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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Antike Bronzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0094
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Antike Bronzen.

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einer früheren Restaurirung dieser letzteren beruhen, wenn die linke Hand auf jenem Stiche ollen
erscheint. Unsere Bronze hat v. Sacken edirt.1 Die warmen Worte, die derselbe ihr widmet, legten es
nahe, sie in einer besseren, dem Ungeschicke moderner Hände entzogenen Reproduction nochmals zu
veröffentlichen, da die von ihm herausgegebene Abbildung in der That des Originales nicht würdig ist.

V. Atalante,

Das hier abgebil-
dete Figürchen (opn3
M. hoch), im December
1887 für die kaiserliche
Sammlung erworben,
wurde nach der Aus-
sage der früheren Be-
sitzerin, einer Frau aus
Comisa auf der Insel
Lissa, im Sommer 1885
in Durazzo einem Alba-
nesen aus Kavaja abge-
kauft und etwa ein Jahr
früher bei Elbassan in
Albanien gefunden.

Wir sehen ein
schreitendes Mädchen
vor uns. Das kaum bis
an ihre Kniee reichende
Gewand wird durch ei-
nen Gürtel festgehalten,
unter welchem ein gu-
ter Theil des Kleides zu
einem Bausch hervor-
gezogen ist, sodass über
ihm nur ein dreieckiger
Zipfel übrig bleibt. An
diesen sind die über die
Schultern laufenden
Tragbänder geknüpft.
So bleiben Brust und
Rücken nackt. Eine eng

sich anschmiegende
Helmkappe, wohl aus
Leder zu denken, mit
diademartigem, seitlich
volutenformig aufge-
bogenem Schirme über
der Stirn sitzt auf dem
nach rechts gewandten
Köpfchen, dessen kur-
zes Haar frei im Nacken
herabhängt. Stiefel-
chen (IvSpopuSs;), welche
nur die Zehen nackt
heraustreten lassen, be-
decken die Füsse.

In welcher Rich-
tung wir das Verständ-
niss dieser niedlichen
Figur suchen müssen,
ist leicht anzugeben,
ungleich schwieriger
aber ihre präcise Deu-
tung zu rinden. Durch
die Tracht ist sie als
Jägerin charakterisirt
und die jetzt ihren Hän-
den fehlenden Attribute
können nur zwei Jagd-
spiesse gewesen sein.
Von Artemis unterschei-
det sie sich durch den

Helm, der ihr Haupt

bedeckt, und durch die entblössten Brüste. Eine Amazone auf der Jagd wäre ganz ungewöhnlich.
Man könnte demnach an eine aus den Typen der Artemis und der Amazone hergeleitete lokale
Personification denken, etwa wie in freiem Anlehnen an letzteren die kleinasiatischen Städte Kibyra,
Ephesus, Apollonia, Hyrkania und Hiero Caesarea auf der puteolanischen Basis ihre bezeichnende
Darstellung gefunden haben2 oder wie die Aetolia, welche auf den Münzen des ätolischen Bundes

1 Die antiken Bronzen, Taf. 7, Fig. 1; vergl. S. 23 flg.

2 Jahn, über die putcolanische Basis in den Berichten der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig 1851,

S. 137 f.
 
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