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Ernst Ritter von Bergmann. Die Statue des Sebkiemsauf.
Verständnisse unterlag. Seine Statue, welche ihn als bejahrten Mann darstellt, dürfte sonach späteren
Ursprungs als die Stele seiner vielleicht vor ihm verstorbenen königlichen Schwester Nubcha's sein.
Mit grosser Genauigkeit verzeichnet letzteres Denkmal die Verwandtschaft und Nachkommenschaft
der Königin. Diese hatte drei Töchter, deren jüngste wie die Grossmutter Duatnofret »der schöne
Morgen« hiess. Da aber keine darunter den Titel »königliche Tochter« führt, so entstammten sie nicht
der Ehe der Nubcha's mit dem Könige Sechemre'schedtaui Sebkemsauf sondern einer andern, und
zwar früheren Verbindung derselben; denn nach der Art und Weise, wie die Papyrus Abbott und Ara-
hurst die in unmittelbarer Nähe ihres königlichen Gemahles bestattete ^ 0 ^Jj^lS^^*"' ^ J
»grosse königliche Gemahlin Nubcha's« nennen, starb sie auch als Frau oder Witwe des
Königs. Ihre Familie, deren männliche Mitglieder hohe Stellen bekleideten, war von guter Herkunft,
gehörte aber nicht einem königlichen Geschlechte oder der höchsten Aristokratie des Landes an.
Weder der Vater der Königin noch einer der Brüder ist □ ^ »Erbfürst« und auch ihre Mutter heisst
nur kurzweg Duatnofret; wenn sie selbst auf der Stele des Louvre 0B0 benannt wird, so führt sie diesen
Titel als Königin nach dem Vorbilde der Isis (s. Brugsch, Zeitschrift für ägyptische Sprache 1886, 4).
Politische Motive können also bei ihrer Vermählung mit König Sebkemsauf nicht im Spiele gewesen
sein; es war vielmehr eine Liebesheirat. In Folge eines seltsamen Versehens hat Brugsch (Geschichte
Aegyptens, 180) in der von ihm entworfenen »Geschlechtstafel einer vornehmen, mit einzelnen Mit-
gliedern des XIII. Königshauses verwandten Familie« die Königin Nubcha's zur Gemahlin Sebkhotp VI.
gemacht. Die Tafel ist daher zu modificiren. Einen ähnlichen Irrthum beging Wiedemann (Aegyptische
Geschichte, 276), indem er den König Sechemre'schedtaui Sebkemsauf des Papyrus Abbott, den Gemahl
der Nubcha's, mit dem Könige Sechemre'uadcha'u Sebkemsaf, dessen Statue in Abydos aufgefunden
wurde (Mariette, Abydos II, 26; III, 3o) und dessen Name auch in Hammamat (Denkm. II, 151, k, 1;
cf. Lepsius, Königsb. 216 und 235) begegnet, verwechselte. Meyer (Geschichte des Alterthums I, i3i,
und Aegyptische Geschichte, 201) unterscheidet zwar richtig diese beiden Herrscher, verzeichnet jedoch
einen zweiten Sebkemsaf nach Lieblein (Dict. 351), welcher hier den Vornamen des Sechemre'uadcha'u
unrichtig wiedergegeben hat.
Die Geschichte der XIII. Dynastie ist in Dunkel gehüllt. Aus den raschen Regierungswechseln
der zahlreichen, meist nur dem Namen nach bekannten Könige können wir aber wenigstens so viel
erkennen, dass innere Wirren und Kämpfe damals Aegypten erschütterten. Die Glanzzeiten des
XII. Königshauses waren verschwunden, ein unaufhaltsamer Verfall eingetreten. Der alte, wenn
auch morsche Bau des Staates hielt aber noch in den späteren Zeiten der XIII. Dynastie zusammen;
denn bei gänzlich anarchischen Zuständen erlischt die Kunstübung und werden Statuen wie die des
Sebkiemsauf nicht geschaffen.
Die Schlussvignette zeigt ein stehendes Nilpferd aus blaugrüner Fayence, welches mit Blumen und einem Vogel
bemalt ist. Gleich den andern fünf derartig verzierten Nilpferden in den Museen von Bulaq (2 Stück), Berlin, Paris und Florenz,
dürfte auch dieses in der kais. Sammlung befindliche Exemplar aus einem Grabe von Drahabulneggah (XI.—XIII. Dynastie)
stammen. Länge 0-20 M., Höhe 011 M.
