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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Kenner, Friedrich: Bildnissmedaillen der Spätrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0109
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Bildnissmedaillen der Spätrenaissance.

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Poet von Eleonora, hingegen Lucrezia von diesem bezaubert gewesen sei. Gedichte finden sich von
ihm an beide; er soll Eleonore auch in der Episode der Sofronia seiner Gerusalemme liberata geschil-
dert haben; andererseits soll diese selbst, die stillere, in sich gekehrtere beider Schwestern, aus Gram
über des Dichters Unglück im Jahre 1581 gestorben sein. Zur unglückseligen Vermählung der schönen,
späterhin frivolen Lucrezia mit dem um 15 Jahre jüngeren Francesco Maria della Rovere, Herzog von
Urbino (1571), schrieb Tasso eine Canzone; drei Jahre später (1574) beschied die Fürstin, damals schon
von ihrem Gemahl getrennt, den Dichter nach Ferrara, von wo ihn aber ihr Bruder Alfonso II. im
nächsten Jahre entfernen liess. Dies die Ursache des Hasses, den Lucrezia auf ihren Bruder warf und
welcher späterhin verhängnissvolle politische Folgen hatte.1 Zur Zeit dieser Vorgänge war Pastorino
nicht mehr in Ferrara; dies erklärt uns, dass wir aus jener späteren tragischen Epoche keine Bildnisse
der beiden Prinzessinnen von seiner Meisterhand besitzen.

Aus dem Jahre 1554.
Ercole II. d'Este, Herzog von Ferrara.

5. Silber, einseitig, 38 Mm. Durchmesser. — Taf. VIII, Fig. 3.

HERCVLES II DVX FERRAR ^ IUI. Brustbild von rechts, in verziertem Harnisch, der vorne an der
Brust und an der Achsel mit grotesken Köpfen verziert ist. — Rev. Leer, der beiläufige Umriss des
Brustbildes vertieft.

Perlenstab auf der Randleiste. Gegossen.

Heraeus, Bildnisse LV, 4 (zweiseitig. Rev.: Superanda omnis fortuna).
Von Armand nicht erwähnt.

6. Bronze, einseitig, 38 Mm. Durchmesser. — Taf. VIII, Fig. 11.

HERCVLES II FERRARLE - DVX - IUI Brustbild von links, in einfachem Harnisch mit der Schärpe,
die auf der Achsel befestigt ist, unter dieser die Panzerklappen. — Rev. Leer, glatt.

Perlenstab auf der Randleiste. Nach einem ciselirten Exemplare gegossen; gelocht.

Aus dem alten österreichischen Cabinete. Von Heraeus 1717 aus Ferrara erworben und in seinem
Journal, p. 238, Nr. 17 aufgeführt. — Von Armand nicht erwähnt.

Ueber die Zeitbestimmung dieser Medaillen siehe die Bemerkung unten zu Nr. 10.

7. Zu Armand I, 194, Nr. 35, vom Jahre 1554, 78 Mm. Durchmesser.

Die gleiche Medaille ist sowohl einseitig als auch mit einer Rückseite versehen in der
kais. Sammlung, beide Exemplare in Bronze, vorhanden, ohne dass über ihre Herkunft etwas be-
kannt wäre. Das zweiseitige Stück ist folgendes:

Gleiche Vorderseite wie bei Armand a. a. O. Namensigle und Jahreszahl erhaben. — Rev. ohne
Umschrift. Venus, auf einer Muschel sitzend, von vorne gesehen, den rechten Fuss auf ein phantastisches
Seethier mit Krokodilskopf setzend, die Rechte erhebend, in der Linken einen Palmzweig. Beiderseits
ragen Tritonen bis zum halben Leibe aus den Wellen hervor und blasen in Seemuscheln; jener zur
Linken der Venus deutet zugleich nach oben, wo zwei Amoretten, in Wolken schwebend, einen Kranz
über der Hauptfigur halten.

Die Rückseite hat nur 65 Mm. Durchmesser und ist so eingesetzt, dass ein breiter Rand frei bleibt;
dass wir es hier mit einem späteren Nachgusse zu thun haben, der nicht überarbeitet ist, zeigt die
Signirung, welche nur ein Abdruck aus einer fertig gestellten Medaille mit vertieft eingravirter Bezeich-
nung ist und daher diese in erhabenen Buchstaben und Ziffern gibt.

1 Vergl. Litta, Este i3.

i3*
 
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