Augsburger Waffenschmiede.
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haben vergoldete Ränder und als weitere Verzierung die Feuereisen mit den Flammen. Die Handschuhe
mit kurzen Stulpen sind gefingert, mit geradelaufenden Knöchelwülsten. Die Schösse sind vielmal ge-
schoben; die Kniebuckel zeigen abermals die Feuereisen. Das Unterbeinzeug läuft in Schienen aus, welche
nur den äusseren Theil der Waden decken. Der Harnisch ist wie alle derartigen nur für Panzerschuhe
berechnet, für welche die vorhandenen Schuhkappen dienten. Der beigegebene Rundschild ist mit dem
Andreaskreuz geziert, zwischen dessen Armen wieder die Feuereisen mit den Flammen sichtbar werden.
Der Harnisch trägt das Augsburger Beschauzeichen mit der bekannten Marke Kol Omans, ferner
die Jahreszahl 1531. Im Bilderinventar erscheint er auf Blatt 16 abgebildet. Im Inventar von Simancas
von 1560 ist er gleich dem vorigen Harnische mit allen seinen Bestandtheilen mit Ausnahme des Rund-
schildes beschrieben.
Dieser Harnisch soll Kol omans letztes Werk gewesen und dieser selbst noch im Jahre 1532 aus dem
Leben geschieden sein. Diese Angabe gründet sich auf eine in einem Schreiben von 1882 enthaltene Note
des Canonicus Guglielmo
Braghiroli von Mantua
an Professor Karl Justi in
Bonn. Von demselben steht
uns nur eine französische
Uebersetzung zur Verfü-
gung, die wir der Güte
Seiner Excellenz des Herrn
Grafen Valencia de Don
Juan verdanken; sie lautet:
»Dans une lettre adres-
see par le Duc Frederic de
Gonzague au Duc d'Urbino
en date du 9 Novembre
1532, il lui raconte que l'Empereur Charles V lui avait montre ses armurcs, entre autres une tres-belle
de Colman, sa derniere ceuvre, car il mourut peu de temps apres l'avoir delivree.«'
Zur näheren Begründung dieser Note wäre es entscheidend gewesen, den Wortlaut des erwähnten
Schreibens des Herzogs Friedrich zu erhalten, schon aus der Ursache, um festzustellen, ob der
Schreiber oder Don Braghiroli aus anderen Quellen den bald darauf erfolgten Tod Kolomans
weiss. Leider war bis zu dem Zeitpunkte, als die Aufklärung dringender wünschenswerth und von
mehreren Seiten erbeten wurde, Don Braghiroli 1886 selbst ins Jenseits übergegangen und sind die
über Ersuchen von dem vielbewährten Archivsdirector A. Bertolotti in Mantua angestellten eifrigen
Nachforschungen nach dem erwähnten Schreiben bisher ohne Erfolg geblieben.
So bedauerlich der Ausfall auch ist, so wird doch Niemand an der Richtigkeit der Note Don
Braghiroli's im Geringsten zweifeln, der als der verlässlichste Archivforscher bekannt und ein zu
ernster Mann gewesen ist, um auf die Vermuthung zu gerathen, dass er seine Angaben erfunden habe.
Wollen wir noch weitere Untersuchungen anstellen, so ergibt sich, dass der Kaiser in der That, und
zwar vom 6. November bis 6. December 1532, in Mantua weilte.
Können wir somit die Angaben des hervorragenden Archäologen über das Jahresdatum des Ab-
lebens Kolomans für mehr als einen halben Beweis erachten, so treten noch weitere Forschungs-
beiträge hinzu, welche die Richtigkeit obiger Angaben bekräftigen.
Im königlichen Münzcabinete zu Berlin befindet sich nämlich der Bleiabguss einer Medaille auf
Koloman Helmschmied, also die zweite, welche auf den Meister geschlagen wurde, die wir zunächst
beschreiben wollen (Fig. 15).
Fig- IS-
1 Herr Prof. Justi hatte die dankenswerthe Güte, mir bei einer persönlichen Begegnung die Richtigkeit dieser Note
zu bestätigen.
