DIE PORTRÄTSAMMLUNG DES ERZHERZOGS FERDINAND
VON TIROL
Von
Dr. Fr. Kenner.
Einleitung.
en am wenigsten bekannten Bestandtheil des grossen Kunstbesitzes, der vormals
im Schlosse Ambras vereinigt war, bildet eine Sammlung kleiner Bildnisse von
regierenden Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts und ihren Ahnen, von Feld-
herren, Staatsmännern, Gelehrten, Künstlern und Dichtern derselben Zeit und
aus verschiedenen Ländern Europas, unter denen Deutschland und Italien obenan
stehen. Man pflegt sie als Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol (f 1595) zu bezeichnen, was in der Hauptsache richtig ist. Doch finden
sich in ihr auch Bildnisse aus dem 17. Jahrhunderte bis zum Ende desselben. Diese zeigen, dass deren
auch noch später in einer wenngleich nicht grossen Zahl nach Ambras gekommen sind, also zwischen
einem alten Bestände und späteren Erwerbungen unterschieden werden muss.
Nach der Nummerirung, die bis zum Jahre 1875 im Gebrauche war, kann man sich von Umfang
und Inhalt beider, des alten Bestandes und seiner späteren Vermehrung, eine genaue Vorstellung
machen. Obwohl jene Nummernfolge nicht alt ist, vielmehr zum Theile aus dem Jahre 1788, zum
Theile aus dem Anfang unseres Jahrhunderts stammt, so folgt sie doch genau jener Ordnung der
Bilder, in der sie von alter Zeit her aufbewahrt waren. Sie lässt nun deutlich verschiedene Bestand-
theile erkennen, deren jüngere im Laufe der Zeit rein äusserlich an einen von früher her vorhandenen
Stock angereiht wurden. Es sind folgende:
1. Nr. 1 — gi3, durchaus Bildnisse von gleicher Grösse, im Durchschnitte i3-5 Cm. hoch, 10-5 Cm.
breit, rechteckig, in Oel auf Papier gemalt und auf dünne Täfelchen aus Fichtenholz aufgezogen, fast
Alle vorne mit aufgemalten Bezeichnungen in Lapidarbuchstaben versehen. In der wichtigsten Reihe,
jener der habsburgischen Fürsten, enthält dieser Bestandtheil die Copien nach Bildnissen eines bis auf
die Kinder des Kaisers Maximilian I. reichenden, um 1507 abschliessenden Stammbaumes und die Er-
gänzung desselben bis in die Zeit des Erzherzogs Ferdinand, nämlich seiner Eltern, Geschwister, seiner
eigenen Familie, seines Vetters König Philipp II. von Spanien nebst den vier Gemahlinnen desselben,
während Neffen und Nichten des Erzherzogs mit einziger Ausnahme der Königin Elisabeth und ihres
Gemahles Karl IX. von Frankreich nicht mehr erscheinen." Auch in den übrigen Reihen der Gonzaga,
Medici, der Franzosen u. s. w. finden sich ausser Persönlichkeiten der Vorzeit nur noch Zeitgenossen
des Erzherzogs vertreten. Alle diese Bildnisse sind endlich nach einem alterthümlichen Systeme, von
dem noch die Rede sein wird, geordnet und aufgeführt. Ihre beträchtliche Anzahl, ihre Zeitgrenze,
ihr Inhalt und ihre gleichmässige Ausstattung, diese Merkmale im Zusammenhange betrachtet, lassen
' Tafel C, Nr. 210, 211. Ich citire die einzelnen Bildnisse nach ihrer dermaligen Aufstellung in sechs Tafeln A bis G
in den Sälen XV und XVI des Hochparterres des k. k. kunsthistorischen Hofmuseums; sie sind in einem gedruckten, speciell
diese Sammlung betreffenden Verzeichnis einzeln aufgeführt.
XIV. 5**
VON TIROL
Von
Dr. Fr. Kenner.
Einleitung.
en am wenigsten bekannten Bestandtheil des grossen Kunstbesitzes, der vormals
im Schlosse Ambras vereinigt war, bildet eine Sammlung kleiner Bildnisse von
regierenden Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts und ihren Ahnen, von Feld-
herren, Staatsmännern, Gelehrten, Künstlern und Dichtern derselben Zeit und
aus verschiedenen Ländern Europas, unter denen Deutschland und Italien obenan
stehen. Man pflegt sie als Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol (f 1595) zu bezeichnen, was in der Hauptsache richtig ist. Doch finden
sich in ihr auch Bildnisse aus dem 17. Jahrhunderte bis zum Ende desselben. Diese zeigen, dass deren
auch noch später in einer wenngleich nicht grossen Zahl nach Ambras gekommen sind, also zwischen
einem alten Bestände und späteren Erwerbungen unterschieden werden muss.
Nach der Nummerirung, die bis zum Jahre 1875 im Gebrauche war, kann man sich von Umfang
und Inhalt beider, des alten Bestandes und seiner späteren Vermehrung, eine genaue Vorstellung
machen. Obwohl jene Nummernfolge nicht alt ist, vielmehr zum Theile aus dem Jahre 1788, zum
Theile aus dem Anfang unseres Jahrhunderts stammt, so folgt sie doch genau jener Ordnung der
Bilder, in der sie von alter Zeit her aufbewahrt waren. Sie lässt nun deutlich verschiedene Bestand-
theile erkennen, deren jüngere im Laufe der Zeit rein äusserlich an einen von früher her vorhandenen
Stock angereiht wurden. Es sind folgende:
1. Nr. 1 — gi3, durchaus Bildnisse von gleicher Grösse, im Durchschnitte i3-5 Cm. hoch, 10-5 Cm.
breit, rechteckig, in Oel auf Papier gemalt und auf dünne Täfelchen aus Fichtenholz aufgezogen, fast
Alle vorne mit aufgemalten Bezeichnungen in Lapidarbuchstaben versehen. In der wichtigsten Reihe,
jener der habsburgischen Fürsten, enthält dieser Bestandtheil die Copien nach Bildnissen eines bis auf
die Kinder des Kaisers Maximilian I. reichenden, um 1507 abschliessenden Stammbaumes und die Er-
gänzung desselben bis in die Zeit des Erzherzogs Ferdinand, nämlich seiner Eltern, Geschwister, seiner
eigenen Familie, seines Vetters König Philipp II. von Spanien nebst den vier Gemahlinnen desselben,
während Neffen und Nichten des Erzherzogs mit einziger Ausnahme der Königin Elisabeth und ihres
Gemahles Karl IX. von Frankreich nicht mehr erscheinen." Auch in den übrigen Reihen der Gonzaga,
Medici, der Franzosen u. s. w. finden sich ausser Persönlichkeiten der Vorzeit nur noch Zeitgenossen
des Erzherzogs vertreten. Alle diese Bildnisse sind endlich nach einem alterthümlichen Systeme, von
dem noch die Rede sein wird, geordnet und aufgeführt. Ihre beträchtliche Anzahl, ihre Zeitgrenze,
ihr Inhalt und ihre gleichmässige Ausstattung, diese Merkmale im Zusammenhange betrachtet, lassen
' Tafel C, Nr. 210, 211. Ich citire die einzelnen Bildnisse nach ihrer dermaligen Aufstellung in sechs Tafeln A bis G
in den Sälen XV und XVI des Hochparterres des k. k. kunsthistorischen Hofmuseums; sie sind in einem gedruckten, speciell
diese Sammlung betreffenden Verzeichnis einzeln aufgeführt.
XIV. 5**