DAS HEROON VON GJÖLBASCHI -TRYSA.
Von
Otto Benndorf.
(Schluss.)
12. Kampf der Sieben gegen Theben.
(Tafel XXIV, A i — A 5.)
ie beiden Relieffriese rechts vom Thore zeigten im Baue einen Zustand, den man
vollständig auf Tafel III ersieht. Durch die gewaltigen Stosskräfte eines Erd-
bebens waren ihre Steine beinahe sämmtlich aus der ursprünglichen Lage gebracht
und erschienen wie aus der Mauerfront herausgeriittelt; zwei Steine der oberen
Reihe, A4 und A5, fehlten. Diese letzteren waren den Abhang hinabgeschleu-
dert und sind in trauriger Beschädigung am Fusse desselben wieder aufgefunden
worden. Petersen, der sie zuerst untersuchte, erkannte an ihren Reliefs den Kampf
der Sieben gegen Theben.
Zum Unterschiede von dem ausführlichen Stadtbilde Trojas auf der Westwand hat man Theben nur
durch einen Thurm, noch dazu einen sehr flüchtig gebildeten, gegen den die Leiter des Kapaneus
lehnt, auf A4, angedeutet und bei einer den Raum durchgängig füllenden Anordnung der Figuren ist
kaum anzunehmen, dass Malerei den Schauplatz erheblich vervollständigt habe; für das leere Feld von A6,
welches die Nebenseite eines Blockes von der äusseren Parallelwand der Ostmauer, als solche sichtbar aut
Tafel III, bildet, kann dies natürlich nicht angenommen werden; vielmehr hat es hier wie nach der leeren
Stelle zu Anfang des unteren Frieses auf B 1 eher den Anschein, als ob fertige Compositionen dem ver-
fügbaren Räume in unzureichender Weise angepasst worden wären. Die vermisste Scenerie darf man
auch gewiss nicht in einer oberen, hier etwa unterdrückten Frieshälfte voraussetzen, da es der dar-
gestellten Handlung in ihrer weitaus grösseren Erstrcckung an Beziehungen nach oben fehlt. Es ist
also mit der Thatsache einer sehr geringen landschaftlichen Erläuterung der Handlung zu rechnen;
denn die Baumstämme, welche hier wie in dem unteren Friese den Steinrändern längs der Stossfugen
angearbeitet sind, wollen nichts besagen.
Den Schluss bezeichnen an beiden Enden zwei nach aussen gekehrte Viergespanne, links das fliehende
des Adrastos, rechts als vorletztes Glied der Reihe das in die Erde einsinkende des Sehers Amphiaraos.
Zwischen diesen Gespannen, die sich wie die beiden Seitenflügel der Meleagerjagd (vergl. Jahrbuch, Bd. IX,
S. 106^ als besondere Schlussgruppen abscheiden, lauten in der Üblichen Gliederung zu zwei oder drei
Figuren Kampfscenen hin. In der Mitte des Frieses sind sie gedrängt, dann lockern sie sich etwas und
werden weitläufiger, um im Einklänge mit dem Laufe der Viergespanne der Darstellung hüben wie drüben
einen starken Zug von innen nach aussen zu geben. Knotenpunkt der Bewegung ist der noch schwebende
Zweikampf von Eteokles und Polyneikes auf A3, der auch durch zwei symmetrisch anschliessende
Kämpferpaare und einen Gefallenen den Charakter einer Mitte erhält, und von hier aus rinnt und
rauscht gleichsam der Strom über Entgegenstehendes nach beiden Seiten. Seine Arme sind wiederum
ungleich, doch erscheint der kürzere zur Rechten entschädigt durch ein Uebergewicht an stofflicher
Fülle und Bedeutung, ähnlich wie im Bilde der Leukippiden (Tafel XVI, vergl. Jahrbuch, Bd. XI, S. 25).
Zunächst gilt es, das Erhaltene und künstlerisch Erkennbare in einer genauen Beschreibung,
welche am Natürlichsten von der Thür her beginnt, festzustellen.
