Augsburger Waffenschmiede.
197
er ein Haus von der Witwe des Thomas Burgkmair zu Augsburg. Thomas Burgkmair besass
sicher von 1481 an das sogenannte »Schmiedhaus«, ein Eckhaus des Schmiedberges mit der Karolinen-
strasse, ein anderes mit der Ortsbezeichnung: »Vom Diepolt« seit 1488. Da nun dessen Sohn, der be-
rühmte Hans Burgkmair, das Haus »vom Diepolt« noch später besass, so ergibt sich, dass das ver-
kaufte das sogenannte »Schmiedhaus« gewesen sein müsse. Die Witwe des Thomas verblieb in dem
Hause als Mietherin bis 1530, worauf sie
zu ihrem Sohne Hans zog, der aber
selbst 1535 das Zeitliche segnete.1 Es
ist interessant, von Beziehungen des
Meisters zu den Burgkmair zu ver-
nehmen, wenn sich solche auch nur als
geschäftlicher Natur erweisen.
Zu den völlig bestimmten Werken
Kolomans in der Armeria Real zu Madrid
gehört auch die Harnischgarnitur mit der
alten Inventarnummer 975. Wir benennen
sie der Bequemlichkeit halber »mit den
Füllhörnern«, weil solche an mehreren
Stellen als Ziermotiv auftreten (Fig. i3).
Die Garnitur macht sich durch die
folgenden Einzelnheiten erkenntlich. Die
sämmtlichen Theile sind schwarz ange-
laufen und mit aufgetriebenen geätzten
und vergoldeten Streifen geziert. Nur
auf den Unterarmzeugen erscheinen die-
selben glatt. Auf den Achseln und den
Muscheln zeigen sich getriebene und ver-
goldete Reliefs, in welchen Füllhörner
mit Früchten dargestellt sind. Der Helm
mit getriebenem Stirnstulpe und Schei-
telstücke, auf welchem ein drachenähn-
liches Thier abgebildet erscheint, hat ein
zweimal aufschlächtiges Visir nach Art
der Absteckvisire. Auf der Brust erblickt
man in vergoldeter Aetzung das Bild der
Madonna im Strahlenkranze, auf dem Rücken jenes der heiligen Barbara im Stile der oberdeutschen
Kleinmeister.
Graf Valencia ist geneigt, diese Harnischgarnitur unter die letzten Arbeiten Kolomans einzu-
reihen, zunächst aus der Ursache, weil die Dimensionen der Brust- und Rückenstücke sich als voluminöser
als die jener Garnitur darstellen, welche mit der Jahreszahl 1532 (Bilderinventar Blatt 16) bezeichnet ist und
daher aus der späteren Lebenszeit des Kaisers datiren müsste. Die Garnitur könnte daher, nachdem wir
das Todesjahr Kolomans so ziemlich genau kennen, nur von dessen Sohne Desiderius gefertigt sein.
Wir würdigen vollständig die Gründe des bewährten, eine Autorität darstellenden Forschers; wenn
wir uns aber in unserem Urtheile von der fachlichen Form allein leiten lassen, dann kommen wir zu
des Biographen Karl V., der mir ebenfalls die erwähnten Schreiben anzeigt und deren Standort und Signatur bekannt
gibt, wodurch ich in die Lage kam, mir die Originale auszuheben. Ich sage beiden Gelehrten für ihre ausserordentliche
Güte und Gefälligkeit meinen besten Dank, Schliesslich sei bemerkt, dass sich der Kaiser zur Zeit der Abfassung der
beiden Schreiben Hannart's in Burgos und vom 21. bis 3o. April in San Pedro befand.
1 Muther, Richard: Hans Burgkmair. Zeitschrift für bildende Kunst, Bd. XIX.
XII. 26
197
er ein Haus von der Witwe des Thomas Burgkmair zu Augsburg. Thomas Burgkmair besass
sicher von 1481 an das sogenannte »Schmiedhaus«, ein Eckhaus des Schmiedberges mit der Karolinen-
strasse, ein anderes mit der Ortsbezeichnung: »Vom Diepolt« seit 1488. Da nun dessen Sohn, der be-
rühmte Hans Burgkmair, das Haus »vom Diepolt« noch später besass, so ergibt sich, dass das ver-
kaufte das sogenannte »Schmiedhaus« gewesen sein müsse. Die Witwe des Thomas verblieb in dem
Hause als Mietherin bis 1530, worauf sie
zu ihrem Sohne Hans zog, der aber
selbst 1535 das Zeitliche segnete.1 Es
ist interessant, von Beziehungen des
Meisters zu den Burgkmair zu ver-
nehmen, wenn sich solche auch nur als
geschäftlicher Natur erweisen.
Zu den völlig bestimmten Werken
Kolomans in der Armeria Real zu Madrid
gehört auch die Harnischgarnitur mit der
alten Inventarnummer 975. Wir benennen
sie der Bequemlichkeit halber »mit den
Füllhörnern«, weil solche an mehreren
Stellen als Ziermotiv auftreten (Fig. i3).
Die Garnitur macht sich durch die
folgenden Einzelnheiten erkenntlich. Die
sämmtlichen Theile sind schwarz ange-
laufen und mit aufgetriebenen geätzten
und vergoldeten Streifen geziert. Nur
auf den Unterarmzeugen erscheinen die-
selben glatt. Auf den Achseln und den
Muscheln zeigen sich getriebene und ver-
goldete Reliefs, in welchen Füllhörner
mit Früchten dargestellt sind. Der Helm
mit getriebenem Stirnstulpe und Schei-
telstücke, auf welchem ein drachenähn-
liches Thier abgebildet erscheint, hat ein
zweimal aufschlächtiges Visir nach Art
der Absteckvisire. Auf der Brust erblickt
man in vergoldeter Aetzung das Bild der
Madonna im Strahlenkranze, auf dem Rücken jenes der heiligen Barbara im Stile der oberdeutschen
Kleinmeister.
Graf Valencia ist geneigt, diese Harnischgarnitur unter die letzten Arbeiten Kolomans einzu-
reihen, zunächst aus der Ursache, weil die Dimensionen der Brust- und Rückenstücke sich als voluminöser
als die jener Garnitur darstellen, welche mit der Jahreszahl 1532 (Bilderinventar Blatt 16) bezeichnet ist und
daher aus der späteren Lebenszeit des Kaisers datiren müsste. Die Garnitur könnte daher, nachdem wir
das Todesjahr Kolomans so ziemlich genau kennen, nur von dessen Sohne Desiderius gefertigt sein.
Wir würdigen vollständig die Gründe des bewährten, eine Autorität darstellenden Forschers; wenn
wir uns aber in unserem Urtheile von der fachlichen Form allein leiten lassen, dann kommen wir zu
des Biographen Karl V., der mir ebenfalls die erwähnten Schreiben anzeigt und deren Standort und Signatur bekannt
gibt, wodurch ich in die Lage kam, mir die Originale auszuheben. Ich sage beiden Gelehrten für ihre ausserordentliche
Güte und Gefälligkeit meinen besten Dank, Schliesslich sei bemerkt, dass sich der Kaiser zur Zeit der Abfassung der
beiden Schreiben Hannart's in Burgos und vom 21. bis 3o. April in San Pedro befand.
1 Muther, Richard: Hans Burgkmair. Zeitschrift für bildende Kunst, Bd. XIX.
XII. 26