Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Bildnissmedaillen der Spätrenaissance
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0161
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I42

Friedrich Kenner.

heil. Johannes Baptista stehend und das medieeische Wappen für Pisa; jedem dieser Bilder ist eine ver-
schiedene Art der Umrahmung eigen, indem ein äusserer und ein innerer Perlenstab mit dazwischen
erscheinenden, die Umschrift einschliessenden Fäden oder nur ein Perlenstab nach aussen und ein
oder zwei Fäden nach innen angebracht werden. An einzelnen Exemplaren mit dem stehenden Johannes
erinnert diese Art des Abschlusses lebhaft an jene, welche Pastorino für seine Medaillen eingeführt hat,
nur dass sie hier dem seichteren Relief entsprechend viel weniger kräftig gebildet und die Randleiste
durch zwei Fäden ersetzt ist.

Die Thalerstempel, welche Molo für Cosmo II. geschnitten hat, wie nach dem Charakter der
Arbeit geschlossen werden muss, reihen sich äusserlich jenen seines Vorgängers an der Münze genau an;
wir finden eine sehr ähnliche Schrift und dieselbe Umrahmung wie auf jenen Mazzafirri's, auch die
gleichen Typen; nur sind die Taufe Christi und die Figur des heiligen Johannes anders componirt und
weisen im Beiwerk mannigfache kleine Varietäten auf. Die in der kaiserlichen Sammlung vorhandenen
Exemplare rühren aus den Jahren 1610 (Büste rechts — Taufe Christi), 1611 (Büste links — St. Johannes),
1614 (Thaler für Pisa) und 1615 her. Letzteres zeigt einen neuen Stempel mit dem heiligen Johannes,
den schönsten unter allen, die Molo für Florenz gearbeitet hat, der wohl aus diesem Grunde auch später
sowohl für Cosmo II. (1618) als auch für Ferdinand II. (1623,162g, i63o) wiederholt worden ist. Keiner
dieser älteren Stempel ist von Molo signirt.

Bei aller äusserlichen Aehnlichkeit derselben mit Mazzafirri's Arbeiten lässt sich doch nicht leugnen,
dass sie in technischer Beziehung, in der Höhe des Reliefs, in der Sorgfalt der Ausführung und der
Sauberkeit des Schnittes einen sehr beträchtlichen Fortschritt darstellen; selbst ein Vergleich der
figuralen Composition fällt zu Gunsten Molo's aus, der an der Stelle der gesuchten unnatürlichen
Bewegungen Mazzafirri's mehr Ernst, Ruhe und Erhabenheit walten lässt. Wir werden einen ähnlichen
Unterschied auch in Beziehung auf die Medaillen constatiren können.

Mantuaner Medaillen und Münzen.
Vincenzo I.

79. Gold, zweiseitig, geprägt, 45 Mm. Durchmesser, 6o-3 Gr. — Fig. 9.

vincentivs ■ gonzaga■ Brustbild von rechts, mit Schnurr- und Spitzbart, in der Rüstung, auf
der Achsel einen Löwenkopf, aus dessen geöffnetem Rachen die Panzerklappen hervorgehen, die

Brust mit dem Medusakopfe ge-
schmückt, unter diesem das goldene
Vliess am Bande. — Unter dem
Arme in erhabenen Buchstaben:

gasp • molo — Rev. 1) ■ g • dvx •
mant • iui • 'e • mont • f • ii • 'ec,
im Abschnitte protec • noster |
aspice • St. Georg zu Pferde von
rechts, in der erhobenen Rechten
den unteren Theil eines Speeres
gegen den Lindwurm zückend, wel-
cher auf dem Boden liegend Tatze
und Kopf gegen den Ritter erhebt.
Zarter Perlenstab auf beiden Seiten, die Schrift zwischen zwei Fäden.
Aus dem lothringischen Cabinet. Catalogue de Mcdailles en or de S. M. I. (Msc), p. 257.
Die Art der Umrahmung, der Charakter der Arbeit sowie der Schrift verbürgen die Autorschaft
Molo's auch für die Rückseite, die in Composition und Durchführung abermals ein glänzendes Zeugniss
für seine Technik, hier aber auch für seine vorzügliche Geschicklichkeit figuraler Compositionen ablegt.

Fig. 9.
 
Annotationen