 583 von Erzherzog Ferdinand genehmigt. Nur solle, sagt der
Erzherzog, dem Giesser das Metall und das übrige Material erst verabfolgt werden, wenn er mit den anderen
Arbeiten, die er jetzt zu verfertigen habe, fertig sein würde.

Während mit de Duca verhandelt und der Contract festgestellt wurde, hatte Alexander Colin das
Formwerk zum Kaiserbilde hergestellt. Er war damit längst vor Ablauf des Jahres i582 fertig geworden,
da er auf diese Arbeit im Juli 5o Gulden und im December den Rest des bedungenen Preises, 100 Gulden,
von der tirolischen Kammer ausbezahlt erhalten hat. Wie übrigens Colin's Sohn Abraham in seinem
Promemoria vom Jahre 1623 versichert, wurde das Bild von ihm, somit nicht von seinem Vater selbst,
modellirt.

Von der Zeit, zu welcher sich de Duca mit seinen Leuten in Mühlau niederliess, bis zum Abschlüsse
des Contractes waren über vier Monate vergangen und hatte die tirolische Kammer für den Unterhalt des
Giessers und seiner Gesellen 104 Gulden 40 Kreuzer verausgabt. Was er in dieser Zeit für den Hof ge-
arbeitet hat, ist unbekannt.

Ueber den weiteren Verlauf der Arbeit und des Gusses des Kaiserbildes, zu welchem auch die
kupfernen Pfannen und Röhren verwendet wurden, welche die »Welschen salzkünstler« von ihren ver-
geblichen Arbeiten für das Sudhaus in Hall zurückgelassen hatten, liegen keine Nachrichten vor. Wir er-
fahren nur noch etwas über die Bezahlung des vollendeten Bildes. Nach gepflogener Abrechnung mit dem
Giesser hatte dieser ausser dem schon früher Empfangenen noch 870 Gulden 5o Kreuzer zu erhalten.

XI. 29
 
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