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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Bildnissmedaillen der Spätrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0131
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H4

Friedrich Kenner.

Ein jüngerer Bartolommeo, als Dichter und Geschichtsschreiber seines Hauses genannt, geboren
1513, gestorben 1564, ist von Pastorino in einer aus dem letzteren Jahre stammenden Medaille ab-
gebildet worden1 und heisst auf ihr: Alexandri Filius. Dieser Alexander muss also um 1482 geboren

und ebenfalls ein Enkel des alten Bartolommeo, zugleich
ein Bruder unseres Pompeo, gewesen sein. In den Devisen
des Letzteren und des jüngeren Bartolommeo fällt die
Aehnlichkeit des Gedankens auf. Letztere hat: In Deo
speravi et non confusus sum; auf unserer Medaille heisst
es: Domine in te speravi; wahrscheinlich geht sie auf den
Wahlspruch des Vaters Pompeo's, des Grossvaters Barto-
lommeo IL, zurück und haben ihn diese, wenn auch mit
geringen stilistischen Veränderungen, beibehalten.

Gerolama Sacrata als Katharina von Bora.

42. Zu Armand I, 206, Nr. 109. — Fig. 4 a und b.
Das im Dreiviertel-Profil dargestellte Brustbild der
Gerolama Sacrata, signirt mit • P • und mit der Umschrift:
HIERONIMA SACRATA 1560 versehen, findet sich in der kai-
serlichen Sammlung als Rückseite einer silbernen Luther-
medaille von 15212 als Brustbild der Katharina von Bora
verwendet, indem die alte Aufschrift weggenommen und
durch eine neue ersetzt ist; diese lautet:

CATHARINA ifc VON # BORA •£

Da die Luthermedaille 62, jene auf Gerolama Sacrata
nur 5g Mm. Durchmesser hat, liess man dem Abguss der
letzteren einen etwas breiteren Rand.
Herkunft unbekannt.

Man mag sich aus diesem Plagiat erklären, wie
Katharina von Bora zu Perlenschmuck und zur pompösen
Tracht kam, welche vierzig Jahre später in Italien Mode
war. Die etwa auf die vorliegende Medaille zurückgehenden
Bildnisse Katharina von Bora's sind alle zu streichen. Er-
wähnt darf noch werden, dassHeraeus (Journal, p. 241,
Nr. 101) unter den 1717 aus Ferrara angekauften Schau-
münzen eine einseitige Bronzemedaille mit dem Bildniss derselben Frau »sine inscriptione« anführt,
die möglicher Weise ein ähnliches Exemplar im Uebergangsstadium der Sacrata in die Bora darstellt.

Fig. 4 b.

Aus dem Jahre 1561.
Ippolito Cardinal Este.

43. Silber, 66 Mm. Durchmesser. — Taf. XI, Fig. 4

HIP - ESTEN - CAR - FER - LEGATVS.. Brustbild von rechts, mit Biret und Mozzeta. — Auf dem
Abschnitt des Armes vertieft: 1561 und undeutlich ■ P • — Rev. Leer, die Büste stark vertieft.

1 Armand I, 2o3, Nr. 93.

2 Brustbild von links, mit dem Biret, abgebildet bei Erman, Deutsche Medailleure des XVI. und XVII. Jahrhun-
derts, Taf. III, 6.
 
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