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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0298
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Wendelin Boeheim.

grafen Karl1 mit Doppelstücken zum Gebrauch »über die pallia«, zwei Turnierharnische für das Pallia-
gestech, sechs gleiche Fussturnierharnische, ein »veldküriß zum freirennen« und ein »küriß, so herr
Cristoff erbtruchseß in die rüstcamer dargeben hat, mit C und T gezaichnet«, genannt. »Den 3o. octo-
ber hat der hofplatner in die rüstcamer uberantwurt« zwei ganze »küriße über die pallia«, mit preussi-
schem Leder verbrämt und mit Messing »aufbhrait«. »Mer ist durch den hofplatner im monat dezem-
ber anno etc. 1082 ein pallirter veltkhüriß zum freirennen geantwurt worden, mit rotem leder verbrämt
und mit meßinggeschmeid aufbhrait.«

Für alle diese Arbeiten im Jahre 1582 finden wir in den Rechnungen keinen Beleg einer ge-
schehenen Bezahlung; diese scheint erst im folgenden Jahre mit den oben genannten Geldbeträgen
erfolgt zu sein.

In das Jahr 1582 fällt auch eine andere Arbeit des Meisters, welche derselbe nicht für den Tiroler-
sondern allen Anzeichen nach für den steirischen Hof ausgeführt hatte. Wir schliessen diess daraus,
weil das noch in der kaiserlichen Waffensammlung zu Wien befindliche Werk, ein Prunkharnisch, der
Statur des Erzherzogs Karl von Steiermark (1540—1590) entspricht, weil der Gegenstand aus dem
Zeughause von Wien übernommen wurde, in welches die Gegenstände der Grazer Harnischkammer
nach deren Auflösung gelangten, weil Jakob Topf, wie wir später ersehen werden, thatsächlich für
den dortigen Hof beschäftigt war, und schliesslich, weil der Kaiser Rudolf IL, dem er möglicherweise
angehört haben könnte, persönlich nie eine Bestellung bei Topf gemacht hatte.

Dieser Prunkharnisch ist unverkennbar ein Werk Jakobs; denn mit alleiniger Ausnahme dessen,
dass er nicht gebläut sondern blank gehalten ist, gleicht seine Ausstattung genau dem vorbeschriebenen
Trabharnische des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Auch hier erblicken wir dieselbe seichte Tausia;
der Ornamentstil weist auf den gleichen Künstler, vielleicht Elias Stark; an einigen Stellen finden sich
in Cartouchen Landsknechtgestalten, wie solche in Linhart Fronsperger's Kriegsbuch von 1566
erscheinen.

Frühere Beziehungen Jakob Topfs zum bairischen wie auch zum steirischen Hofe um 1582
und später ergeben sich aus dem Briefwechsel der Erzherzogin Maria von Baiern mit ihrem Bruder
Herzog Wilhelm von Baiern. »Schon im fünften Lebensjahr,« sagt Hurter,2 »besass Ferdinand (II.)
seinen Harnisch (1582) und der Oheim, Herzog Wilhelm, Hess ihm durch die Mutter sagen, er solle
hinauskommen und ihm auf die heilige Zeit das Grab hüten helfen. Auf ein Neujahr hatte ihn Wil-
helm abermals beschenkt, wofür Maria in seinem Namen dankt. »Der Topf«, schreibt sie, »sei ihm
am liebsten, lieber als die Pferde.«

Dieser Prunkharnisch, ein ganzer Feldharnisch von ausgebildeten Formen für einen kräftigen
Körper, hat einen geschlossenen Helm mit verlaufendem Kamme, steil aufstrebendem, links gelochtem,
rechts gespaltenem Visir und drei Hals- und Nackenreifen. Die Achseln haben viermal geschobene
Vorder- und steife Hinterflüge, die gefingerten Handschuhe nur kurze, leicht geschweifte Stulpen an-
gesetzt. Die Brust mit tiefsitzendem Gansbauch und umlegbarem Rüsthaken zeigt zwei Bauchreifen,
an welche die fünfmal geschobenen Beintaschen geschnallt sind. Die oberhalb zweimal geschobenen
Diechlinge, ebenso wie däs Unterbeinzeug, sind zum Abstecken eingerichtet. Die Schuhe haben die
natürliche Fussform. In einem Medaillon des linken Diechlings findet sich die Jahreszahl 1582 ein-
gravirt. Bei dem Harnische befindet sich auch eine gleich ausgestattete Brechscheibe (Taf. XXXI).

In den folgenden Jahren muss Meister Jakob, den ansehnlichen ihm ausbezahlten Beträgen nach
zu schliessen, für die tirolische Kammer viel und anhaltend beschäftigt gewesen sein; denn er erhält
im Jahre 1584 durch den Salzfactor für gelieferte Arbeiten 286 fl. 28 kr. ausbezahlt.3 1586 werden
ihm die noch vom Vorjahre rückständigen 100 fl. 22 kr. und dem Maler Kaspar Rorer, in dem
wir hier einen Aetzmaler annehmen können, 47 fl. durch den obersten Salzfactor entrichtet.4 In dem-

1 Markgraf Karl von Burgau, der älteste Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Tirol und der Philippine Welser.

2 Hurter, Friedrich von, Maria Erzherzogin von Oesterreich, Herzogin von Baiern, Schafl'hausen 1860, p. 70.

3 Jahrbuch XfV 2, Reg. 11096.

4 Ebenda, Reg. I 1144.
 
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