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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Kenner, Friedrich: Bildnissmedaillen der Spätrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0157
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i38

Friedrich Kenner.

Eine ähnliche Schreibung haben wir auf Pastorino's Medaille auf Bianca Capello (Nr. 63)
getroffen; das eine Exemplar, welches Armand (I, 202, Nr. 83) anführt, hat richtig: Bianca Capp.
Med. Mag. Duc. Etruriae, während das andere Bianca Capp. Med. Duc. Etruriae zeigt. Da man nicht
wohl voraussetzen kann, die Aehnlichkeit der fehlerhaften Schreibung auf dieser und auf unserer
oben beschriebenen Schaumünze sei durch einen blossen Zufall hervorgerufen, wird sie vielmehr als
Beweis betrachtet werden können, dass Molo für die Umschrift unserer ovalen Medaille jene auf Bianca
als Vorbild benützt habe.

Die Zeit der Herstellung unseres Gepräges lässt sich ziemlich sicher feststellen durch das nächst-
folgende, welches vom Jahre 1610 datirt ist; auf diesem zeigt das Brustbild Cosmo's einen stärkeren
Bartwuchs, als auf unserem der Fall ist; letzteres muss daher einem früheren Jahre angehören. Anderer-
seits bietet unsere Medaille zwei für die Zeitbestimmung interessante Eigentümlichkeiten dar, die sich
widersprechen. Cosmo führt auf ihr schon den Titel eines Grossherzogs; demnach könnte die Medaille
erst nach dem Tode seines Vaters Ferdinand I. (f 6. Februar 160g) gearbeitet worden sein. Zugleich
aber fehlt der St. Stephansorden, der seit seiner Gründung (1569) den gewöhnlichen Schmuck der
regierenden Grossherzoge bildet und der in der That auch auf den übrigen Schaumünzen Cosmo's nicht
fehlt. Daraus folgt, dass das Bildniss desselben auf unserer Medaille noch vor, die Umschrift aber
nach dem Tode Ferdinands entstand; Cosmo ist noch als Prinz abgebildet, war aber schon Grossherzog
geworden, als die Umschrift beigesetzt wurde. Wahrscheinlich sollte die Schaumünze ursprünglich
zur Erinnerung an seine Vermählung (18. October 1608) hergestellt werden. Darauf deutet auch hin,
dass die Kehrseite das Bildniss seiner Gemahlin Maria Magdalena aufweist; die Porträts beider sind
noch sehr jugendlich, wie es ihrem Alter bei der Vermählung entspricht, da der Bräutigam 18, die Braut
19 Lebensjahre zählte. Während die Medaille noch in Arbeit war, erfolgte sehr rasch der Tod des
Grossherzogs Ferdinand. Daher wurden die Bildnisse mit Umschriften versehen, welche der veränderten
Sachlage Rechnung trugen, und die Medaille änderte ihre Bedeutung; sie wurde nun ein Denkmal
des Regierungsantrittes.

71. Silber, zweiseitig, geprägt, 41 Mm. Durchmesser.

COSMVS • II • MAGNVS ■ DVX • ETRVRLE • IUI. Aehnliches Brustbild wie oben, aber statt der Krause
ein umgeschlagener gestickter Halskragen, auf der Brust eine geflügelte Fratze, darunter an schmalem

Bande das Kreuz des St. Stephansordens. — Auf dem Abschnitt des Armes
erhaben: GASP M, daneben im Felde: 1610. — Rev. PREMIA VIRTVTIS.
Krone mit durchgestecktem Scepter, jene in der Mitte, dieses oben
mit einer Lilie geschmückt, um beide sechs Kugeln, die oberste mit
Lilien besäet.

Die Vorderseite mit einem zarten Perlenstab umrahmt, die Um-
schrift zwischen zwei erhabenen Fäden. Auf der Rückseite steht die
Umschrift zwischen zwei Perlenstäben, einem stärkeren nach aussen
und einem schwächeren nach innen. — Auf beiden Seiten gewahrt
man Sprünge im Stempel.

Ueber die Herkunft vergl. oben S. 137.
Fig. 7. Die Rückseite ist ähnlich jener, welche Michele Mazzafirri im

Jahre 1588 zu einer gleich grossen Medaille des Grossherzogs Fer-
dinand I. geschnitten hat (Armand I, 284, Nr. 5; er liest: Virtutis premia), nur vertritt die Stelle des
Scepters die Hand der Gerechtigkeit, welche durch die Krone reicht.

72. Silber, zweiseitig, geprägt, 41 Mm. Durchmesser. — Taf. XIII, Fig. 3, 5.

COSMVS • II • MAG • DVX ■ ETRVRLE • IUI. Aehnliches Brustbild, der Kragen breiter und quer
gerippt, die Verzierung am Harnisch abweichend, Mascheron und Ordenskreuz von der Schärpe
verdeckt. — Auf dem Abschnitt des Armes erhaben: G • MOL •, am Ende der Umschrift unter dem Zahl-
 
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