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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Boeheim, Wendelin: Der Hofplattner des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jakob Topf und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0312
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276 Friedrich Dörnhöffcr. Ein Cyklus v. Federzeichnungen m. Darstellungen v. Kriegen u. Jagden Maximilians 1.

ich für in diesen Zusammenhang gehörig und nach Visirungen Breu's ausgeführt halte. Sie stellen die
Planeten Saturn und Venus in derselben Auffassung wie das besprochene Blatt und mit deutlichen
Anklängen an Breu'sche Zeichenweise dar. Möglicherweise gehört auch eine in schlechter Copie im
Berliner Kupferstichcabinet erhaltene Federzeichnung im Rund hieher, welche wieder in ganz ana-
loger Weise den Planeten Mercur darstellt. Die Zeichenweise ist durch den Copisten verwischt aber
die Composition stimmt höchst frappant zu der des Erlanger Blattes.

10. Zu den auf S. 3i erwähnten Dresdener Glasscheiben sei bemerkt, dass sie eine in der Ab-
bildung auf S. 55 weggelassene Umrahmung zeigen, welche einige für Breu's Zeit befremdliche orna-
mentale Motive und Costümstücke enthalten. Es ist wahrscheinlich, dass sie den Scheiben etwas später
zugefügt wurden, wofür auch spricht, dass die auf den Scheiben und auf den Rändern verwendeten
Farben nicht die gleichen sind.

Die Urheberschaft Breu's an den den Scheiben zu Grunde liegenden Visirungen ist zweifellos. Er
hat sich zum Theil die Motive aus seinen früheren Arbeiten geholt. In der Darstellung der »Venacio«
z. B. wiederholt sich völlig genau die Figur des knieenden Falkners von unserer Taf. XVIII, der sich
mit dem Falken zu scharfen macht, während einzelne Motive aus den andern Jagdbildern vereinfacht
und zusammengezogen den Hintergrund bilden.

Auf der sechsten Scheibe, welche die Kochkunst darstellt, ist, wie oben erwähnt, die Ueberschrift
ausgebrochen. W. Schmidt erwähnt nun in dem genannten Aufsatze eine Zeichnung von Breu mit
der Ueberschrift »Coquinaria«, worin höchst wahrscheinlich die Vorzeichnung für jene Tafel zu er-
blicken ist.

Im Berliner Kupferstichcabinet befinden sich drei Zeichnungen im Rund, welche dieselben
Gegenstände darstellen wie die Dresdener Scheiben, dieselben Ueberschriften tragen und deren Com-
positionen bis in Einzelheiten hinein die der Scheiben wiederholen. Während man z. B. in der Schlacht-
scene auf dem »Militare« bezeichneten Blatte die Breu'schen Typen noch genau zu erkennen vermag,
ist aber doch alles Costümliche im Charakter der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts umgeändert.
Eine der Zeichnungen (»Metallaria«) ist mit verschlungenem T. S. bezeichnet, was wohl mit Recht auf
Tobias Stimmer gedeutet wird, obwohl es nicht die gewöhnliche Form seines Monogrammes darstellt.
Von derselben Hand stammt das Blatt »Militare«, während »Venacio« nur eine ungeschickte Copie
nach Stimmer ist. Diese Zeichnungen seien als ein merkwürdiges Beispiel des Fortlebens Breu'scher
Compositionen angeführt.1

1 Zur Deutung des Namens der »zottenden Mendl« (vgl. oben, S. II, Aura. 12) sei eine früher übersehene Stelle nach-
getragen, welche Ulmann in seinem »Kaiser Maximilian I.«, II. Band, S. 752, aus Jakob Spiegel's »de dictis et factis Alfonsi
regis« anführt und durch welche der Gegenstand völlig klargestellt ist: »Merovingicam originem — quem ob vestitum ad
priscum morem formatum inscripsit die zottenden menlen.«
 
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