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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0062
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5 2

Otto Benndorf.

mahle des Sarkophages aus dem Heroon (Tafel XTX 4, oben S. 3g), besonders lang der mit einem Felle
bedeckte im Leukippidenopfer (Tafel XVI A 5).

Von den in Betracht kommenden musikalischen Instrumenten ist das Tympanon und die gewöhn-
lich Trigonon benannte dreieckige Harfe (Tafel VI)' in griechischer Kunst, wie es scheint, zuerst auf
rothfigurigen Vasen des schönen Stils nachweisbar, die auf unteritalischen Vasen so häufige gestreckt
rechteckige Lyra (Magas?) für ältere Zeit u. A. durch eine aus Golgoi stammende Statuette wie durch
ägyptische, hethitische und assyrische Sculpturen, auch durch das Nereidenmonument bezeugt;2 viel-

aber die Grösse und Gestalt der Curven wie der Steuerruder wechselt in diesen Nachbildungen. Die
schöne, streng gezogene Form der Steuerruder scheint in dieser Art nicht oft vorzukommen; abgesehen
von der grösseren Kürze entspricht im Umriss das Steuer der Argo auf der Ficoronischen Cista. Von
Münztypen stehen am nächsten Exemplare von Phaseiis »aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des
fünften Jahrhunderts«, die in Fig. 179 zum Vergleich bringen zu können ich der Güte Imhoof-
Blumers danke.5

Geringen Anhalt für die Zeitfrage gibt die spärlich vertretene Architektur. Zu dem Stadtbilde
in Troja bot eine streng rothfigurige Schale mit der Verfolgung Hektors durch Achill (Fig. 142) eine

1 Bie, Die Musen in der antiken Kunst, S. 15, 19.

2 Cesnok-Stern, Cypern, Taf. XXXI 2. Doli, Sammlung Cesnola, Taf. VI 3. Lepsius, Denkmäler II, 133. Ermann,
Aegypten I, S. 344. Humann und Puchstein, Reisen in Kleinasien und Nordsyrien, S. 388. Rawlinson, Five great monarchies I,
S. 532. Perrot et Chipiez, Histoire de l'art III, S. 406, 278; IV, S. 557, 281 (hittitisch). In dem Cellafriese des Nereiden-
monumentes hält Fig. 3i, welche jenseits eines viereckigen Altares steht, eine rechteckige Lyra schräg an der linken Brust:
Altar und Lyra fehlen im Stiche der Monumenti inediti dell' instituto X, 18.

3 Rawlinson a. a. O., S. 537. Vergl. die von Jan, Die griechischen Saiteninstrumente, S. 26, 44 citirten Stellen: Hesych.
s. v.: tyuov ■ töv yaXxov (Meineke xo ^aXwov) • ot oi gj.ouaucoi xb Jtpb; ttJ [iayaoi xä>.xto|j.a. Aristoteles rapi äxoucrcSv, S. 801, b 8, ed.
Bekker: wajisp yap xat xct y_oeXxsia xat xk xipata auvrj^ouvTa naiv, tou? cmto tüv öpyävcov cpOoyyou; aacpEcrapou; (äastcpccrrspou; Wallis).
Da Magas den Steg der Kithara bezeichnet, welcher rechteckig war (Hesych. und Phot.: pxyxi • aanXi Tstpaycovo; SjcoxiKp 0; xtX.),
so wird das Magas genannte Saiteninstrument ebenfalls rechteckig zu denken sein (vergl. H. Stephanus im Lexikon s. v.).

4 Epinausimache (München, Nr. 209): Gerhard, Auserlesene Vasenbilder III, 197; Overbeck, Bildwerke zum diebischen
und troischen Heldenkreis XVII, 6. Talos: Conze, Vorlegeblätter IV, 5. Bestrafung des Amykos: Gerhard a. a O. III, 153;
Wiener Vorlegeblätter 1889 XII, 5. Phineus: Monumenti inediti dell' instituto III, 49. Kielholenfr): Archäologische Zeitung
1873, Taf. 5; Dumont, Ceramiques de la Grece propre, pl. XXIII. Ankunft der Helena in Troja (?): Otto Jahn, Archäo-
logische Beiträge, Taf. 11. Die Charonbilder und eine Abschiedsdarstellung: von Duhn, Archäologische Zeitung 1885,
S. I folg.; Jahrbuch des archäologischen Institutes III, S. 229. — Vergl. Grabreliefs: L. von Siebel, Katalog der Sculp-
turen zu Athen 118, 4037; die Reliefs mit Schiffskämpfen: Archäologische Zeitung 1866, Taf. 215; das pompejanische Bild
Theseus und Ariadne: Presuhn, Pompeji, Abtheilung I, Taf. XX, die Iphigeniasarkophage u. s. w.

5 Imhoof-Blumer bemerkt hiezu: »Aus der Zeit, die hier in Betracht kommt, sind Schiffshintertheile auf Münzen
selten. Ich kenne blos solche von Sidon (Graser A 584 b, Head, Hist. num., S. 672) und von Phaseiis (Graser A 420 b,
B 422 b, C 424 b, Mus. Hunter XLIII 9—11). Von Hunter's Nr. 9 sende ich einen Abguss und füge eine kleinere Silber-
münze von Phaseiis (Drittelstater) bei. Beide Münzen datiren aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des fünften Jahr-
hunderts und ihre Schiffsdarstellungen unterscheiden sich wesentlich von den späteren von Phaseiis, die Graser allein in
seine Abhandlung aufgenommen hat; sie sind auch die einzigen, deren Form mit derjenigen des Reliefs von Gjölbaschi
ziemlich übereinstimmt.« Aehnlich aber weit stärker geschweift und mit Reliefs auf dem Blatte verziert ist ein Steuer-
ruder in den Balustradenreliefs von Pergamon, Alterthümer von Pergamon II, 44, S. 117 (Droysen).

leicht darf man das neben dem Lyraspieler befindliche räthselhafte
Becken nach assyrischen Darstellungen als Pauke auffassen.3

179. Münzen von Phaseiis.

Den Schiffshintertheilen der beiden Flotten fehlen die Leitern
und Aphlasta; im Baue ihrer Formen sind sie sich nicht völlig gleich.
Zu Beginn der Landungsschlacht (Tafel XXIV) erscheinen die Schnäbel
unter dem Zwange des verfügbaren Raumes etwas niedriger, während
sie im troischen Friese (Tafel IX) höher herauskommen, sich stärker
biegen und rückwärts krümmen. Von Vasendarstellungen lassen sich
nur rothfigurige in Vergleich ziehen, denen allen die geniale Kürze
der Andeutung von Schiff oder Flotte durch den blossen Abschnitt
eines Schiffsendes eigenthümlich ist, während auf schwarzfigurigen
und noch älteren Gefässen immer nur ganze Schiffe gemalt werden; +
 
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