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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0297
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Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke.

500 Gulden zu bezahlen.1 Im Jahre 1583 erhält er in zwei Raten 25g Gulden.2 Mit der letzten Rate
werden auch dem Hofgoldschmied Elias Stark 64 Gulden i3 Kreuzer bezahlt; es ist da die Ver-
muthung naheliegend, dass dieser an den von Jakob gelieferten Prunkharnischen die Tauschirungen
besorgt hatte.

Und gerade in dieses Jahr 1583 fällt eine hervorragende Arbeit des Meisters, deren Vorhanden-
sein in der kaiserlichen Waffensammlung zu Wien wir noch heute zu constatiren im Stande sind. In
dem Inventare der Waffen im Schlosse Ambras vom Jahre 1583: »Designatio armamentarii arcis Am-
brasianae prope Oenipontem«3 finden wir nämlich unter den letzten Eintragungen die folgenden
Stellen: fol. 99. »Voigt, was das 1583. jar in die rüstcamer gen Ombras gemacht worden. Erstlichen
den 23. tag maii anno 1583 ist durch den hofplatner (Jakob Topf) in die rüstcamer überantwurt wor-
den ain Sturmhauben und ain par hantschuech, mit gold und silber eingelegt, darauf allerlei bülder
gemacht; die hauben inwendig mit schwarzem atleß
gefüetert und mit gülden schnierlen gestickht; ist
alles mit schwarzen samet und gülden negl auf-
bhrait. Mer zu zwaien teütschen sätlen hinter- und
vordertailbeschlächt von gold- und silbereingelegter
tauschierarbait und mit silber geperlet.«

Diese genannten und genau beschriebenen
Stucke werden noch zur Stunde in der Waffen-
sammlung des kaiserlichen Hauses bewahrt (Fig. 1
und Schlussvignette), ja noch mehrere; denn ausser
diesen ist noch ein decorativ ganz gleich ausge-
statteter Trabharnisch vorhanden, der ohne Zweifel
nächst anschliessend in dem genannten Inventare
aufgenommen war.4

Alle diese Stücke sind mit dem Harnische Fig. I. Handschuhe zum Harnische Erzherzogs Ferdi-

zu einer Suite gehörig und daher völlig gleich orna- nand von Tirol> von Jakob ToPf-

mentirt. Dieselben sind gebläut und mit breiten

ornamentirten Zügen und Rändern ausgestattet, welche in seichter Gold- und Silbertausia hergestellt
und mit Perlen in aufgeschlagener Silbertausia berandet sind. Diese Züge und Ränder enthalten
zwischen Ornamenten in Cartouchen figurale Darstellungen, Phantasiegestalten, Thiere, Allegorien,
Kriegsscenen, Kriegergestalten u. dgl., die meist älteren Kupferstichen entnommen sind. Der Harnisch
und die Sturmhaube sind mit schwarzem Atlas gefüttert, an welchem noch Reste einstiger Soutache-
arbeit ersichtlich sind. Die Ränder am Harnische sind mit schwarzem Sammt vorgestossen. Der Har-
nisch (Saal XXX, Inv.-Nr. 1204. Kat.-Nr. 651) besteht aus einer Sturmhaube mit verlaufendem hohen
Kamme und steifem Gesichts- und Nackenschirme, mit der Haube aus einem Stücke nach italienischem
Muster. Die Achseln haben geschobene Vorder- und steife Hinterflüge; der rechte Vorderflug ist aus-
geschnitten. Die Armbeugen decken ganze Muscheln. Die gefingerten Handschuhe haben massig ge-
schweifte, spitz geschnittene Stulpen. An der Brust mit Grat und tiefsitzendem Gansbauch sitzt ein
beweglicher Rüsthaken. An die breiten Bauchreifen sind die fünfmal geschobenen Beintaschen ge-
schnallt. Der Harnisch, welcher in seinen Dimensionen ganz der Leibesgestalt des Erzherzogs Ferdi-
nand in dessen späterer Lebenszeit entspricht, ist jetzt vom Roste angegriffen und sind die seicht ein-
geschlagenen Ornamente theilweise herausgefallen (Taf. XXX).

Auf fol. 106' beginnt nun wieder die Fortsetzung im Inventare: »Voigt, was der hofplatner ver-
schines 1582. jars in die rüstcamer gemacht und dargeben.« Es werden da ein »küriß« für den Mark-

1 Ebenda, Reg. 10891.

2 Ebenda, Reg. no32, no3a, 11053.

3 Jahrbuch VII 2, Reg. 5440, pag. CLXXXIX.

4 Die auf den obigen Text folgenden fünf Blätter 100—104 sind leider abgängig.
 
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