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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Kenner, Friedrich: Bildnissmedaillen der Spätrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0163
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144

Friedrich Kenner.

Molo hat mehrere Münzstempel für diesen Fürsten geschnitten; alle zeigen sein Bildniss noch im
Cardinalskleide, sind also wohl Ende 1612 gearbeitet und theils im folgenden Jahre, theils auch späterhin
noch benützt worden. In der weltlichen Tracht mit unbedecktem Haupte erscheint der Herzog erst
1616 auf Geldstücken, welche von anderer Hand (Sigle: G • C) herrühren.

Das oben beschriebene Gepräge ist der Goldabschlag eines Thalers, der ganz gleich auch mit den
Jahreszahlen 1614 und 1615 vorkommt. Interessant ist ein zweiter Stempel, gleichfalls ein Gold-
abschlag, der in der kaiserlichen Sammlung aufbewahrt wird. Das gleiche Bildniss hat hier um den
unteren Rand des Biretes den Reif der mantuanischen Herzogskrone herumgelegt und die Jahreszahl
1614. Wahrscheinlich ist dieser Stempel nach der Annahme der Herzogswürde entstanden; aber die
beginnenden Streitigkeiten mit Savoyen um den Besitz von Montferrat (s. oben S. i3o) und die
Rüstungen zum Kriege sowie dessen Beginn scheinen sowohl die Herstellung eines neuen herzog-
lichen Gepräges verhindert als auch die Ausgabe des oben beschriebenen, als Provisorium dienenden
verzögert zu haben.1 Jedenfalls hatte zur Zeit ihrer Entstehung der Herzog die Cardinalswürde noch
nicht zurückgelegt.

Ueberdies schnitt Molo die Stempel zu einem kleineren Goldstück mit demselben Bildniss, darunter:

GASP- M • F,2 ferner Thalerstempel mit: ————3 und Halbstücke mit: ——MOLO 4 endlich kleinere Silber-

i6i3 MDCXIII

stücke mit der Werthzahl * 3o * und der Sigle: GASP. Wenngleich auf allen diesen Münzen die

Jahreszahl i6i3 erscheint, so ist doch anzunehmen, dass die Mehrzahl der Stempel hiezu noch Ende

1612 gearbeitet und mit der nächstfolgenden Jahreszahl versehen worden sind. Die Naturaufnahme

für das Bildniss ist stets dieselbe und gehört sicher in das Jahr 1612, da auch sie alle den Herzog

noch als Cardinal darstellen.

Vincenz II.

82. Gold, zweiseitig, 43 Mm. Durchmesser, 34'i Gr. — Fig. 11.

D : PRINC : VINCENTIVS : GONZA. Unbärtiges Brustbild von links, mit weit abstehendem um-
geschlagenen Kragen, in reichverziertem Harnisch, an kunstvoller Kette ein Kleinod auf der Brust, um

die rechte Achsel Manteldraperie. — Auf dem Abschnitt des Armes
erhaben GASP • MO. — Rev. IN MOTV IMMOBILES. Himmelsglobus,
auf einem zierlichen Ständer ruhend, oben ein Stern; der Thierkreis
mit seinen Zeichen ist schräg gestellt.

Perlenstab auf beiden Seiten. Die Umschrift der Vorderseite
zwischen feinen Fäden, jene der Rückseite ohne solche aber nach
innen von einem zweiten Perlenstab begleitet.

Aus dem lothringischen Cabinet. Catalogue des medailles en
or de S. M. I. (Msc), p. 25g.

Die Medaille ist vor dem Jahre 1626 geschlagen, in welchem
Vincenz II. nach seines Bruders Ferdinand Tode die Regierung
übernahm, da er hier noch als Prinz, nicht als regierender Herzog
aufgeführt wird und da Molo seit seiner Uebersiedlung nach Rom
(1624) bei der angestrengten Thätigkeit für den päpstlichen Hof kaum in der Lage war, fremde Auf-
träge auszuführen. Man wird daher spätestens das Jahr 1624 oder eines der nächst vorhergehenden

Fig. 11.

1 Die eilfertige Herstellung und den provisorischen Charakter zeigt auch die Verbindung mit einer nicht dazu
gehörigen Rückseite von G ■ T (Madonna mit dem Kinde in der Weinlaube) an; aus diesem Grunde stimmen auch die
Umschriften nicht überein; jene der Vorderseite lautet: S • R • E • D(iaconus) ■ Card(inalis) ■ D ■ G ■ Dux; jene der Rückseite
hat nochmals: S- R- E- Diac ■ Card - Tit(uli) S(anctae) ■ M(ariae) ■ in - Porticu.

2 Rückseite: Nihil • isto ■ triste • reeepto. Zwei Engel halten das Ostensorium mit den Tropfen des heil. Blutes.

3 Rückseite: Dieselbe Umschrift wie Note 2. St. Peter übergibt das Ostensorium.

4 Dieselbe Rückseite. In der kaiserlichen Sammlung befindet sich davon ein Bronzeabschlag.
 
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