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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0310
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NACHTRAG ZUR ABHANDLUNG:

EIN CYKLUS VON FEDERZEICHNUNGEN
MIT DARSTELLUNGEN VON KRIEGEN UND JAGDEN MAXIMILIANS L

Von

Friedrich Dörnhöffer.

enn oben mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass das Verzeichniss der Werke
Jörg Breu's noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann und dass es
namentlich in der Richtung der Zeichnungen und der Arbeiten für den Holzschnitt
noch erweiterungsbedürftig und fähig sei, so können dafür schon jetzt einige
Beispiele angeführt werden, die dem Verfasser während der Drucklegung des
Bandes bekannt wurden. Ferner hat W. Schmidt im letzten (IV.) Heft des »Re-
pertoriums für Kunstwissenschaft« sich neuerdings mit Breu beschäftigt und an
sieben bisher nicht genannten Illustrations-Werken seine Mitwirkung als Holzschnittzeichner consta-
tirt. Auf diese Seite der Bethätigung Breu's kann jetzt nicht näher eingegangen werden; nur in Bezug
auf einen Punkt, nämlich die Ansicht Schmidt's, dass Breu der Zeichner der letzten Kriegsdarstellung
auf der »Ehrenpforte« sei, soll der Widerspruch des Verfassers nicht unterlassen werden.1

Im Folgenden sei die Liste der Zeichnungen des Künstlers, die oben, S. 27 ff., gegeben wurde,
um einige Nummern erweitert, zumeist aus dem Kupferstichcabinete zu Berlin, wo sie, wie auch
sonst die meisten Zeichnungen Breu's, die Namen Burgkmair oder Amberger tragen.

1. »Lucretia«. Federzeichnung im Rund, Durchmesser 24 cm. Berliner Kupferstichcabinet, aus
der Sammlung Nagler stammend. Rückwärts als C. Amberger bezeichnet.

Die Composition hat die grösste Aehnlichkeit mit derjenigen, welche Breu 1528 für den Herzog
von Baiern ausgeführt hat (vgl. S. 32). Die Scene ist eine sich in Bogen nach einem Stadtplatz
öffnende Halle, in deren Mitte sich Lucretia den Dolch in die Brust stösst. Rechts davon ist der Rache-
schwur über ihrer Leiche dargestellt, die man links wegtragen sieht. Zwischen den Pfeilern der Halle
erblickt man eine vom Volk umdrängte Rednerbühne. Auf dem Echinus des rechten Pfeilers steht die
Jahreszahl 1522, auf dem des linken ein durch nachzeichnende Striche unerkennbar gemachtes Zeichen.
Composition, Auffassung und Zeichenweise beweisen die Urheberschaft Breu's, der im Jahre 1528, als
die Bestellung des bairischen Herzogs an ihn erging, sich in seinem Entwürfe mit nur geringfügigen
Aenderungen begnügte. Das Blatt hat im Gesammtausdruck eine solche Aehnlichkeit mit der S. 29
abgebildeten Nürnberger Zeichnung, dass die Zugehörigkeit zu einer und derselben Folge wahrschein-
lich ist.

2. »Der Landbau«. Federzeichnung im Rund, Durchmesser 24 Cm. Berliner Kupferstich-
cabinet, aus der Sammlung Nagler stammend. Copie nach Breu.

1 Herr Dr. Max Friedländer hatte die Freundlichkeit, mich auf ein paar von ihm als Breu agnoscirte Federzeich-
nungen mit Schlachtendarstellungen aufmerksam zu machen, die sich im Besitze des Stuttgarter Kunsthändlers Gutekunst
befänden. Leider ergab eine Anfrage dort, dass die Blätter bereits wieder verkauft und keinerlei Angaben über sie mehr
möglich wären.
 
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