Die Landschaften der Gemälde-Galerie.
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welche man bei näherer Betrachtung der Bildfiäche wahrzunehmen im Stande ist, zeugen von raschem
Vorgehen in der Entwicklung der Motive, dem sodann die Aenderungen auf dem Fusse zu folgen
pflegen. Bei der Erwägung nun, dass der figurale Theil dieses Bildes, vornehmlich was die gediegene,
durchaus solide Behandlung des Heiligen betrifft, mit einer weitaus ruhigeren Technik gemalt ist, die
sich also von dem kecken, flüchtigen Wesen der landschaftlichen Behandlung so auffallend unter-
scheidet, entsteht die Vermuthung, dies Bild könne zu jener Kategorie der gemeinsamen Arbeiten
gehören, welche die beiden Brüder Dossi zu Ferrara ausführten, was vielleicht an Plausibilität noch
gewinnt, wenn man den Battista Dossi als den gewandten Landschaftsmaler gelten lässt, als der er
Fig. 3. Dossi, »St. Hieronymus«.
in der Kunstliteratur bezeichnet wird.' Die Landschaft, welche die ganze rechte Seite des Bildes ein-
nimmt, stellt eine rechts mit Bäumen und Sträuchern gesäumte Strasse dar, auf der diverse Personen
vor einem allem Anscheine nach eine Basilika darstellenden Gebäude im Mittelgrunde versammelt sind.
Die sehr dunkel gehaltene Felsengrotte, an deren Eingange der Heilige mit hocherhobenem Kreuze
und emphatischer Geberde sitzt, bildet einen effectvollen Gegensatz zu der in einer heiteren Licht-
wirkung gehaltenen Landschaft. Besonders charakteristisch für die Behandlung dieser Landschaft sind
die ziemlich grell, in neapelgelben Tönen auf die braun unterlegten, mit Grün gemengten Schatten mit
der Schneide des Haarpinsels aufgetragenen Lichter, während die Gräser mit ähnlichen Farben ebenso
keck hingezeichnet sind.
1 Lermolieff (Die Gallerien Borghese und Doria Pamhli in Rom, Kritische Studien über italienische Malerei, S. 279 f.
und S. 33o: Battista Dossi) setzt diejenigen Bilder von Dosso Dossi, deren Monogramm ein von einem Knochen durch-
bohrtes D zeigt, in die Zeit zwischen 1525 —1540, in welche Schaffenszeit des Meisters sonach unser Bild fallen würde,
nachdem es so monogrammirt ist.
XII. 31
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welche man bei näherer Betrachtung der Bildfiäche wahrzunehmen im Stande ist, zeugen von raschem
Vorgehen in der Entwicklung der Motive, dem sodann die Aenderungen auf dem Fusse zu folgen
pflegen. Bei der Erwägung nun, dass der figurale Theil dieses Bildes, vornehmlich was die gediegene,
durchaus solide Behandlung des Heiligen betrifft, mit einer weitaus ruhigeren Technik gemalt ist, die
sich also von dem kecken, flüchtigen Wesen der landschaftlichen Behandlung so auffallend unter-
scheidet, entsteht die Vermuthung, dies Bild könne zu jener Kategorie der gemeinsamen Arbeiten
gehören, welche die beiden Brüder Dossi zu Ferrara ausführten, was vielleicht an Plausibilität noch
gewinnt, wenn man den Battista Dossi als den gewandten Landschaftsmaler gelten lässt, als der er
Fig. 3. Dossi, »St. Hieronymus«.
in der Kunstliteratur bezeichnet wird.' Die Landschaft, welche die ganze rechte Seite des Bildes ein-
nimmt, stellt eine rechts mit Bäumen und Sträuchern gesäumte Strasse dar, auf der diverse Personen
vor einem allem Anscheine nach eine Basilika darstellenden Gebäude im Mittelgrunde versammelt sind.
Die sehr dunkel gehaltene Felsengrotte, an deren Eingange der Heilige mit hocherhobenem Kreuze
und emphatischer Geberde sitzt, bildet einen effectvollen Gegensatz zu der in einer heiteren Licht-
wirkung gehaltenen Landschaft. Besonders charakteristisch für die Behandlung dieser Landschaft sind
die ziemlich grell, in neapelgelben Tönen auf die braun unterlegten, mit Grün gemengten Schatten mit
der Schneide des Haarpinsels aufgetragenen Lichter, während die Gräser mit ähnlichen Farben ebenso
keck hingezeichnet sind.
1 Lermolieff (Die Gallerien Borghese und Doria Pamhli in Rom, Kritische Studien über italienische Malerei, S. 279 f.
und S. 33o: Battista Dossi) setzt diejenigen Bilder von Dosso Dossi, deren Monogramm ein von einem Knochen durch-
bohrtes D zeigt, in die Zeit zwischen 1525 —1540, in welche Schaffenszeit des Meisters sonach unser Bild fallen würde,
nachdem es so monogrammirt ist.
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