Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
List, Camillo: Zacharias Lencker
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Camillo List.

schmied umzusehen, der diese Passionstafeln vollenden sollte. Am 10. October dieses Jahres antwortet
Hainhofer dem Herzog, er habe dies gethan, und führt als beste Goldschmiede an den Melchior
Bayr, Jan de Voss und Christoph Lencker sammt seinem Sohne Zacharias, der »noch jung und ledig
aber fleissig und eingezogen; wan euer fürstlich gnad mir die kupferstuckh dess passions, welche sie
begern, gnedig schickhen, will ich's alle 3 jeden absunderlich sehen lassen und ihren willen darüber an-
hören, wieviel ainer oder der ander vom stuckh nemmen und wie bald sie's machen wollen, ehe ich's
bestelle, ihr antwort euer fürstlich gnad zuvor underthenig berichten.«

Acht Tage darauf, am 17. October, berichtet Hainhofer, dass er »mit dem Rothenhaimer wegen
des passions auf silbernen getribnen tafeln geredt, welchen er für den geschickhtisten silberarbaiter in
dergleichen werk alhie halte; da hat er mir geantwort, der Bayr und der de Vos seien sehr guet und
fleissig aber seines gedünkhens ubertreffe sie noch der Lencker alle . . ., auf welches ich mit dem
Lenckhern selbst geredt und gefragt, wan ich ihne für ain potentaten etliche silberne passiontäfelin zu
ergänzung anderer anfrommete, ob er's gleich fürnemmen und machen wolt. Sagt er . . ., wan's sein
muest, so wolt er's strackhs under die hand nemmen ... Da es nun euer fürstlich gnad gnedigst ge-
fällig, kinden sie aintweder ein ausgemachtes täfelin oder einen abguss darvon senden; so will ich als-
dan mit sollicitierung schon mein bestes thuen, darmit sie bald gemacht werden. Ja wan euer fürstlich
gnad gern von underschidlichen händen haben, so kan man den Bayr und den de Vos auch was machen
lassen und die täfelin austhailen . . .« Am 15. December schreibt der Herzog an Hainhofer, dass er ihm
am i3. November »neben dem silbern teffelein und passionskupferstucke« einen Brief geschickt habe.
Hainhofer bestätigt in seinem Briefe vom 5. December den Empfang der »2 silbernen täfelen, 11 kupfer-
stucken von des Golzij passion . . . Die zwo silbernen täfelen sein wol conditioniret uberkommen . . .
Hab ich's noch niemand sehen lassen, will aber . . . über 8 tag euer fürstlich gnad underthenig berichten,
was die kunstler darvon halten und wievil der Linckher von der mark oder dem stück nemmen auch
wie bald er's machen will; die 2 täfeln gefallen mir nit übel, ausser das, wie euer fürstlich gnad Selb-
sten gnedigst melden, die gebew noch kunten besser herausgetriben sein worden; meins bedunkhens
werden die folgende täfeln viel mehr gelt oder macherlohn kosten als die 2 ausgemachte«. Hainhofer
will sich über Alles genauer erkundigen und dem Herzog referiren. In demselben Schreiben sagt er
weiter: »Den Linckher will ich auch fragen, ob er das angefangene täfelin von der ausfüehrung Christi
vollends absolviren wolle; zweiflet mir nit, weil er die 9 stück zu machen hat, er werde dises nit
waigern . . .«

Diese Tafel ist die, über welche, wie schon erwähnt, Johannes Körver starb. Wenn es hier heisst,
Lencker habe ausser dieser noch neun andere Tafeln zu machen, so ergibt sich daraus, dass Körver
überhaupt nur zwei Platten vollständig verfertigt, die dritte, die Kreuztragung Christi, angefangen habe.
Lessing irrt daher, wenn er annimmt, dass Körver acht von den zwölf Platten verfertigte, was schon
deshalb unmöglich ist, da die eine Platte, das letzte Abendmahl, 1616 datirt ist, Körver jedoch damals
schon neun Jahre todt war. Von diesen acht Tafeln tragen zwei, die Dornenkrönung und die Darstel-
lung, die Bezeichnung »J. Kor. F.«, während die anderen sechs: das Abendmahl, Christus vor Kaiphas,
Christus vor Pilatus, die Geisselung, die Kreuztragung und die Himmelfahrt, mit »J. K. F.« bezeichnet
sind. Es sind also die beiden Platten, die die Signatur »J. Kor. F.« tragen, dem Johannes Körver zu-
zuschreiben, während die übrigen einem anderen Meister angehören, darunter auch die, welche von
Körver begonnen wurde, nämlich die Kreuztragung.

Die Verhandlung wegen Ausfertigung der Passionstafeln geht nun weiter. Hainhofer schreibt
am i3. December dem Herzog: »die 2 silberne tafeln neben den 11 kupferstuck von des Goltij passion
hab ich ihm (Lencker) zugestellt und dess preis halber gefragt. Sagt er, er künte sich nit resolvieren,
dan sich der arbeit nit <U und gewicht nach bezahlen lasse« und da er sehr beschäftigt sei, »also vor
ostern nit wol recht werde dahinder künden, er gleichwol neben zu machen, sovil er kunt, und ein
oder 2 täfeln nach und nach verfertigen, ehe er weiter fortfahre, sie zu sehen schickhen und darneben
sich underthenig ercleeren, was er nemmen kende . . .« Ueber die beiden zugeschickten Tafeln spricht
sich Lencker im Ganzen günstig aus, nur tadelt er den Mangel an Perspective.
 
Annotationen