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haben vergoldete Ränder und als weitere Verzierung die Feuereisen mit den Flammen. Die Handschuhe
mit kurzen Stulpen sind gefingert, mit geradelaufenden Knöchelwülsten. Die Schösse sind vielmal ge-
schoben; die Kniebuckel zeigen abermals die Feuereisen. Das Unterbeinzeug läuft in Schienen aus, welche
nur den äusseren Theil der Waden decken. Der Harnisch ist wie alle derartigen nur für Panzerschuhe
berechnet, für welche die vorhandenen Schuhkappen dienten. Der beigegebene Rundschild ist mit dem
Andreaskreuz geziert, zwischen dessen Armen wieder die Feuereisen mit den Flammen sichtbar werden.
Der Harnisch trägt das Augsburger Beschauzeichen mit der bekannten Marke Kol Omans, ferner
die Jahreszahl 1531. Im Bilderinventar erscheint er auf Blatt 16 abgebildet. Im Inventar von Simancas
von 1560 ist er gleich dem vorigen Harnische mit allen seinen Bestandtheilen mit Ausnahme des Rund-
schildes beschrieben.
Dieser Harnisch soll Kol omans letztes Werk gewesen und dieser selbst noch im Jahre 1532 aus dem
Leben geschieden sein. Diese Angabe gründet sich auf eine in einem Schreiben von 1882 enthaltene Note
des Canonicus Guglielmo
Braghiroli von Mantua
an Professor Karl Justi in
Bonn. Von demselben steht
uns nur eine französische
Uebersetzung zur Verfü-
gung, die wir der Güte
Seiner Excellenz des Herrn
Grafen Valencia de Don
Juan verdanken; sie lautet:
»Dans une lettre adres-
see par le Duc Frederic de
Gonzague au Duc d'Urbino
en date du 9 Novembre
1532, il lui raconte que l'Empereur Charles V lui avait montre ses armurcs, entre autres une tres-belle
de Colman, sa derniere ceuvre, car il mourut peu de temps apres l'avoir delivree.«'
Zur näheren Begründung dieser Note wäre es entscheidend gewesen, den Wortlaut des erwähnten
Schreibens des Herzogs Friedrich zu erhalten, schon aus der Ursache, um festzustellen, ob der
Schreiber oder Don Braghiroli aus anderen Quellen den bald darauf erfolgten Tod Kolomans
weiss. Leider war bis zu dem Zeitpunkte, als die Aufklärung dringender wünschenswerth und von
mehreren Seiten erbeten wurde, Don Braghiroli 1886 selbst ins Jenseits übergegangen und sind die
über Ersuchen von dem vielbewährten Archivsdirector A. Bertolotti in Mantua angestellten eifrigen
Nachforschungen nach dem erwähnten Schreiben bisher ohne Erfolg geblieben.
So bedauerlich der Ausfall auch ist, so wird doch Niemand an der Richtigkeit der Note Don
Braghiroli's im Geringsten zweifeln, der als der verlässlichste Archivforscher bekannt und ein zu
ernster Mann gewesen ist, um auf die Vermuthung zu gerathen, dass er seine Angaben erfunden habe.
Wollen wir noch weitere Untersuchungen anstellen, so ergibt sich, dass der Kaiser in der That, und
zwar vom 6. November bis 6. December 1532, in Mantua weilte.
Können wir somit die Angaben des hervorragenden Archäologen über das Jahresdatum des Ab-
lebens Kolomans für mehr als einen halben Beweis erachten, so treten noch weitere Forschungs-
beiträge hinzu, welche die Richtigkeit obiger Angaben bekräftigen.
Im königlichen Münzcabinete zu Berlin befindet sich nämlich der Bleiabguss einer Medaille auf
Koloman Helmschmied, also die zweite, welche auf den Meister geschlagen wurde, die wir zunächst
beschreiben wollen (Fig. 15).
Fig- IS-
1 Herr Prof. Justi hatte die dankenswerthe Güte, mir bei einer persönlichen Begegnung die Richtigkeit dieser Note
zu bestätigen.
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