Die Landschaften der Gemälde-Galeric.
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Höchst beachtenswerth erscheint auch das kleine, dem Giorgione zugeschriebene Bild: »Die Auf-
erstehung Christi«;1 denn es zeigt uns ein Stück Landschaft, welches der Eigenart des Meisters vielfach
entspricht. Schon der dunkle, charakteristisch geformte Fels links darf als ein darauf hindeutendes Merk-
mal angesehen werden, während die originelle Art, wie die den Heiland tragende Wolke vom Winde
gleichsam emporgestäubt wird, von einer Anschauung zeugt, die sicher aus dem Rahmen der Herkömm-
lichkeit tritt. Die Landschaft ist höchst farbensatt. Das tiefblaue Meer draussen, die vom Abendlicht
Fig. 12. Giorgione, »Die Hirten an der Krippe«.
warm erhellten Hügel und Terrains mit Ruinen und Bäumen bestätigen allerdings den Ausspruch, mit
welchem Crowe und Cavalcaselle dies Bildchen nur etwa dem Andrea Schiavone oder irgend einem
Nachahmer, »ansprechend und reich in tizianesker und giorgionesker Manier colorirt«, zuerkennen.
Es erscheint hier am Platze, von einem Bilde der kaiserlichen Gemäldesammlung zu sprechen, welches
zur Collection der neu zur Aufstellung gelangenden Werke gehört.2 Dieses Bild (Fig. 12), benannt »Die
1 Nr. 238 des beschreibenden Verzeichnisses der kaiserlichen Gemäldesammlung von Eduard R. v. Engerth; aus
der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm. Mechel und Rosa schreiben das Bild Tizian zu; Krafft gibt ihm den
Namen Giorgione. Vergl. auch Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien, S. 86, Nr. 41; Crowe und Caval-
caselle, Geschichte der italienischen Malerei, Bd. VI, S. 20g.
2 Nr. 548 des beschreibenden Verzeichnisses der kaiserlichen Gemäldesammlung von Eduard R. v. Engerth: »An-
betung der Hirten«, venezianisch, Anfang des 16. Jahrhunderts; aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, im
Inventar vom Jahre 1659, Nr. 217, als Giorgione (?) angeführt.
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Höchst beachtenswerth erscheint auch das kleine, dem Giorgione zugeschriebene Bild: »Die Auf-
erstehung Christi«;1 denn es zeigt uns ein Stück Landschaft, welches der Eigenart des Meisters vielfach
entspricht. Schon der dunkle, charakteristisch geformte Fels links darf als ein darauf hindeutendes Merk-
mal angesehen werden, während die originelle Art, wie die den Heiland tragende Wolke vom Winde
gleichsam emporgestäubt wird, von einer Anschauung zeugt, die sicher aus dem Rahmen der Herkömm-
lichkeit tritt. Die Landschaft ist höchst farbensatt. Das tiefblaue Meer draussen, die vom Abendlicht
Fig. 12. Giorgione, »Die Hirten an der Krippe«.
warm erhellten Hügel und Terrains mit Ruinen und Bäumen bestätigen allerdings den Ausspruch, mit
welchem Crowe und Cavalcaselle dies Bildchen nur etwa dem Andrea Schiavone oder irgend einem
Nachahmer, »ansprechend und reich in tizianesker und giorgionesker Manier colorirt«, zuerkennen.
Es erscheint hier am Platze, von einem Bilde der kaiserlichen Gemäldesammlung zu sprechen, welches
zur Collection der neu zur Aufstellung gelangenden Werke gehört.2 Dieses Bild (Fig. 12), benannt »Die
1 Nr. 238 des beschreibenden Verzeichnisses der kaiserlichen Gemäldesammlung von Eduard R. v. Engerth; aus
der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm. Mechel und Rosa schreiben das Bild Tizian zu; Krafft gibt ihm den
Namen Giorgione. Vergl. auch Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien, S. 86, Nr. 41; Crowe und Caval-
caselle, Geschichte der italienischen Malerei, Bd. VI, S. 20g.
2 Nr. 548 des beschreibenden Verzeichnisses der kaiserlichen Gemäldesammlung von Eduard R. v. Engerth: »An-
betung der Hirten«, venezianisch, Anfang des 16. Jahrhunderts; aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, im
Inventar vom Jahre 1659, Nr. 217, als Giorgione (?) angeführt.
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