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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Bergmann, Ernst von: Die Statue des Sebkiemsauf
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0008
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Ernst Ritter von Bergmann.

Die i M. 49 Cm. hohe Statue aus dunklem Granit stellt einen mit vorgesetztem linken Beine
stehenden, an einen Pfeiler gelehnten, etwa 50—60 jährigen dicken Mann dar. Er trägt einen langen,
von der fleischigen Brust und den Achselhöhlen bis unter die Waden reichenden glatten Schurz, der
aus einem rechteckigen Zeugstücke besteht, welches von links nach rechts um den Körper geschlagen
ist und dessen beide Endzipfel derart auf der Brust verschlungen sind, dass sie über den mit einer Borte
besetzten oberen Rand des Schurzes emporstehen. An dem rechten offenen Endzipfel ist die Borte sicht-
bar, der linke hingegen zu einer jetzt beschädigten Bausche zusammengelegt und unter die Borte hinein-
gesteckt, um das Durchrutschen desselben und das dann erfolgende Herabfallen des Zeugstückes zu
verhindern. Für die Befestigung des letzteren in der angegebenen Weise spricht auch der Umstand, dass
die Borte in der Mitte der Brust durch den Einschlag verdeckt ist. Vorne reicht der an den Seiten flache
Schurz, dessen tonnenförmig sich wölbenden Vordertheil unten zwei deutlich sichtbare Kanten begren-
zen, etwas weiter herab als hinten und bildete nach der im mittleren Reiche üblichen Mode einen her-
unterhangenden Zipfel, der gegenwärtig weggebrochen ist. Der Saum liegt vorne in der Mitte des
Leibes. Der kahlgeschorene Kopf von dolichokephaler Form, welcher in Miramar abgesondert aufge-
stellt war und von mir als zugehörig erkannt wurde, sitzt auf kurzem dicken Halse. Der Typus des
Antlitzes ist von wenig edler Bildung; eine schmale, nach oben zurückweichende Stirne, hervorstehende
Backenknochen, wulstige Lippen und ein kurzes Kinn sind die hervorragendsten Kennzeichen. Die ein-
gefallenen Schläfen und mehrere Falten bei der Nase markiren das vorgerückte Alter des Mannes. Das
Hervortreten des Augapfels und die beiden Schminkstreifen über den etwas schräg liegenden Augen
sind angedeutet. Nase und Ohren fehlen leider. Die sorgfältig behandelten, übermässig langen, vollen
Arme hangen gerade herab; die platt auf den Schurz gelegten Hände sind wie stets miserabel gearbeitet.
Eine bessere Ausführung zeigen die von dem mächtigen Schmeerbauche überschatteten Füsse, deren
Zehen allerdings keine Gelenke haben.

Mit lebensvoller Naturwahrheit gibt das Standbild die behäbige Erscheinung eines wohlgenährten
Würdenträgers wieder. Die Körperverhältnisse sind getreu der Natur nachgebildet, mit seltener realisti-
scher Sicherheit der Porträtkopf geformt, welcher durch die deutlichen Merkmale höhern Lebensalters
gleich einer der Statuen des Chefren eines der wenigen Beispiele dieser Art bietet. Die Modellirung des
unschönen Schädels mit langem, steilen Hinterhaupte bekundet eine feine Beobachtung der anatomischen
Bildung. Trefflich erfasst ist der harte Schnitt der etwas starren Züge, mit Verständniss auch die
Fleischpartien der Brust und die ansteigende Wölbung des Unterleibes dargestellt. Bequem hat es sich
dagegen der Künstler bei der Behandlung des glatten Schurzes gemacht. Trotz der derben Fülle der
Gestalt erscheint aber die herkömmliche würdevolle und feierliche Haltung gewahrt. — Das von den
gewöhnlichen Formen der Kleidung abweichende Costüm erinnert an die Amtstracht des Wezirs im
neuen Reiche (s. Erman, Aegypten, 293 und Rosellini, Mon. del culto, tavv. 32, 34, 37) und ist wohl
jenes der Greise, welches ähnlich auch der sonst jugendlich mit kurzem Schurze abgebildete 'Amten als
alter fetter Mann in einer Darstellung seiner Grabkammer (Lepsius, Denkm. II, 6) zu tragen scheint.

Besondere Hervorhebung verdient noch die technische Meisterschaft in der Bearbeitung des überaus
harten, schönen Materiales, die sichere und meist bestimmte Ausführung des Details, sowie die glänzende
Politur, welche an die Statuen der saitischen Periode erinnert. Gleich allen anderen ägvptischen statuari-
schen Werken aus hartem Stein war auch dieses unbemalt.

Ueber die Person des Dargestellten geben die Inschriften der Statue Aufschluss. Zwei Vertikalzeilen

auf der Vorderseite des Schurzes nennen ihn: | ^> -gas» ^ ^—^ j (jj P n <~=> q

d. h. »der Sprecher1 Sebkiemsauf (»mein Sobk ist sein Schutz«)2, der wahrredende, geboren von der
Duatnofret, der wahrredenden.« Der Rückenpfeiler trägt folgenden Text:

1 Sowohl der König als auch die höchsten Beamten des Reiches wie der Wezir und die Nomarchen hatten ihren
»Sprecher«, der über die Vorgänge im Staate und bei Hofe zu berichten hatte. Auch an den Gerichtshöfen fungirten »Sprecher«.

2 Durch diese Benamung stellt der Vater seinen Sohn unter den Schutz des von ihm besonders verehrten krokodil-
köpfigen Gottes Sobk.
 
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