Ernst Ritter von Bergmann. Die Statue des Sebkiemsauf.
Verständnisse unterlag. Seine Statue, welche ihn als bejahrten Mann darstellt, dürfte sonach späteren
Ursprungs als die Stele seiner vielleicht vor ihm verstorbenen königlichen Schwester Nubcha's sein.
Mit grosser Genauigkeit verzeichnet letzteres Denkmal die Verwandtschaft und Nachkommenschaft
der Königin. Diese hatte drei Töchter, deren jüngste wie die Grossmutter Duatnofret »der schöne
Morgen« hiess. Da aber keine darunter den Titel »königliche Tochter« führt, so entstammten sie nicht
der Ehe der Nubcha's mit dem Könige Sechemre'schedtaui Sebkemsauf sondern einer andern, und
zwar früheren Verbindung derselben; denn nach der Art und Weise, wie die Papyrus Abbott und Ara-
hurst die in unmittelbarer Nähe ihres königlichen Gemahles bestattete ^ 0 ^Jj^lS^^*"' ^ J
»grosse königliche Gemahlin Nubcha's« nennen, starb sie auch als Frau oder Witwe des
Königs. Ihre Familie, deren männliche Mitglieder hohe Stellen bekleideten, war von guter Herkunft,
gehörte aber nicht einem königlichen Geschlechte oder der höchsten Aristokratie des Landes an.
Weder der Vater der Königin noch einer der Brüder ist □ ^ »Erbfürst« und auch ihre Mutter heisst
nur kurzweg Duatnofret; wenn sie selbst auf der Stele des Louvre 0B0 benannt wird, so führt sie diesen
Titel als Königin nach dem Vorbilde der Isis (s. Brugsch, Zeitschrift für ägyptische Sprache 1886, 4).
Politische Motive können also bei ihrer Vermählung mit König Sebkemsauf nicht im Spiele gewesen
sein; es war vielmehr eine Liebesheirat. In Folge eines seltsamen Versehens hat Brugsch (Geschichte
Aegyptens, 180) in der von ihm entworfenen »Geschlechtstafel einer vornehmen, mit einzelnen Mit-
gliedern des XIII. Königshauses verwandten Familie« die Königin Nubcha's zur Gemahlin Sebkhotp VI.
gemacht. Die Tafel ist daher zu modificiren. Einen ähnlichen Irrthum beging Wiedemann (Aegyptische
Geschichte, 276), indem er den König Sechemre'schedtaui Sebkemsauf des Papyrus Abbott, den Gemahl
der Nubcha's, mit dem Könige Sechemre'uadcha'u Sebkemsaf, dessen Statue in Abydos aufgefunden
wurde (Mariette, Abydos II, 26; III, 3o) und dessen Name auch in Hammamat (Denkm. II, 151, k, 1;
cf. Lepsius, Königsb. 216 und 235) begegnet, verwechselte. Meyer (Geschichte des Alterthums I, i3i,
und Aegyptische Geschichte, 201) unterscheidet zwar richtig diese beiden Herrscher, verzeichnet jedoch
einen zweiten Sebkemsaf nach Lieblein (Dict. 351), welcher hier den Vornamen des Sechemre'uadcha'u
unrichtig wiedergegeben hat.
Die Geschichte der XIII. Dynastie ist in Dunkel gehüllt. Aus den raschen Regierungswechseln
der zahlreichen, meist nur dem Namen nach bekannten Könige können wir aber wenigstens so viel
erkennen, dass innere Wirren und Kämpfe damals Aegypten erschütterten. Die Glanzzeiten des
XII. Königshauses waren verschwunden, ein unaufhaltsamer Verfall eingetreten. Der alte, wenn
auch morsche Bau des Staates hielt aber noch in den späteren Zeiten der XIII. Dynastie zusammen;
denn bei gänzlich anarchischen Zuständen erlischt die Kunstübung und werden Statuen wie die des
Sebkiemsauf nicht geschaffen.
Die Schlussvignette zeigt ein stehendes Nilpferd aus blaugrüner Fayence, welches mit Blumen und einem Vogel
bemalt ist. Gleich den andern fünf derartig verzierten Nilpferden in den Museen von Bulaq (2 Stück), Berlin, Paris und Florenz,
dürfte auch dieses in der kais. Sammlung befindliche Exemplar aus einem Grabe von Drahabulneggah (XI.—XIII. Dynastie)
stammen. Länge 0-20 M., Höhe 011 M.