Bildnissmedaillen der Spätrenaissance.
medaillen, welche bestimmt waren, in die Fundamente von Neubauten eingelassen zu werden, und nach
alter italienischer Sitte speciell für diesen Zweck gearbeitet wurden.
Das Bauwerk, das hier dargestellt wird, ist die Grabkirche, die Erzherzog Ferdinand als Ruhe-
stätte für sich und seine Familie in Graz durch De Pomis aufführen Hess. Wie unsere Medaille zeigt,
wurde sie schon bei Beginn des Baues, man darf sagen, officiell als Mausoleum bezeichnet, welcher
Name in den Acten erst zur Zeit der
inneren Vollendung unter Kaiser Leo-
pold [. (1686) auftaucht.1 Die Wid-
mung der Kirche an die heil. Katha-
rina, die in der Umschrift der Rück-
seite angezeigt wird, erklärt sich
daraus, dass an der Baustelle nächst
dem Grazer Dome schon vorher eine
Kapelle derselben Heiligen bestand,
welche 1614 demolirt worden ist, um
den Bauplatz zu schaffen, deren Patro-
cinium aber auf die neue Kirche über-
tragen werden sollte, was in der That
geschehen ist. Wie aus dem Datum
der vorliegenden Medaille weiter ent-
nommen werden kann, fand die Grund-
steinlegung im Jahre 1615 statt; es
dauerte aber sieben Jahre, bis das
»neue St. Catharinen gepeu« unter
Dach kam; die äussere und innere
Vollendung erlebte weder De Pomis
(•j- i633) noch der erlauchte Bauherr
selbst (f 1637). Fig. 12.
Da der Architekt selbst zugleich
der Autor unserer Medaille ist, beruht der Prospect, den sie von dem neuen Gebäude gibt, sicher auf
den Originalplänen des Meisters und wird eben dadurch interessant, dass sie zeigt, wie er sich selbst
die Ansicht des Mausoleums nach seiner Ausführung vorgestellt hat; wir sehen vor uns die neue
St. Katharina-Kirche mit der grösseren Kuppel und einer Vorhalle jonischer Säulen an der Facade,
während rechts die kleinere Kuppel des Grabgebäudes sichtbar wird.2 Das Bild des Baues ist, wie sich
begreift, fein und sorgfältig ausgeführt und macht sowohl dadurch als durch die originelle Vertheilung
der Aufschrift den Eindruck einer italienischen Schaumünze aus guter Zeit.
84. Bronze, zweiseitig, 47 Mm. Durchmesser.
ferd1nandvs ii • rom ■ imp • sem • avg. Brustbild von rechts, mit Lorbeerkranz, in der Rüstung,
mit schmalem, umgeschlagenen Hemdkragen, den Vliessorden am Bande um den Hals. Die Achseln
sind mit Lorbeerzweigen gesäumt, die Harnischbrust mit Schuppen bedeckt. — Auf dem Abschnitt des
Armes und im Felde darunter erhaben: 1622 • I • p • D • p • f • (Joannes Petrus de Pomis fecit). —
Rev. legitime ■ certanti. Jupiter in den Wolken, als jugendlicher, mit einem Strahlenkranze um-
gebener Gott, schleudert mit der Rechten einen Blitz auf einen mit der Strahlenkrone versehenen, kopf-
über nach abwärts fallenden und auf andere in buntem Gewirre durcheinander stürzende Titanen;
■ Repertorium für Kunstwissenschaft vi (1883), s. 105, Note 1.
2 Ueber den Bau, seine Geschichte und ästhetische Würdigung vergl. Wastler im Repertorium a. a. o., s. 105 un.
Künstlerlexikon, s. 125.
20*
medaillen, welche bestimmt waren, in die Fundamente von Neubauten eingelassen zu werden, und nach
alter italienischer Sitte speciell für diesen Zweck gearbeitet wurden.
Das Bauwerk, das hier dargestellt wird, ist die Grabkirche, die Erzherzog Ferdinand als Ruhe-
stätte für sich und seine Familie in Graz durch De Pomis aufführen Hess. Wie unsere Medaille zeigt,
wurde sie schon bei Beginn des Baues, man darf sagen, officiell als Mausoleum bezeichnet, welcher
Name in den Acten erst zur Zeit der
inneren Vollendung unter Kaiser Leo-
pold [. (1686) auftaucht.1 Die Wid-
mung der Kirche an die heil. Katha-
rina, die in der Umschrift der Rück-
seite angezeigt wird, erklärt sich
daraus, dass an der Baustelle nächst
dem Grazer Dome schon vorher eine
Kapelle derselben Heiligen bestand,
welche 1614 demolirt worden ist, um
den Bauplatz zu schaffen, deren Patro-
cinium aber auf die neue Kirche über-
tragen werden sollte, was in der That
geschehen ist. Wie aus dem Datum
der vorliegenden Medaille weiter ent-
nommen werden kann, fand die Grund-
steinlegung im Jahre 1615 statt; es
dauerte aber sieben Jahre, bis das
»neue St. Catharinen gepeu« unter
Dach kam; die äussere und innere
Vollendung erlebte weder De Pomis
(•j- i633) noch der erlauchte Bauherr
selbst (f 1637). Fig. 12.
Da der Architekt selbst zugleich
der Autor unserer Medaille ist, beruht der Prospect, den sie von dem neuen Gebäude gibt, sicher auf
den Originalplänen des Meisters und wird eben dadurch interessant, dass sie zeigt, wie er sich selbst
die Ansicht des Mausoleums nach seiner Ausführung vorgestellt hat; wir sehen vor uns die neue
St. Katharina-Kirche mit der grösseren Kuppel und einer Vorhalle jonischer Säulen an der Facade,
während rechts die kleinere Kuppel des Grabgebäudes sichtbar wird.2 Das Bild des Baues ist, wie sich
begreift, fein und sorgfältig ausgeführt und macht sowohl dadurch als durch die originelle Vertheilung
der Aufschrift den Eindruck einer italienischen Schaumünze aus guter Zeit.
84. Bronze, zweiseitig, 47 Mm. Durchmesser.
ferd1nandvs ii • rom ■ imp • sem • avg. Brustbild von rechts, mit Lorbeerkranz, in der Rüstung,
mit schmalem, umgeschlagenen Hemdkragen, den Vliessorden am Bande um den Hals. Die Achseln
sind mit Lorbeerzweigen gesäumt, die Harnischbrust mit Schuppen bedeckt. — Auf dem Abschnitt des
Armes und im Felde darunter erhaben: 1622 • I • p • D • p • f • (Joannes Petrus de Pomis fecit). —
Rev. legitime ■ certanti. Jupiter in den Wolken, als jugendlicher, mit einem Strahlenkranze um-
gebener Gott, schleudert mit der Rechten einen Blitz auf einen mit der Strahlenkrone versehenen, kopf-
über nach abwärts fallenden und auf andere in buntem Gewirre durcheinander stürzende Titanen;
■ Repertorium für Kunstwissenschaft vi (1883), s. 105, Note 1.
2 Ueber den Bau, seine Geschichte und ästhetische Würdigung vergl. Wastler im Repertorium a. a. o., s. 105 un.
Künstlerlexikon, s. 125.
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