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Friedrich Kenner.
1554 kam er nach Ferrara, wo er bis 1559 die Münzstempel für Hercules II. von Este herstellte. Er
blieb aber auch späterhin daselbst, mindestens noch 1565, wie die oben erwähnte Herstellung des
Stuccoporträts Alfonso II. zeigt. Im Jahre 1574 finden wir ihn in Novellara, dann in Bologna, seit
1576 endlich in Florenz, hier für Stuccoarbeiten verwendet, wahrscheinlich aber auch an der Münze
thätig. Wegen zunehmenden Alters 1589 entlassen, starb er als 84 jähriger Mann am 6. Decem-
ber 1592.
Mit diesen Angaben stehen seine zahlreichen Werke im Einklang. Obwohl er seine älteren
Medaillen, die zumeist auch kleineren Durchmesser haben, in der Regel nicht datirt, tragen doch
jene auf Alfonso II. von Este die Jahreszahl 1547/ jene auf Girolamo Spanochi2 die Jahreszahl
1548. Sie sind die ältesten, die wir kennen, und weisen auf jene Zeit, in welcher Pastorino noch
fast ausschliesslich mit der Herstellung von Glasfenstern beschäftigt war; er hielt sich, um derartige
Arbeiten (in der Sala regia des Vatican) und andere Bestellungen des Papstes und der Herzogin von
Urbino auszuführen, vom Jahre 1541 bis Ende 1548 in Rom auf. Mit der Medaille vom Jahre 1547 ist
uns also beiläufig der Zeitpunkt angezeigt, in welchem er sich der Schaumünze zuwendete.
Weiter erfahren wir aus den vorstehenden biographischen Notizen, dass zu seinen ältesten Arbeiten
auf dem Gebiete der Medaillen jene gehören, welche die Bildnisse schöner Frauen aus Siena enthalten.
In der That existirt noch eine ganze Reihe solcher Schaumünzen, die sich
auch äusserlich als Producte eines bestimmten Abschnittes seiner Thätigkeit
erweisen. Sie sind alle mit seiner Sigle bezeichnet, haben aber keine Jahres-
zahl; ihre Durchmesser sind klein (zwischen 35 und 40 Mm.), die ein-
fachen Umschriften geben nur den Namen, häufig nur den Taufnamen und
jenen des Ortes oder des Landes, woher die Schönen stammen. Alle diese
Schaustücke können wir, da die älteste Jahreszahl, die überhaupt auf den
Arbeiten unseres Meisters vorkommt, wie gesagt, 1547 ist, beiläufig zwischen
diesem Jahre und etwa 1552 ansetzen; Pastorino war in der That Ende
1548 wieder nach Siena zurückgekehrt und bis 1552 dort geblieben. Hieher
gehören die Medaillen auf Antilia Senese, Beatrice de Sena3 (Fig. 1), Con-
tessa Senese, Livia Marzi Senese, Lucretia Senensis (von Heraeus, Journal,
p. 197, Nr. 3i3, genannt), Giudita Santi Senese, Tullia Tolomei Senese, wie man sieht, alle aus der
Vaterstadt des Meisters, ferner: Virginia Mazzatosta de Castro, Cornelia Siciliana, Diva Isabella Pado-
vana, Philena di Perugia.+
Auch andere Erscheinungen erklären sich aus Pastorino's Lebenslauf. Soweit seine Medaillen
datirt sind, gehört die grössere Zahl derselben in die Jahre 1554—1561, während aus den früheren
Jahren (1547—1553) und aus den späteren bis einschliesslich 1578 nur je eines bis drei datirte Schau-
stücke bekannt sind.5
■ Heraeus verzeichnet unter den 1715 aus Rom eingesendeten Medaillen (Journal, p. 189, Nr. 94) einen Bleiabstoss
einer einseitigen Medaille, die er so beschreibt: »Alfons - Est - Alfonsi Ducis lilius 1547. Unil(ateralis) Blei.« — Diese
Medaille ist verschieden von jener, welche Armand III, 84, J, beschreibt, obwohl letztere dieselbe Jahreszahl, aber auf der
Rückseite hat, die nicht von Pastorino herrührt. Die von Heraeus erwähnte Schaumünze kannte Armand nicht. Leider
ist der Bleiabstoss nicht mehr vorhanden sondern wohl der Ausmusterung durch Abbe Neumann anheimgefallen, über
welche schon J. Bergmann (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften XXVIII, 543 f.) berechtigte Klagen geführt hat.
2 Armand l, 207, 119.
3 Die hier abgebildete Medaille soll als Beispiel dieser seiner älteren Arbeiten gelten. Das Exemplar der kais. Samm-
lung ist ein Kupferabguss, der unter den aus Rom 1716 angekauften Stücken von Heraeus (Journal, p. 210, Nr. 59) auf-
geführt wird, und zeigt alle charakteristischen Merkmale Pastorino's, auch seine Namensigle ■ P • auf dem Abschnitt des Armes;
es hat dieselbe Rückseite wie das von Armand (I, 189, Nr. 6) aus der Sammlung Dreyfuss in Paris mitgetheilte: eine Garbe
mit der Umschrift: EXINANITVS REPLEO.
+ Vergl. Armand I, 188, Nr. 1, 6, 18, 20, 23, 24, 54, 59, yi, 74, 79, 80, 96, 112, 125, 126, i3i, 136— i3g, nach dem
Alphabet der Namen aufgeführt.
5 Nach Armand's Verzeichniss mit Einschluss seiner Nachträge und der hier folgenden Ergänzungen zähle ich von
datirten Arbeiten: 1554 10, 1555 12, 1556 15, 1557 9, 1558 2, 1559 8, 1560 7, 1561 6 Medaillen. Allerdings muss berück-
Friedrich Kenner.
