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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0309
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Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke. 2 73

Wenn man das Schreiben Sir Henry Lee's oberflächlich liest, so käme man leicht zu der An-
sicht, dass Meister Jacobi bis zum Jahre 1590 noch in Greenwich in voller Thätigkeit gewesen wäre,
und diese Annahme allein wäre dazu angethan, in die Identität des Jacobi mit Jakob Topf einen
berechtigten Zweifel zu setzen. Aber der klare Wortlaut des Schreibens im Einzelnen widerspricht
deutlich einer solchen Voraussetzung; denn der ganze Eingang bis zu dem angeführten persönlichen
Versuche des Schreibers bezieht sich auf eine vergangene und selbst auf eine langvergangene Zeit.
Sir Henry Lee erzählt hier zunächst die seit mehr als einem Jahrzehnt her datirende Vorgeschichte
der Bestrebungen zur Erforschung der Brauchbarkeit des englischen Eisens, um die Beweggründe seiner
eigenen Versuche zu erklären. Der Name des Werkmeisters Jacobi ist ihm bei dessen Berühmtheit noch
gut erinnerlich und nicht minder auch seine damalige massgebende Bedeutung für die Regierung; aber
der Name des Edelmannes, auf dessen Besitzungen in und um Sropshere damals Eisen gewonnen wurde,
ist ihm unbekannt geblieben oder wohl aus dem Gedächtnisse entschwunden. Selbst die von der Re-
gierung angeordneten Proben, welche in Gegenwart der Werkmeister durch Sir Robert Constable und
den Vetter des Schreibers Master John Lee angestellt wurden, gehören einer vergangenen Zeit an. Bei
den wiederholten in Greenwich angestellten Versuchen und Proben des Schreibers selbst ist wohl von
einem hervorragenden Bediensteten, doch nicht mehr von Meister Jacobi die Rede, dessen Anwesen-
heit zu betonen Sir Henry Lee gewiss nicht vergessen hätte. Die ganze Sorge ist auf die Existenz der
heimischen Waffenschmiede gerichtet, die mit Weib und Kindern von ihrer Arbeit leben. Darum wird
auch der Einfachheit der Ausstattung so lebhaft das Wort geredet, um eine Einfuhr einzuschränken;
denn nach der Entfernung Jacobi's hatte die Erzeugung reicher ausgestatteter Harnische in England
selbst völlig ihr Ende gefunden und waren die Kunden lediglich auf das Ausland angewiesen. Diese
Hinneigung von dem Schönen auf das Praktische war um 1590 ein Zug, den wir nicht allein in Eng-
land gewahren; er ist in der ganzen Welt zu erkennen gewesen. Vielleicht findet sich hier der Schlüssel
für die RückÜbersiedlung des Meisters Jacobi, der eine Abnahme des Kunstbedürfnisses in England
schon um 1570 verspürt haben mochte, in das kunstreiche Innsbruck.

Sauelbeschlag zum Harnische des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, von Jakob Topf.
XVIII. 35
 
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