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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Schäffer, August: Die Landschaften der Gemälde-Galerie des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0309
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August Schaeffer. Die Landschaften der Gemälde-Galerie.

Erscheinung strebten und dieselbe, und zwar nachgerade spiegelbildartig erreichten, so dass wir bei Be-
trachtung derselben unwillkürlich an die Photographie erinnert werden. Diese Wahrnehmung bestätigt
auch den Gebrauch der Camera obscura vollkommen, womit jedoch Canaletto nicht etwa in eine
nüchterne Darstellung der Gegenstände verfiel sondern durch Unmittelbarkeit und Frische der Mache
die etwa allzustrenge Zeichnung malerisch paralysirte. Sehen wir von seinen so täuschend wahr
gemalten Architekturen ab und blicken wir auf das rein Landschaftliche seiner Bilder, so muss man
auch da anerkennen, dass Canaletto in der Naturanschauung im Hinblick auf die erst nach 1800 erfolgte
Entwicklung der sich bis zum heutigen Tage noch steigernden naturalistischen Kunstanschauung um
mehr als ein halbes Jahrhundert vorauseilte. Er war sonach einer der ersten Maler, welcher mit der
Tradition brach, in welche sich vornehmlich die Landschaftsmalerei, wie sie zu jener Zeit in Italien
geübt wurde und von da ihren Einfluss ausübte, sozusagen eingeklemmt hatte, während noch lange
darnach Kunstregeln und akademische Weisheit den breiten Weg zu Natur und Wahrheit versperrt
hielten.
 
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