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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Abhandlungen
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Dörnhöffer, Friedrich: Ein Cyklus von Federzeichnungen mit Darstellungen von Kriegen und Jagden Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0007
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Friedrich Dörnhöffer.

Sein eigenes Leben und seine Herkunft wollte er im Spiegel der Kunst erblicken. Dieser Trieb, den
er mit der ganzen Zeit theilte, ist die Grundtendenz, die, immer dieselbe bleibend, seine Werke wie
aus einem einheitlichen grossen Grundplan hervorgegangen erscheinen lässt, von den genealogisch-
antiquarischen Werken zu den biographischen und endlich — als dem Hauptwerk — zum »Triumph«,
dem zufrieden zusammenfassenden Zurückschauen des alternden Kaisers auf sein thatenreiches Leben
und der Ueberschau über seinen mit mittelalterlicher Grossartigkeit erfassten kaiserlichen Machtbereich.

Zu dem Begriff der »Maximilianeischen Kunst« gehört aber nicht nur, dass der Kaiser der Gegen-
stand der Werke war; vielmehr war er auch Mitarbeiter daran. Und sein Arbeitsantheil beschränkte
sich nicht nur auf die ersten Anregungen, die, wie wir nach seinem so sehr zur Initiative neigenden
Charakter annehmen dürfen, immer von ihm ausgegangen sind, auch nicht auf die Mitarbeit an Pro-
gramm und Text, sein thätiges Interesse begleitete vielmehr das Werk, eingreifend, bessernd und mit-
schaffend, bis in die letzten Stadien der bildlichen Ausgestaltung.1

Was so entstand, war entschieden »Kleinkunst«, keine monumentale Kunst: Holzschnitt und
Zeichnung waren ihre Sprache. Doch wäre der Kaiser auch nicht in so innerlicher Fühlung zu der
Kunst seiner Zeit gestanden, hätte er Anderes gewollt als das, worin ihre specifische Kraft lag, wer
hätte dieses Wollen befriedigen können? Andererseits kam gerade der Holzschnitt, dieses Zwillings-
geschwister des Buchdruckes, seinem Drang nach weiter Wirkung entgegen.

Was uns heute hindert, den Werken einen raschen und leichten Genuss zu entnehmen, das ist,
dass sie nicht aus künstlerischen Motiven allein entstanden sind, dass sie im hervorragenden Grade
gedanklichen Bedürfnissen zu genügen hatten, dass sie »Zwecken« dienten, — ein Charakteristicum
der Kleinkunst. Durchgängig, eng und unlösbar ist die Verbindung des Literarischen mit dem Bild-
künstlerischen. Ursprünglich aus literarischen, wissenschaftlichen Bedürfnissen hervorgegangen, sind
die Werke doch von Anfang an in Beziehung zum Bild gedacht, auf die Ergänzung durch das Bild
angelegt und vollendet.2 Dieses vielfältige Verwachsensein mit dem abstracten Gedankenleben einer
vergangenen Zeit, das die Werke kennzeichnet, kann sogar dazu verführen, ihre künstlerische über
ihrer culturhistorischen Bedeutung ganz zu übersehen. Namentlich ist es nicht leicht, den textlichen
Grundlagen eine gerechte Würdigung entgegenzubringen. Hier gilt es, sich mit der culturhistorischen
Erwägung zu bescheiden, dass, wäre damals wie der bildenden Kunst so auch der poetischen Litera-
tur durch die Fügung allgemeiner cultureller Bedingungen ein Höhepunkt der Entwicklung vergönnt
gewesen, wie sie ihn im XIII. und wieder im XVIII. Jahrhundert erreicht hat, Maximilian sicherlich
auch seinen Dürer und Burgkmair unter den Dichtern gefunden hätte; die historischen wie poetischen
Werke geben so nur Zeugniss von edlen aber unerfüllten Intentionen des Kaisers, welche uns allein
ihr bildlicher Schmuck lebendig vollendet vor Augen stellt.

Maximilian ist es auch, auf den der vorliegende Cyklus von Handzeichnungen eines oberdeutschen
zeitgenössischen Meisters weist, nicht nur darin, dass des Kaisers Kriegsthaten und Jagdfreuden den
Inhalt der Darstellungen bilden, höchst wahrscheinlich auch darin, dass es Maximilians Anregung und
Auftrag war, der sie entstehen liess. So gehören auch diese Werke in den Umkreis Maximilianeischer
Kunst und Maximilianeischen Lebens, deren Wesen und Wollen vernehmlich daraus spricht.

1 Vgl. namentlich die durch Laschitzer (Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
Bd. VIII) dargelegte Entstehungsgeschichte des »Theuerdank« und folgende Stelle aus einem Briefe Cyprian Sernfheims an
Lichtensteio dd. Jan. 1509 Duisburg: »Ir kennt seine maj. pass dann ich und dass ir maj. alle ding selber angeben, durch-
sehen und corrigiren will; es muss alles bei und von kuniglicher maj. erledigt werden. Ir maj. feiert nit und kann nit
still liegen, darum unser ains desto weniger ausrichten mag.« (Hormayr, Oesterr. Plutarch V [1807], p. 106).

2 Vgl. Text der ältesten Aufzeichnung Maximilians, der lateinischen Autobiographie im Jahrbuch VI, p. 421.
 
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