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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Schlosser, Julius von: Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Trevisio
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0266
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TOMMASO DA MODENA UND DIE ÄLTERE MALEREI IN TREVISO.

Von

Julius von Schlosser.
I.

Die Loggia de' Cavalieri in Treviso.

reviso ist das dritte bedeutende Centrum der norditalienischen Malerei des Tre-
cento, die im alten Veneterlande schon so frühe die ganz anders veranlagte tos-
canische Giotteske durch ihre kräftige Eigenart aus dem Felde schlägt. Geht die
realistische und farbenfreudige Schule des Altichiero von dem heiteren Verona,
der Heimat der Mezzo matti aus, um in der Stadt der gran dottori, dem ernsten
und gelehrten Padua, am Hofe der Carrara eine Pflegestätte ohne gleichen zu
finden, so kann sich Treviso zwar mit diesen Städten, die, bevor sie die Fittige
des adriatischen Löwen überschatteten, ein glänzendes staatliches Sonderleben geführt haben, seiner
ganzen historischen Bedeutung nach freilich nicht messen. Aber dennoch hat sich hier, in beschei-
deneren Grenzen, schon im Trecento ein Kunstleben entwickelt, das umsomehr eingehenderer Betrach-
tung werth ist, als man ihm bis jetzt nur sehr oberflächliche Berücksichtigung geschenkt hat. Zwar hat
die freundliche Landstadt, in ebener fruchtbarster Campagna, an ihrem vielzertheilten und gewun-
denen Sile liegend, in ihre noch trefflich erhaltenen Renaissancemauern in langgestrecktem Rechteck
eingeschlossen, aus denen seine bedeutendste Kirche, S. Niccolö, ernst und altersgrau, ein Wahrzeichen
der Stadt, aufragt, mit krummen Laubenstrassen, «als wären sie vor Erfindung der Richtschnur ge-
zogen», heute keinen sehr alterthümlichen Charakter mehr, ungleich seinen venetischen Schwester-
städten Verona und Padua, deren mittelalterlicher Kunstcharakter wiederholt in diesen Blättern
geschildert worden ist.1 Vielleicht in keiner andern italienischen Stadt von einiger Bedeutung hat die
Furia moderner Ingenieure und Bauspeculanten so grimmig gewüthet wie hier; an Stelle der charakter-
vollen gothischen Laubenhäuser und der heitern, mit Facadenmalereien gezierten palazzine der

1 Vgl. meine Aufsätze: Ein veronesisches Bilderbuch (Jahrbuch, Bd. XVI); Giusto's Fresken in Padua (Bd. XVII);
Die ältesten Medaillen (Bd. XVIII), an die sich der vorliegende Aufsatz ideell anschliesst.
 
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