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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0248
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Augsburger Waffenschmiede.

227

Wappen: Viergetheilt, 1 und 4 zwei goldene Sparren im rothen Felde, 2 und 3 schräg getheilt,
oben roth, unten gold. Im Zimier rechts ein weisser Schwan, links ein Hut mit Hermelinkrempe,
darauf eine goldene Kugel, von welcher ein Pfauenstoss ausgeht. Die Kugel ist mit zwei Fähnchen
roth und gold besteckt.

Der Bezeichnete ist Philipp IV., Graf von Hanau, Herr von Müntzenberg in der Wetterau.
Er war 1526 geboren. Zur Herrschaft gelangt, führte er 1532 in seinem Lande die Augsburgische Con-
fession ein. Während seiner Regierung erwarb er einen Theil der Grafschaft Rheineck. Er war mit
Helena, der Tochter Johann IL, Pfalzgrafen bei Rhein, aus dem Hause Simmern (geboren i486, ge-
storben 18. Mai 1557), vermählt und starb 1561.

Blatt 44'. Blanker ganzer Feldharnisch mit schwarzgeätzten Strichen.

»Ittem disen feldkiriss hab ich dem Matheuss Frawenbreiss geetzt; gehert dem don Alude-
sande. 1563.«

Unterhalb ist ein Rundschild dargestellt, in welchem ein schwarzer einköpfiger Adler ersichtlich
ist. Am Rande liest man die Inschrift:

»QVO * FATA * TRAHVNT * RETRAHVNT * QVE * SEQVAMVR * M « F«.

Die beiden letzten Buchstaben bedeuten sicher Matthäus Frauenpreis.

Dies ist die letzte Aufzeichnung über unsern Meister. Wann derselbe gestorben ist, Hess sich bis
jetzt nicht feststellen. Sein Zeichen findet sich nicht gerade selten auf Harnischen in anderen als den
genannten Sammlungen und es Hesse sich aus deren Zusammenstellung das Bild der Thätigkeit dieses
nicht unbedeutenden Kunsthandwerkers nicht unschwer vervollständigen.

Wie wir gesehen haben, hat auch Frauenpreis der Jüngere die decorative Ausstattung seiner
Arbeiten mit Aetzwerk nicht selbst besorgt. Was seine Leistungen im Plattnerhandwerke betrifft, so
erweisen sich seine Arbeiten als Muster einer genauen und vollendeten Ausführung. Sie machen dabei
bis ins Einzelnste den Eindruck der äussersten Solidität. Die einzelnen Theile, in gutem Verhältniss
unter sich, schliessen genau aneinander, die Verstärkungen passen vollständig. Jeder Harnisch ist als
eine Meisterarbeit zu betrachten. Nur am genannten Kampfharnische Maximilian II. ist der Kampf-
schurz ersichtlich zu kurz gerathen und auch sonst nicht durch gefällige Form hervorstechend. Die
Ursache der mangelhafteren Ausführung dieses Theiles ist darin zu suchen, dass Harnische für den
deutschen Fusskampf zu jener Zeit überhaupt nicht mehr im Gebrauch waren und nur noch von sehr
hochgestellten Persönlichkeiten in Erinnerung an die alten ritterlichen Kämpfe in den Harnischkammern
geführt wurden. Mit Ausnahme des unschönen Schurzes lassen aber alle übrigen Theile des Harnisches
den vollendeten Meister erkennen.

Zum Schlüsse lassen wir hier in einem Facsimileabdrucke das Wappen der Frauenpreis folgen,
das wir der schon genannten Sammlung der Wappen der Zunftmeister und Zwölfer sämmtlicher Augs-
burger Zünfte vom Jahre 1548 entnommen haben.1 Aus demselben ergibt sich, dass dasselbe ein redendes
ist und dass das Zeichen der Blume in der Marke des Meisters aus dem Wappen entnommen wurde.

' Stadtarchiv zu Augsburg.
 
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