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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0192
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Augsburger Waffenschmiede.

er keinen Auftrag zur Fertigung eines Harnisches
für den Fusskampf erhalten habe und dass er auch
einen solchen nicht eher ausführen könne, ehe er
nicht des Maasses halber die nöthigen Kleider des
Marchese zugeschickt erhalten habe; dann sei es
bei ihm Gesetz, weder einem Prinzen noch einem
Könige irgend eine Arbeit auszuliefern, bevor er
nicht seine volle Bezahlung in Händen hätte. In
diesem Falle würde er mit Vergnügen zu Diensten
stehen; nun hätten aber die Fugger einen derartigen
Harnisch auf Grund der 40 Gulden rh., die ihnen
der deutsche Kaufmann Corato im Namen des
Marchese gegeben hätte und welche an Maestro
Colmo zu entrichten gewesen wären, falls der
Harnisch dem Marchese gefiele, gar nicht bestellt.
Das Schreiben ist gezeichnet mit: »Bernardinus del
Armaria«.1

Der Meister stand damals in seinem 36. oder
37. Lebensjahre; sein Ruhm war, wie wir sehen,
bereits über die Grenzen des deutschen Reiches ge-
drungen; es ist daher anzunehmen, dass Koloman
spätestens um 1500 selbstständig zu wirken begann.
Auffällig erscheint in dem Schreiben der entschie-
dene Ton, den der Meister bereits anzuschlagen
wagte.

Schon aus der Erstlingszeit seiner Thätigkeit
sind wir im Stande, eines prächtigen Werkes Kolo-
mans Erwähnung zu machen, welches noch vor-
handen ist und in der Waffensammlung des kaiser-
lichen Hauses zu Wien aufbewahrt wird. Es ist ein
Turnierharnisch des Grafen Andreas von Sonnen-
berg und Friedberg, Erbtruchsess von Wald-
burg2 (neue Katalognummer 175) mit vielen zur
Garnitur gehörigen Wechsel- und Verstärkungs-
stücken iFig. 6).

Der Anblick des Harnisches lässt mit Rück-
sicht auf dessen ziemlich genau bestimmbares Alter
erkennen, dass der Meister desselben in der Formen-
gebung seinen Mitgenossen im Handwerke voran-
schritt. Derselbe ist blank gehalten, mit schmalen
gebläuten und mit Goldschmelz gezierten Rändern
und figuralen Emblemen der oberdeutschen Schule
in der gleichen Technik, wie sie an Harnischen

1 Bertolotti, L c. \ |«!-.

2 Andreas Graf von Sonnenberg, Rath des Erzherzogs
Sigmund von Tirol. Er zeichnete sich später unter Kaiser
Maximilian L in den Kriegen gegen Venedig, gegen die

Brügger, bei der Wiedereroberung Oesterreichs nach dem Tode des Königs Math
Feldzügen aus. Er wurde 15II von Felix von Werdenberg ermordet.
XU.
 
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