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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Schaeffer, August: Eduard Ritter von Engerth
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0409
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EDUARD RITTER VON ENGERTH.

I J s war zur Zeit der gewaltigen Wetterstürze, in der zweiten Hälfte Juli 1897, als Morgens den
28. die Nachricht von dem plötzlich erfolgten Ableben des am Semmering weilenden k. u. k.

m m Hofrathes und gewesenen Galleriedirectors Eduard Ritter von Engerth durch das Oberst-
kämmereramt in das kunsthistorische Hofmuseum gelangte. War man sich auch des schon Jahre
andauernden Siechthums des nunmehr Dahingeschiedenen bewusst und konnte man auf dessen ein-
tretenden Tod vorbereitet sein, so wirkte die Trauernachricht dennoch erschütternd, namentlich aber
auf Jene, welche den Mann gekannt hatten und ihm nahe gestanden waren. So still und zurückgezogen
Engerth »den Tod erwartete«, — denn in diesem Sinne äusserte er sich zum Schreiber dieser Zeilen
wiederholt — ebenso bewegt war sein Leben sowohl als Künstler wie als einer Derjenigen, welche es
sich zur Aufgabe gestellt hatten, überall mit thätig zu sein, wo sie nützlich und der Oeffentlichkeit
dienstbar zu werden vermochten. Und wahrlich, wie nur wenigen Menschen waren Ritter von Engerth
hiefür die richtigen Veranlagungen zu eigen. Es hat sich demnach nicht nur sein künstlerisches Wirken
durch Talent und Fleiss zu einem fruchtbaren und bedeutsamen gestaltet sondern seine Thatkraft
und Willensenergie bethätigten sich auch erfolgreichst auf anderen Gebieten, die, wenn sie auch stets
mit der bildenden Kunst im Connexe standen, dennoch das Mannigfachste an Bildung und geistiger
Befähigung erforderten.

Zu Pless in Preussisch-Schlesien am i3. Mai 1818 geboren, in welcher Stadt sein Vater als Maler
wirkte, kam er nach Oesterreich. Hier wurde er erzogen, hier besuchte er die Schulen.

Seine massgebenden Kunststudien machte er an der k. k. Akademie der bildenden Künste in
Wien.1 Tüchtige Lehrer waren ihm Führich und Kupelwieser, welch' Letzterer den jungen Maler bei
seinen grösseren Arbeiten als eine werthvolle Hilfskraft beizuziehen pflegte, wobei sich Engerth auch
zuerst in der später von ihm so erfolgreich ausgeübten Frescomalerei bethätigte. Im Alter von 26 Jahren
stehend, erhielt er auf das Bild: »Josefs Traumdeutung«2 die goldene Staatsmedaille und im Jahre
1846 wurde ihm die Ehre zu Theil, im Auftrage des Erzherzogs Karl ein Bild zu malen, welches die
Kaiserkrönung Rudolfs von Habsburg darzustellen hatte. Im folgenden Jahre begab sich Engerth als
kaiserlicher Pensionär nach Italien. Er verweilte daselbst durch volle sechs Jahre, hatte im kunst-
sinnigen Hause Zuccari Zutritt und kam auch mit dem im Hause Massini wohnenden Meister Cornelius,
der einen auserlesenen Kreis von Künstlern um sich versammelte, in nahe Beziehung. Von Haus aus
reich veranlagt, gelangte Engerth durch das Studium der alten Meister und der Natur sowie durch die

1 Engerth trat im December des Jahres 1837 m die Akademie ein. Wie aus den Acten dieser Lehranstalt ersehen
werden konnte, erhielt er daselbst 1840 den Lampi'schen Modellpreis und den Gundel'schen Preis, mit welchem letzteren
er auch im folgenden Jahre ausgezeichnet wurde. Nach authentischen Mittheilungen soll er während seiner Studienzeit
jedoch alle damals bestehenden Schülerpreise erhalten haben. Die ersten Historienbilder, welche er malte, stellen dar:
»Haman und Esther«, »Ladislaus und Akus«. Wie fleissig der junge Künstler war und wie er sich thatkräftig die Mittel
zum Leben und Studium schuf, geht daraus hervor, dass er jeden Morgen, ehe er zur Kunstschule ging, schon an Land-
schaften und kleineren Genrebildern arbeitete, um für deren Erlös die nöthigen Subsistenzmittel zu beschaffen.

* Dieses Bild befindet sich im Besitze der Gemäldegallerie des Allerhöchsten Kaiserhauses, ist aber dermalen nicht
daselbst aufgestellt sondern in den Fremden-Appartements der Wiener Hofburg placirt worden.
 
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