1554 kam er nach Ferrara, wo er bis 1559 die Münzstempel für Hercules II. von Este herstellte. Er
blieb aber auch späterhin daselbst, mindestens noch 1565, wie die oben erwähnte Herstellung des
Stuccoporträts Alfonso II. zeigt. Im Jahre 1574 finden wir ihn in Novellara, dann in Bologna, seit
1576 endlich in Florenz, hier für Stuccoarbeiten verwendet, wahrscheinlich aber auch an der Münze
thätig. Wegen zunehmenden Alters 1589 entlassen, starb er als 84 jähriger Mann am 6. Decem-
ber 1592.
Mit diesen Angaben stehen seine zahlreichen Werke im Einklang. Obwohl er seine älteren
Medaillen, die zumeist auch kleineren Durchmesser haben, in der Regel nicht datirt, tragen doch
jene auf Alfonso II. von Este die Jahreszahl 1547/ jene auf Girolamo Spanochi2 die Jahreszahl
1548. Sie sind die ältesten, die wir kennen, und weisen auf jene Zeit, in welcher Pastorino noch
fast ausschliesslich mit der Herstellung von Glasfenstern beschäftigt war; er hielt sich, um derartige
Arbeiten (in der Sala regia des Vatican) und andere Bestellungen des Papstes und der Herzogin von
Urbino auszuführen, vom Jahre 1541 bis Ende 1548 in Rom auf. Mit der Medaille vom Jahre 1547 ist
uns also beiläufig der Zeitpunkt angezeigt, in welchem er sich der Schaumünze zuwendete.
Weiter erfahren wir aus den vorstehenden biographischen Notizen, dass zu seinen ältesten Arbeiten
auf dem Gebiete der Medaillen jene gehören, welche die Bildnisse schöner Frauen aus Siena enthalten.
In der That existirt noch eine ganze Reihe solcher Schaumünzen, die sich
auch äusserlich als Producte eines bestimmten Abschnittes seiner Thätigkeit
erweisen. Sie sind alle mit seiner Sigle bezeichnet, haben aber keine Jahres-
zahl; ihre Durchmesser sind klein (zwischen 35 und 40 Mm.), die ein-
fachen Umschriften geben nur den Namen, häufig nur den Taufnamen und
jenen des Ortes oder des Landes, woher die Schönen stammen. Alle diese
Schaustücke können wir, da die älteste Jahreszahl, die überhaupt auf den
Arbeiten unseres Meisters vorkommt, wie gesagt, 1547 ist, beiläufig zwischen
diesem Jahre und etwa 1552 ansetzen; Pastorino war in der That Ende
1548 wieder nach Siena zurückgekehrt und bis 1552 dort geblieben. Hieher
gehören die Medaillen auf Antilia Senese, Beatrice de Sena3 (Fig. 1), Con-
tessa Senese, Livia Marzi Senese, Lucretia Senensis (von Heraeus, Journal,
p. 197, Nr. 3i3, genannt), Giudita Santi Senese, Tullia Tolomei Senese, wie man sieht, alle aus der
Vaterstadt des Meisters, ferner: Virginia Mazzatosta de Castro, Cornelia Siciliana, Diva Isabella Pado-
vana, Philena di Perugia.+
Auch andere Erscheinungen erklären sich aus Pastorino's Lebenslauf. Soweit seine Medaillen
datirt sind, gehört die grössere Zahl derselben in die Jahre 1554—1561, während aus den früheren
Jahren (1547—1553) und aus den späteren bis einschliesslich 1578 nur je eines bis drei datirte Schau-
stücke bekannt sind.5
■ Heraeus verzeichnet unter den 1715 aus Rom eingesendeten Medaillen (Journal, p. 189, Nr. 94) einen Bleiabstoss
einer einseitigen Medaille, die er so beschreibt: »Alfons - Est - Alfonsi Ducis lilius 1547. Unil(ateralis) Blei.« — Diese
Medaille ist verschieden von jener, welche Armand III, 84, J, beschreibt, obwohl letztere dieselbe Jahreszahl, aber auf der
Rückseite hat, die nicht von Pastorino herrührt. Die von Heraeus erwähnte Schaumünze kannte Armand nicht. Leider
ist der Bleiabstoss nicht mehr vorhanden sondern wohl der Ausmusterung durch Abbe Neumann anheimgefallen, über
welche schon J. Bergmann (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften XXVIII, 543 f.) berechtigte Klagen geführt hat.
2 Armand l, 207, 119.
3 Die hier abgebildete Medaille soll als Beispiel dieser seiner älteren Arbeiten gelten. Das Exemplar der kais. Samm-
lung ist ein Kupferabguss, der unter den aus Rom 1716 angekauften Stücken von Heraeus (Journal, p. 210, Nr. 59) auf-
geführt wird, und zeigt alle charakteristischen Merkmale Pastorino's, auch seine Namensigle ■ P • auf dem Abschnitt des Armes;
es hat dieselbe Rückseite wie das von Armand (I, 189, Nr. 6) aus der Sammlung Dreyfuss in Paris mitgetheilte: eine Garbe
mit der Umschrift: EXINANITVS REPLEO.
+ Vergl. Armand I, 188, Nr. 1, 6, 18, 20, 23, 24, 54, 59, yi, 74, 79, 80, 96, 112, 125, 126, i3i, 136— i3g, nach dem
Alphabet der Namen aufgeführt.
5 Nach Armand's Verzeichniss mit Einschluss seiner Nachträge und der hier folgenden Ergänzungen zähle ich von
datirten Arbeiten: 1554 10, 1555 12, 1556 15, 1557 9, 1558 2, 1559 8, 1560 7, 1561 6 Medaillen. Allerdings muss berück-