Von
Otto Benndorf.
(Schluss.)
12. Kampf der Sieben gegen Theben.
(Tafel XXIV, A i — A 5.)
ie beiden Relieffriese rechts vom Thore zeigten im Baue einen Zustand, den man
vollständig auf Tafel III ersieht. Durch die gewaltigen Stosskräfte eines Erd-
bebens waren ihre Steine beinahe sämmtlich aus der ursprünglichen Lage gebracht
und erschienen wie aus der Mauerfront herausgeriittelt; zwei Steine der oberen
Reihe, A4 und A5, fehlten. Diese letzteren waren den Abhang hinabgeschleu-
dert und sind in trauriger Beschädigung am Fusse desselben wieder aufgefunden
worden. Petersen, der sie zuerst untersuchte, erkannte an ihren Reliefs den Kampf
der Sieben gegen Theben.
Zum Unterschiede von dem ausführlichen Stadtbilde Trojas auf der Westwand hat man Theben nur
durch einen Thurm, noch dazu einen sehr flüchtig gebildeten, gegen den die Leiter des Kapaneus
lehnt, auf A4, angedeutet und bei einer den Raum durchgängig füllenden Anordnung der Figuren ist
kaum anzunehmen, dass Malerei den Schauplatz erheblich vervollständigt habe; für das leere Feld von A6,
welches die Nebenseite eines Blockes von der äusseren Parallelwand der Ostmauer, als solche sichtbar aut
Tafel III, bildet, kann dies natürlich nicht angenommen werden; vielmehr hat es hier wie nach der leeren
Stelle zu Anfang des unteren Frieses auf B 1 eher den Anschein, als ob fertige Compositionen dem ver-
fügbaren Räume in unzureichender Weise angepasst worden wären. Die vermisste Scenerie darf man
auch gewiss nicht in einer oberen, hier etwa unterdrückten Frieshälfte voraussetzen, da es der dar-
gestellten Handlung in ihrer weitaus grösseren Erstrcckung an Beziehungen nach oben fehlt. Es ist
also mit der Thatsache einer sehr geringen landschaftlichen Erläuterung der Handlung zu rechnen;
denn die Baumstämme, welche hier wie in dem unteren Friese den Steinrändern längs der Stossfugen
angearbeitet sind, wollen nichts besagen.
Den Schluss bezeichnen an beiden Enden zwei nach aussen gekehrte Viergespanne, links das fliehende
des Adrastos, rechts als vorletztes Glied der Reihe das in die Erde einsinkende des Sehers Amphiaraos.
Zwischen diesen Gespannen, die sich wie die beiden Seitenflügel der Meleagerjagd (vergl. Jahrbuch, Bd. IX,
S. 106^ als besondere Schlussgruppen abscheiden, lauten in der Üblichen Gliederung zu zwei oder drei
Figuren Kampfscenen hin. In der Mitte des Frieses sind sie gedrängt, dann lockern sie sich etwas und
werden weitläufiger, um im Einklänge mit dem Laufe der Viergespanne der Darstellung hüben wie drüben
einen starken Zug von innen nach aussen zu geben. Knotenpunkt der Bewegung ist der noch schwebende
Zweikampf von Eteokles und Polyneikes auf A3, der auch durch zwei symmetrisch anschliessende
Kämpferpaare und einen Gefallenen den Charakter einer Mitte erhält, und von hier aus rinnt und
rauscht gleichsam der Strom über Entgegenstehendes nach beiden Seiten. Seine Arme sind wiederum
ungleich, doch erscheint der kürzere zur Rechten entschädigt durch ein Uebergewicht an stofflicher
Fülle und Bedeutung, ähnlich wie im Bilde der Leukippiden (Tafel XVI, vergl. Jahrbuch, Bd. XI, S. 25).
Zunächst gilt es, das Erhaltene und künstlerisch Erkennbare in einer genauen Beschreibung,
welche am Natürlichsten von der Thür her beginnt, festzustellen.